Nur wenige Gattungen warten mit einem derart vielfältigen Angebot an Pflanzen auf. Die Gattung der Gamander (Teucrium) versammelt Stauden, Halbsträucher und Sträucher unter sich. Die kräftig florierenden Lippenblütler sind ideal für naturnahe Gärten und Bienenweiden, außerdem werden einige Arten auch als Heilpflanzen genutzt. Entdecken Sie hier die individuellen Vorzüge der jeweiligen Gamander-Art und erhalten passende Pflanz- und Pflegetipps.
Ein Großteil der etwa 250 Gamander-Arten verteilt sich über den Mittelmeerraum und gedeiht dort prächtig unter den milden klimatischen Bedingungen. Jedoch sind beinahe weltweit Vertreter der Gattung zu finden, darunter beispielsweise auch in China oder tropischen Gebieten. Wildwachsend in Deutschland ist der Edelgamander (Teucrium chamaedrys) zu finden, dem es besonders auf Magerrasen oder in lichten Trockenwäldern gefällt.
Die meisten der hier vorgestellten Arten gehören zum festen Repertoire einer Staudengärtnerei oder eines gut sortierten Gartenfachhandels. Für alle von ihnen spricht ihre außerordentliche Robustheit. Sie breiten sich bei geeigneten Bedingungen rasch aus und sind daher fast immer eine zuverlässige Wahl. Die verschiedenen Wuchsformen und -größen bieten zudem vielerlei Verwendungsmöglichkeiten.
Art | Wuchsform | Wuchshöhe | Blüte | Verwendung | Besonderheiten |
Berg-Gamander (Teucrium montanum) | kleiner Halbstrauch | ≤ 25 cm | Juni – Sept. cremeweiß | Alpin- oder Steingarten | Heilpflanze, sehr winterhart |
Strauchiger Gamander (Teucrium fruticans) | Strauch | bis 200 cm | März – Okt. bläulich | einzeln oder als Heckenpflanze | seltene Blütenfarbe, nur bedingt frosthart |
Edel-Gamander (Treucrium chamaedrys) | Halbstrauch | 20 – 25 cm | Juli – Aug. purpurrosa | einzeln, in Gruppen oder als Beetumrandung | heimische Wildpflanze, aromatischer Duft, wintergrün |
Kaukasus-Gamander (Teucrium hyrcanicum) | Staude | bis 50 cm | Juni – Okt. purpurviolett | in Gruppen am Gehölzrand oder freistehend in Beeten, Steingarten | lange Blütenähren, anpassungsfähig |
Immergrüner Gamander (Teucrium lucidrys) | Halbstrauch | 20 – 40 cm | Juli – Aug. purpurrosa | als Heckenpflanze, im Steingarten | horstartig, wintergrün, verträgt Halbschatten |
Katzengamander (Teucrium marum) | Halbstrauch | 20 – 30 cm | Juni – Juli rot-violett | als Kübelpflanze, geschützt im Freiland | ähnlich Thymian, Duftkraut, eher frostempfindlich |
Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia) | Halbstrauch | 20 – 40 cm | Juli – Sept. grün-gelb | Steppen- und Heidegarten, Gehölzrand | wintergrün, Auslese ‚Crispum‘ mit gewellten Blättern |
Graufilziger Gamander (Teucrium heterophyllum) | Halbstrauch | 30 – 60 cm | Winterblüher orange-rot | Topfkultur im Gewächshaus oder Wintergarten | Rarität, heimisch auf den Kanaren, nicht winterhart! |
Die beste Pflanzzeit für den Gamander ist das Frühjahr, wenn die Temperaturen noch mild, aber dennoch für die meist wärmeliebenden Arten schon ausreichend warm, sind. Es erleichtert den Pflanzen das Anwurzeln, sodass sie für ihren ersten Winter bereits vollständig gewappnet sind. Der nötige Pflanzabstand ist jedoch von der jeweiligen Art und deren Endgröße abhängig.
Gamander mögen es am liebsten vollsonnig und warm, wenn möglich auch etwas geschützt. Einige der Arten, darunter der Kaukasus-, Edel- und Immergrüne Gamander tolerieren aber auch Halbschatten. Der Boden muss locker und somit durchlässig sein, ein hoher mineralischer Anteil ist also wünschenswert. Sand, Kies und gröbere Steine verbessern deswegen allesamt die Durchlüftung und Wasserleitfähigkeit des Gartenbodens. Außerdem bevorzugen die meisten Arten kalkhaltige Substrate mit pH-Werten, die sich im neutralen bis alkalischen Bereich bewegen – etwa zwischen 6,5 und 8.
Die richtigen Bedingungen schaffen
Ein schwerer Gartenboden muss den Traum vom reichblühenden Gamander noch nicht ruinieren. Wird der Boden vor der Pflanzung entsprechend angepasst, steht der Kultivierung nichts mehr im Wege. Diese Maßnahmen können dabei helfen:
Der pflegeleichte Gamander macht es Gärtner*innen erfreulicherweise sehr leicht. Er ist mit wenig zufrieden und gibt doch viel zurück – unter anderem bildet er zahlreiche Blütenstände, die sowohl Mensch als auch allerlei schwirrendes Tierchen entzücken. Im Übrigen bleibt er zusätzlich weitestgehend unbeeindruckt von Krankheiten und Schädlingen.
Leichte Trockenheit sowie Nährstoffarmut beeinträchtigen das Wachstum des Gamanders in keiner Weise – gedeiht er natürlicherweise doch ohnehin in eher kargen, trockenen und teilweise felsigen Gebieten. Einzig bei Kübelpflanzungen sollten Sie ab und an ein Auge auf die Substratfeuchte haben, denn dieses sollte zumindest nie vollständig austrocknen. Auch frisch gepflanzte Exemplare benötigen in dieser Hinsicht dementsprechend etwas mehr Zuwendung. Im Winter wird hingegen weniger gegossen.
Auch beim Dünger dürfen Sie zurückhaltend sein. Eine jährliche Düngung ist im Freiland dementsprechend nicht zwingend notwendig. Einmal alle zwei bis drei Jahre können Sie aber (sparsam) Kompost rund um die Pflanzen verteilen. Für Töpfe bietet Kompost ebenfalls eine umweltfreundliche Möglichkeit der Düngung, denn er garantiert einen nahezu geschlossenen Nährstoffkreislauf. Da allerdings jedes organische vermehrt Zersetzungsprozesse ankurbelt, muss regelmäßig darauf geachtet werden, dass nicht nach und nach das Substrat schwindet und absackt. Das Absacken der Erde führt leider dementsprechend gleichermaßen zum Verdichten der Erde, was wiederum Staunässe nach sich ziehen kann.
Bei den meisten Gamander-Arten, darunter vor allem die strauchförmigen, genügt ein Rückschnitt im Frühjahr kurz vor dem Neuaustrieb. Dabei entfernen Sie lediglich die vorjährigen Blütentriebe mit geschärfter Schere. Soll hingegen die Selbstaussaat staudenförmiger Arten verhindert werden, müssen Sie diese bereits nach der Blütezeit und vor der Samenbildung kappen. Besonders der Edel-Gamander ist in dieser Hinsicht nur schwerlich zu bremsenm, da viele der Samen schon simultan während der Blüte reifen. Wer schnell ist und Verblühtes sofort abschneidet, kann die Selbstaussaat aber eindämmen. Teucrium hyrcanicum ist ebenso ein fleißiger Selbstaussäer.
Es gilt: Je länger eine Pflanze sich an einem Standort etablieren konnte, desto widerstandsfähiger wird sie dank ihres zunehmend gefestigten Wurzelwerks. Frisch gepflanzte Gamander sind dagegen zunächst kälteanfälliger.
Leider bleiben jedoch nicht alle Arten vom mitteleuropäischen Winter gänzlich unberührt. Besonders Kahlfröste können es manchen von ihnen entsprechend schwer machen. Winterschutz benötigt zum Beispiel Teucrium lucidrys. Mit Abdeckungen aus Reisig oder gesammeltem Herbstlaub überstehen jedoch auch kälteempfindliche Pflanzen niedrige Temperaturen ohne Schäden. Teucrium chamaedrys, hyrcanicum und montanum sind hingegen auch in den hiesigen Breitengraden absolut winterhart. Topfpflanzen sollten Sie einpacken und beispielsweise an die wärmende Hauswand stellen.
Leider fällt der Gamander in der Bekanntheits- und Beliebtsheitsskala oft hinter seinen beiden prominenten Verwandten aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) zurück: Diese sind zum einen der Lavendel – ein Gartenstar schlechthin – und andererseits sowohl der Echte Salbei (Salvia officinalis) als auch Ziersalbei-Arten (z.B. Salvia nemorosa). Dabei steht die Gattung völlig zu Unrecht im Schatten dieser beiden. Denn sie steht ihnen mit ihrer Insektenfreundlichkeit und dem aromatischen Duft der Blüten eigentlich in nichts nach. Allerdings sollten Sie sich vor der Pflanzung über die verschiedenen Arten informieren, damit Sie die passende für Ihre jeweiligen Ansprüche finden. Für Steppen- und Stein-, Alpin- und Bauerngarten-Arrangements findet sich in jedem Fall eine passende Gamander-Art, die sowohl in der Größe als auch optisch perfekt zu Ihnen und Ihrem Garten passt.
LUISA ROTH
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