Auch wenn gar nicht geregnet hat, ist in der Blattmitte des Frauenmantels oft eine glasklare Wasserperle zu entdecken, die in der Sonne glitzert. Diesen mysteriösen Wassertropfen, der durch Transpiration entsteht, sollen die Kelten angeblich als magisches Zeichen aus einer Art Zwischenwelt gehalten haben. Aus dieser Besonderheit entstand auch die Bezeichnung des Frauenmantels als „Alchemistenkraut“. Lesen Sie hier mehr zu den Besonderheiten des Zier- und Heilkrauts.
Mit ungefähr 1000 Arten ist die Pflanzengattung der Frauenmäntel (Alchemilla) eine betrachtliche Größe innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die meisten von ihnen gedeihen in Gebirgszonen, bevorzugt feuchten Hanglagen, in Afrika, Asien und Europa. Ganz besonders in Ostafrika eröffnet sich eine außerordentliche Vielfalt unterschiedlicher Wuchs- und Erscheinungsformen der Gattung.
Der Frauenmantel zählt zu den Stauden. Wenige Arte wachsen aber auch als Sträucher, ihre Sprossachsen verholzen mit der Zeit. Wuchshöhen bis zu 50, selten 60 Zentimetern können je nach Art erreicht werden. Mithilfe unterirdischer Rhizome breitet sich der Frauenmantel außerdem mit den Jahren üppig im Beet aus. Seine Wurzelrhizome sind es auch, die ihn gut durch den Winter bringen, indem sie essenzielle Nährstoffe einlagern. Jedes Frühjahr entspringen dann neue Blättchen, die sich langsam entfalten.
Nicht nur die glitzernden Wassertropfen machen die Blätter des Frauenmantels zu etwas Besonderem. Auch ihre Form ist unverkennbar, wohlgeformt rundlich mit sieben bis elf Lappungen wellen sie sich leicht, sodass sie manchmal beinahe triechterförmig sind. Dieses Charakteristikum zieht sich auch weitestgehend durch die vielen verschiedenen Arten. Auf den Unterseiten sitzen feine Härchen, die den Frauenmantel ganz besonders weich und liebenswert machen.
Frauenmantel zählt zu den insektenfreundlichen Pflanzen. Er eignet sich darum auch für naturnahe Bienenweiden.
Die Blütezeit liegt zwischen Mai und August. Einzeln winzig klein, aber im Gesamten üppig, lassen sich die grün-gelblichen Blütenstände hervorragend in gemischten Staudenpflanzungen intergrieren. Die Fruchtreife ist meistens im September abgeschlossen. Die kleinen Nussfrüchte bleiben schließlich an Tieren haften oder werden vom Wind verteilt.
Artname | Wuchshöhe | Blüte | Charakteristika |
Alchemilla epipsila | 20 – 30 cm | Juni – Juli | wächst dicht und kompakt; standfest |
Alchemilla erythropoda | 15 – 20 cm | Juni – Aug. | tolerant bei Schatten, klein und langsamwachsend |
Alchemilla faeroensis ssp. pumila | 3 – 10 cm | Juni – Aug. | Zwerg-Frauenmantel, sehr niedrig und zierlich |
Alchemilla glaucescens | 10 – 20 cm | Juni – Aug. | wächst auf magerem Boden, stark behaart, heimische Wildstaude |
Alchemilla mollis | 30 – 50 cm | Juni – Juli | starkwüchsig, stark selbstaussäend; robust, büßt bei starkem Regen aber an Standfestigkeit ein; duftend |
Alchemilla vulgaris | 30 – 50 cm | Mai – Aug./Sept. | lange Blütezeit, heimische Wildstaude |
Frauenmäntel sind zwar, was ihren Standort anbelangt, recht flexibel. Die meisten Arten bevorzugen dennoch eher feuchte Böden, die nährstoffreich und dennoch durchlässig sind. Trockenheitsresistent und auch für magere Böden geeignet sind zum Beispiel der Kleine Frauenmantel (Alchemilla erythropoda) und der Filzige Frauenmantel (Alchemilla glaucescens).
Möchten Sie die Staude im Topf anpflanzen, sollten Sie auf ausreichend breite Gefäße achten, da sich der Frauenmantel kriechend ausreichend. Lavagranulat oder Quarzsand sind hilfreiche Substratzusätze, um Staunässe vorzubeugen. Alchemilla-Arten fühlen sich besonders in sonnigen Lagen wohl, viele von ihnen finden sich aber auch im Halbschatten bestens zurecht.
Um keine Bodenmüdigkeit zu riskieren, sollten Sie den Frauenmantel nicht direkt an eine Stelle pflanzen, wo in den Jahren zuvor Rosen oder andere Pflanzen aus der Familie der Rosaceae gewachsen sind. Pflanzen Sie die Staude im Frühjahr oder Herbst ins Freiland und geben bei der Pflanzung ein wenig Kompost mit in den Boden. Anschließend halten Sie die Pflanzen gut feucht. Frauenmantel benötigt aber auch nach der Pflanzung regelmäßige Wassergaben. Daher muss vor allem im Sommer regelmäßig gewässert werden. Die meisten Arten haben zudem einen recht hohen Nährstoffverbrauch. Gedüngt wird darum im Frühjahr vor dem Austrieb sowie im Spätherbst nach Reife der Samen.
Falls die Selbstaussaat des Frauenmantels verhindert werden soll, kann die gesamte Pflanze nach der Blüte bodennah abgeschnitten werden. So wird gleichzeitig ein zweiter Austrieb herbeigeführt.
Frauenmantel sät sich nur allzu gerne selbst aus, sofern seine welken Blütenstände nicht frühzeitig entfernt werden. Wer die Stauden etwas zielgerichteter vermehren will, kann sich neben der Aussaat auch am Teilen des Wurzelstocks versuchen.
Um keimen zu können, benötigen die Samen des Frauenmantels einen Kältereiz. Frisch gereiftes Saatgut lässt sich darum nicht im selben Jahr noch aussäen. Sie können die Samenstände einfach bis zum Frühjahr an der Pflanze belassen, dann abernten und aussäen. Alternativ lässt sich der Kältereiz aber auch durch das Lagern der Samen über einige Tage im Kühlschrank, bzw. Gefrierschrank, erreichen. Eine dritte Möglichkeit besteht darin, schon im Herbst ins Freiland auszusäen. Wichtig ist, das Saatgut nur mit wenig Erde zu bedecken, da Frauenmantel zu den Lichtkeimern zählt.
Da sich der Frauenmantel kriechend ausbreitet, kann nach einigen Jahren der Wurzelstock geteilt und an anderer Stelle wieder eingepflanzt werden. Die Teilung erfolgt entweder im Frühjahr, noch bevor sich der Neuaustrieb zeigt, oder im Sommer, direkt im Anschluss an die Blüte. Und so funktioniert es:
Frauenmäntel sind durchaus robust. Vor Pilzbefall wie dem Echten und Falschen Mehltau oder Rostpilzen sind jedoch auch sie nicht gänzlich gefeit. Die gute Nachricht ist: Meist steckt ein Pflegefehler dahinter, der oft leicht behoben werden kann. Langanhaltende Feuchtigkeit bis Nässe durch zu häufiges Gießen fördert Pilzerkrankungen und Wurzelfäule. Aber auch mangelhafte Nährstoffversorgung macht Pflanzen anfälliger.
Frauenmantel ist nicht giftig. Allerdings enthält das Kraut einen Stoff, der dem weiblichen Hormon Progesteron ähnelt. Daher wird Schwangeren vom Verzehr abgeraten. Auch Menschen mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt sollten keine größeren Mengen einnehmen, da die Gerbstoffe ggf. Übelkeit hervorrufen können.
Nur selten wird Frauenmantel als Küchenkraut verwendet. Viel wichtiger ist die Bedeutung der Staude als Heilpflanze. Schon im Mittelalter wurde Frauenmantel zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden und gegen Entzündungen eingesetzt. Positive Auswirkungen kann das Heilkraut, zum Beispiel als Tee verabreicht, auch bei Menstruationsbeschwerden sowie dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) haben. Auch Benediktinerin Hildegard von Bingen setzte Frauenmantel ein, nicht zuletzt gilt sie als eine Vorreiterin in der Frauenheilkunde.
Im Garten entfaltet ein Teppich aus Frauenmantel in gemischten Staudenpflanzungen oder an Gehölzrändern bezaubernde Wirkung. Die freundlich runden Blätter kommen unter anderem in Kombination mit Akeleien, Ziersalbei, Pfingstrosen oder Taglilien ausgesprochen zur Geltung.
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