Grünkohl, je nach Region auch Braunkohl, Krauskohl oder Federkohl genannt, ist ein beliebtes Wintergemüse und aufgrund seiner gesunden Inhaltsstoffe ein echtes Superfood. Seine Blätter haben nicht nur einen feinwürzigen Geschmack, sondern enthalten auch noch jede Menge Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Beim Anbau erweist er sich als außergewöhnlich robust und benötigt nur wenig Pflege. Es gibt also viele gute Gründe, selbst ein kleines Beet mit dem schmackhaften Kohlgemüse zu bepflanzen. Wie Sie das dekorative Blattgemüse im eigenen Garten anbauen, erfahren Sie hier.
Von Oktober bis in den Frühling hinein wartet er erntereif im Garten und ist auch noch hübsch anzusehen: Der Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica). Ein Grünkohl entwickelt nicht den typischen Kohlkopf. Er bildet vielmehr einen Stängel aus, der häufig stark gekrauste Blätter trägt. Die zweijährige Pflanze zeigt im zweiten Jahr gelbe Blüten. Diese erscheinen von Mai bis Juni und werden gerne von Insekten besucht. Aufgrund ihres markanten Wuchses werden hochstielige Varianten im Volksmund gerne als „Palmen“ bezeichnet. Alle Kohlvarietäten stammen vom Wildkohl (Brassica oleracea) ab.
Grünkohl fühlt sich auf einem nährstoffreichen, kalkhaltigen Boden wohl, der nicht allzu durchlässig ist. Der pH-Wert des Bodens liegt idealerweise zwischen 6,5 und 7,5. Saure Böden sollten Sie daher mit ausreichend Kalk versetzen. Er bevorzugt einen vollsonnigen Standort, gedeiht aber auch noch im Halbschatten zufriedenstellend. Selbst in einem sandigen Substrat zeigt er einen guten Ertrag, wenn dieses regelmäßig mit Kompost verbessert wird.
Leguminosen wie Erbsen oder Bohnen sind eine bewährte Vorkultur, da sie durch eine Symbiose mit Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft sammeln. Das schafft gute Startbedingungen für einen Starkzehrer wie den Grünkohl.
Da Grünkohl zunächst recht langsam wächst, können Sie die Lücken zwischen den Pflanzen mit Salat, Rote Bete oder Sellerie füllen. Salat ist besonders ideal, da dieser das Beet räumt, wenn der Kohl den gesamten Platz einnimmt. Zudem hat er keine Probleme damit, von den Kohlblättern teilweise beschattet zu werden. Auch Tomaten eignen sich für eine Mischkultur – sie halten sogar einige Kohlschädlinge fern. Erdbeeren, Zwiebeln oder Knoblauch sind hingegen keine guten Pflanzpartner.
Grünkohl hinterlässt wie andere Kohlarten einen gut durchwurzelten Boden – er ist darum eine gute Vorkultur für andere Gemüsearten. Nur die Kohlverwandten, das heißt andere Kreuzblütler, sollten ihm nicht folgen. Es besteht nämlich die Gefahr, dass sich Kohlfliegen und Krankheiten wie die Kohlhernie im Boden anreichern. Darum dürfen Kohl und Co. erst nach vier bis sechs Jahren wieder auf dasselbe Beet.
Tipp: Grünkohl und Kapuzinerkresse sind eine gute Kombination, um Kohlweißlinge fernzuhalten.
Für die Vorkultur säen Sie ab Mai bis Anfang Juni die Samen in Saatschalen oder im Frühbeet aus. Hohe Sorten benötigen bei ihrer Entwicklung etwas länger, ihre Samen kommen bereits Mitte April in die Erde. Bei einer Direktsaat im Freiland darf es keine Nachtfröste mehr geben. Die Saattiefe beträgt etwa einen Zentimeter. Bei einer Temperatur von 15 Grad Celsius keimen die Samen innerhalb von acht Tagen.
Im Keimblattstadium pikieren Sie die Pflänzchen in größere Töpfe und halten diese noch eine Weile an einem kühlen Ort bei etwa 15 Grad Celsius.
Jungpflanzen mit vier bis fünf Blättern werden im Juni oder Juli als Nachrücker in die Beete gesetzt. Sie folgen frühräumenden Kulturen, wie zum Beispiel Frühkartoffeln oder Ackerbohnen. Platzieren Sie die Kohlpflänzchen gleich im richtigen Abstand: Niedrige und halbhohe Sorten auf 50 x 50 Zentimeter, hohe Sorten auf 75 x 50 Zentimeter. Reifer Kompost im Pflanzloch sorgt für einen guten Start. Pro Quadratmeter können Sie rund fünf Liter ausbringen.
Tipp: Bedecken Sie die Pflanzen rechtzeitig mit einem Gemüseschutznetz, um den Angriff von tierischen Schädlingen zu verhindern.
Grünkohl hat einen hohen Wasserbedarf, besonders in seiner Jugendphase. Gießen Sie vor allem in Trockenperioden durchdringend. Lockern Sie die Beete außerdem regelmäßig. Auf diese Weise verdunstet weniger Wasser, und der Boden wird gut belüftet. Eine Mulchschicht hält die Erde feucht. Als Mulch eignet sich angetrockneter Rasenschnitt, Laub, die unteren Blätter des Grünkohls sowie unreifer Kompost.
Im September können Sie die Pflanzen mit einem organischen Gemüsedünger versorgen. Brennnesseljauche fördert die Pflanzengesundheit und liefert zudem wertvolle Nährstoffe.
Grünkohl kann im Winter getrost im Beet stehen bleiben. Er verträgt Frost bis zu minus 15 Grad Celsius. Unter Vlies oder einer geschlossenen Schneedecke halten die Pflanzen auch bei sehr tiefen Minusgraden durch.
Tipp: Damit hohe Sorten nicht unter der Schneelast knicken, erhalten sie rechtzeitig eine Stütze.
Die Haupterntezeit erstreckt sich von Oktober bis Januar. Entnehmen Sie vor allem die jüngeren Blätter in der Mitte und an der Spitze der Triebe, da diese besonders aromatisch schmecken. Ab November wurde die in den Blättern enthaltene Stärke bereits in Zucker umgewandelt, und der Geschmack fällt deutlich milder aus.
Früher verfütterte man die unteren Blätter übrigens an das liebe Vieh. Heutzutage können Sie die ersten Blätter stattdessen als Mulch unter die Kohlpflanzen legen. Das hält den Boden feucht und gar.
Tipp: Ernten Sie Grünkohl am besten bei Bedarf und nicht auf einmal. Entfernt man regelmäßig etwa fünf Blätter pro Pflanze, bleibt der Kohl im Beet lange Zeit ansehnlich und die Blätter werden außerdem weniger zäh.
Was den Grünkohl aromatisch macht
Sollte man den Grünkohl erst nach dem Frost ernten? Nicht unbedingt. Frost ist gut, aber nicht notwendig. Auch kühle Temperaturen machen den Grünkohl mild und süß, wenn sie über längere Zeit einwirken. Eine einzige Frostnacht erzielt jedoch noch nicht den gewünschten Effekt – die Tiefkühltruhe übrigens auch nicht. Manche Sorten, wie zum Beispiel die Lippische Palme, haben von Natur aus einen milden Geschmack, so dass der besondere Frost-Effekt gar nicht benötigt wird.
Grünkohl und Palmkohl (Schwarzkohl) sind echtes Wintergemüse. Dr. Markus Phlippen zeigt in diesem Video den Unterschied zwischen den beiden Kohlsorten und erklärt woran es liegt, dass Grünkohl in frostigen Zeiten immer besser schmeckt und süßer wird. Außerdem verrät er die beste Sorte Palmkohl, die hierzulande gut in der Kultur funktioniert.
Dr. Markus Phlippen ist promovierter Biologe und Buchautor. Seit Jahrzehnten ist er als TV-Gartenexperte im WDR bekannt. Er ist der wissenschaftliche Leiter von Gardify, einer Garten-App für Hobby- und Profigärtner, die unter anderem einen To-do-Kalender bereithält, Pflanzen scannt und bestimmt, das Garten-Wetter präsentiert und in der Kategorie „Pflanzen-Doc“ Nutzer-Fragen zu Pflege, Krankheiten und Schädlingsbefall beantwortet.
Grünkohl ist sehr vielseitig: Gekocht, gedämpft oder blanchiert schmeckt er ausgezeichnet. Seine Zubereitung ist regional unterschiedlich – oft wandern die frisch geernteten Blätter in eine Suppe oder einen Eintopf. Das Kohlgemüse ist vor allem in Norddeutschland mit Grützwurst (Pinkel) sowie im westfälischen Raum mit Kasseler und Speck sehr beliebt. Am besten genießt man die Kohlblätter aber roh oder blanchiert sie nur kurz, damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben.
Sehr junge, kleine Blätter des Grünkohls können Sie wie Blattspinat verwenden. Die rohen Blätter (am besten ohne den Blattstrunk, da dieser relativ zäh ist) eignen sich beispielsweise für einen Salat, der mit Öl, Zitrone und mediterranen Kräutern zubereitet wird. Auch in Pasta-Soßen kommen sie bestens zur Geltung.
Grünkohl blanchieren: Entstielen Sie die Blätter und blanchieren Sie sie drei Minuten in kochendem Salzwasser. Danach mit kaltem Wasser abschrecken oder in Eiswasser geben, in einem Sieb abtropfen lassen und anschließend auf Küchentüchern trocknen. Auf diese Weise lässt sich Grünkohl im Salat verwenden oder einfrieren.
Gesunder Kohl
Grünkohl zählt zu den vitaminreichsten Gemüsesorten überhaupt und ist vollgepackt mit Antioxidantien. Daneben erhält er auch viel pflanzliches Eiweiß und ist ein guter Lieferant für Provitamin A (Beta-Carotin). Wer häufig Grünkohl verspeist, kann zudem einen hohen Cholesterinspiegel positiv beeinflussen.
Etliche Sorten kommen mit bräunlich-violetten Blättern daher. Daher rührt auch der früher häufig verwendete Name Braunkohl. Erst in den letzten Jahrzehnten rückte auch der hohe Zierwert in den Vordergrund. Die Sorte ‘Redbor’ ist mit ihren dunkelrot-violetten Krausblättern so hübsch anzusehen, dass sie sogar ein Staudenbeet bereichert. Die osteuropäische Sorte ‘Scarlet’ zeigt ebenfalls dekorative, violette Blätter, deren Farbe mit fallenden Temperaturen immer intensiver wird. Die ‘Lippische Palme’ ist eine alte, hochwüchsige Sorte mit einem rötlichen Stiel.
Viele Sorten haben ihre Wurzeln in Norddeutschland. Am bekanntesten ist wohl der Blattkohl mit grünen, gekrausten Blättern, etwa ‘Halbhoher grüner Krauser’ und ‘Lerchenzungen’. Vielerorts kennt man auch noch die ‘Ostfriesischen Palme’, die eine stattliche Höhe von zwei Metern erreichen kann. Dieses alte Kulturgut ist aber leider im Handel nur noch selten zu finden.
Die Sorte ‘Red Russian’ hat glatte Blätter mit violetten Adern. Sie wurde im 19. Jahrhundert von russischen Immigranten nach Kanada gebracht. Ihr zartes Laub kann bereits nach 30 Tagen geerntet werden. Es eignet sich bestens für grüne Smoothies.
Der Kohlweißling legt seine Eier gerne an der Pflanze ab. Die Raupen sind sehr gefräßig – binnen kurzer Zeit kann es sogar zu einem Kahlfraß kommen. Vorbeugend können Sie gleich nach der Pflanzung ein Gemüseschutznetz spannen, so dass die Schmetterlinge abgehalten werden. Alternativ können Sie die gelblichen Eier abstreifen.
Erdflöhe machen sich grundsätzlich gerne an Kreuzblütlern zu schaffen. Einen Befall erkennen Sie an den zahlreichen runden Löchern auf den Blättern. Die beste Vorbeugung gegen diese spezialisierten Schädlinge ist eine Mischkultur. Kohl und Salat sind daher als Pflanzpartner empfehlenswert. Haben sich die kleinen Käfer dennoch eingestellt, kann eine Pflanzenjauche aus Rainfarn oder Wermut hilfreich sein.
Auch die Weiße Fliege kann zum Plagegeist werden. Sie legt ihre Eier auf der Unterseite der Blätter ab. Die klebrigen Absonderungen der saugenden Insekten begünstigen zudem die Ausbreitung des Rußpilzes.
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