Die meisten Ahorn-Arten mögen keine Rückschnitte, außerdem wachsen sie von Natur aus sehr harmonisch und bilden wohlproportionierte Kronen. Doch selbst am schönsten Ahorn muss mal Hand angelegt werden, sei es, weil er über den Gartenzaun hinauswächst oder um beschädigte Äste sauber zu entfernen. Anders als bei zahlreichen anderen Laubgehölzen, sollte dies aber nicht im Frühjahr, sondern zum Herbstanfang geschehen. Warum das so ist und wie Sie Ihren Ahorn schneiden können, erfahren Sie hier.
Ahorn schneiden – Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Es ist also keinesfalls obligatorisch, einen Ahorn zu schneiden. Eher das Gegenteil ist der Fall: Viele vertragen starke Rückschnitte eher schlecht. Ein Schnitt wird auch weder das Wachstum, noch die Blüte oder Wuchsform Ihres Ahorns positiv beeinflussen, wie das bei anderen Gehölzen oft der Fall ist. Die meisten Arten erstrahlen auch ganz ohne diese Pflegemaßnahme in vollem Glanze. Sie dürfen Ihren Ahorn also ganz ohne schlechtes Gewissen wachsen lassen. Ein Schnitt wird lediglich in bestimmten Fällen notwendig.
Als Saftfluss von Pflanzen bezeichnet man den Transport des über die Wurzeln aufgenommenen Wassers, und den darin enthaltenen Nährstoffen, bis in die Triebspitzen. Dieser Vorgang sorgt für den Austrieb und das Wachstum. Bei Ahornen ist dieser Saftfluss vergleichsweise stark ausgeprägt, sodass es aus Schnittstellen regelrecht heraustropft. Gegen Sommerende, beziehungsweise zum Herbstanfang, öffnet sich aber ein Zeitfenster, in dem der Saftdruck nachlässt. Darum ist dies der beste Zeitpunkt, um einen Ahorn zu schneiden. Wählen Sie vorzugsweise einen milden Herbsttag, an dem es trocken, aber etwas bewölkt ist.
Dass dezente Pflege- und Rückschnitte zwischen Spätsommer und Herbstanfang vorgenommen werden können, gilt für die meisten Arten der Gattung Acer. Zwei robuste Ausnahmen, die schnittverträglicher als die meisten anderen Arten sind, sind der Feldahorn (Acer campestre) sowie der Feuerahorn (A. ginnala). Sie vertragen auch Rückschnitte ins mehrjährige Holz.
Auf der anderen Seite des Schnittverträglichkeits-Spektrum befinden sich hingegen delikate Zierahorne wie der Fächerahorn (A. palmatum): Hier sollten Sie so wenig wie möglich und auch nicht im Herbst schneiden, sondern im Frühjahr, kurz bevor sich die ersten Blätter zeigen.
Natürlich können Sie auch an schnittunverträglichen Gehölzen wie dem Ahorn Totholz stets und das ganze Jahr über problemlos entfernen. Schneiden Sie aber an einem frostfreien Tag, um Splitterungen im Holz vorzubeugen. Der Ahorn sieht damit nicht nur aufgeräumter aus, sondern Sie eliminieren gleichzeitig eine Gefahrenquelle im Garten – gerade bei größeren Ahornbäumen wie dem Spitzahorn (Acer platanoides) können herabfallende Äste schnell zur Gefahr werden. Entfernt wird dabei immer nur der abgestorbene Teil, nicht das gesunde Holz. Lassen Sie außerdem keine Stummel stehen.
Mit Schädlingen oder Krankheiten befallene Ästen sollten ebenfalls entfernt werden, um die Gesundheit des Ahorns zu erhalten. Betroffene Stellen werden knapp bis ins gesunde Holz zurückgenommen, um die jeweilige Krankheit oder Schädlinge vollständig zu entfernen.
Gesundheit von Gehölzen im Blick behalten
Eine regelmäßige Kontrolle der Gehölze im Garten ist empfehlenswert, um Krankheits- oder Schädlingsbefälle rechtzeitig entdecken zu können. Damit wird auch vermieden, später ggf. ins alte Holz zurückschneiden zu müssen – das bekommt vielen Ahorn-Arten nicht gut und sie treiben oft nur schwerfällig wieder aus.
Prinzipiell sind Ahorne jedoch robuste Bäume, die bei passendem Standort gesund bleiben. Viel eher kann ein zu häufiges oder nicht fachgerechtes Schneiden Ursache von Problemen sein, z.B. weil Pilzkrankheiten leichter eindringen können.
Falls Sie aufgrund störender Triebe zur Schere greifen müssen, sollten Sie diese bis zum Ansatz mit glattem Schnitt entfernen – also bis zum nächsten Seiten-, beziehungsweise Haupttrieb. Bei zu langen Zweigen, die sich beispielsweise in Nachbars Garten strecken, wenn möglich nicht bis ins alte Holz zurückschneiden, sondern schon frühzeitig im einjährigen Holz kappen. Müssen Triebe eingekürzt werden, schneidet man einige Millimeter schräg zulaufend über einer Knospe oder einem Blattknoten.
Wenn die Krone zu dicht wächst und Äste sich gegenseitig beschatten, können Sie im Herbst einen dezenten Auslichtungsschnitt vornehmen. Das kann beispielsweise beim kompakt wachsenden Kugelahorn (Acer platanoides ‘Globosum‘) nötig werden. Meist genügt es bereits, wenn man alle quer oder nach innen wachsende Zweige bis zum Astring entfernt.
Ein Trugschluss ist es, dass über das einheitliche Kappen aller Triebe auf dieselbe Höhe die Wuchshöhe eines Ahorns reguliert werden könne. Ein gesunder Ahorn wird an den Schnittstellen junger Triebe einfach erneut austreiben; und meist sogar umso schneller in die Höhe schießen. Stattdessen müssten regelmäßig ganze Triebe, die weit aus der Krone herauswachsen, entfernt werden. Stehen Sie noch vor der Entscheidung, welchen Ahorn Sie in den Garten pflanzen möchten und haben eher wenig Platz, dann greifen Sie auf einen kleinbleibenden Ahorn zurück, um dieses Problem gar nicht erst entstehen zu lassen (ganz besonders klein bleiben Zwergsorten wie Acer palmatum ‘Shaina‘ oder ‘Pixie‘).
Besenwuchs vermeiden
Kappt man mehrmals dünne Triebspitzen in beliebiger Höhe, kann damit der sogenannte Besenwuchs gefördert werden. Der Ahorn bildet gegebenenfalls viele kleine Neuaustriebe, die aus den Schnittstellen wie kleine Reisigbesen sprießen.
Der Feldahorn (Acer campestre) ist eine der robusteren Arten seiner Gattung. Er kann beispielsweise auch in Heckenform gebracht werden. Auch bildet er eine Ausnahme zur Herbstschnittregel. Für eine gleichmäßige Form sollten Sie eine Feldahorn-Hecke zweimal jährlich stutzen; einmal zwischen Mai und Ende Juni und noch ein zweites Mal Mitte August bis Anfang September. Generell können Sie hier weniger falsch machen, da der Feldahorn durchaus hart im Nehmen ist.
Gerade bei schnittempfindlichen Gehölzen wie dem Ahorn ist es wichtig, zum Schneiden sauberes und scharfes Werkzeug zu verwenden. Denn Schnittstellen sind immer Eintrittspforte für Krankheiten und Schädlinge. Und je schneller sie verheilen können, desto besser. Wenn Sie mit der Schere erkrankte Triebe zurückgenommen haben, ist es sogar notwendig, die Schere zu desinfizieren, bevor Sie damit erneut arbeiten. Auch wenn größere Äste entfernt werden müssen und dabei beispielsweise eine Säge zum Einsatz kommt, sollte die Schnittstelle glatt sein und keine starken Ausfransungen aufweisen zeigen.
LUISA ROTH
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