Meist werden Pilze ganz klassisch auf dem Markt oder im Laden des Vertrauens eingekauft. Versierte Sammlerinnen und Sammler suchen die kleinen Leckerbissen taufrisch, am besten dann, wenn der Nebel über dem Dickicht des Waldes liegt. Doch mit etwas Planung kann man sich den Weg in Wald oder Handel sparen, denn auch in Haus und Garten lassen sich Pilze kultivieren. Wir haben wertvolle Tipps für Sie.
Im feuchten Schatten gedeihen sie am besten. Ein Eckchen unter Bäumen, an Hecken oder Mauern reicht da meist schon aus, um Pilze im Garten wachsen zu lassen. Nach einem Regenschauer sprießen Champignons auf der Wiese, am Kompost wachsen Parasolpilze und am modernden Baumstumpf recken sich die gelben Hüte des Stockschwämmchens empor.
Schmackhafte, essbare Pilze entwickeln sich oft auch ohne unser Zutun im Garten. Doch sind sie recht unbeständig und liefern nur ein, zwei Mahlzeiten, bevor sie wieder verschwinden.
Regelmäßige, hohe Erträge bringen dagegen Pilzkulturen, die für den Anbau von Pilzen im Garten oder im Haus optimiert sind. Und sie sind um einiges sicherer, denn nicht jeder kann Pilze im Garten bestimmen. Zu schnell schleichen sich kleine Fehler ein. Das kann fatal enden, denn auch die natürlich vorkommenden Gartenpilze haben ungenießbare oder giftige Doppelgänger.
Essen Sie darum keine Pilze, die Sie nicht eindeutig als essbar bestimmen können!
Abonnieren Sie unseren GartenFlora-Newsletter
Bleiben Sie immer über aktuelle Gartenthemen und das Erscheinen der neuen Ausgabe der GartenFlora informiert.
Pilze für den eigenen Anbau im Garten leben auf abgestorbener organischer Substanz, etwa Stroh, Holz, Mist oder Kompost. Das macht sie wesentlich unkomplizierter als Waldpilze.
Kann man Steinpilze im eigenen Garten züchten?
Steinpilze zählen wie Pfifferlinge zu den Waldpilzen, die auf lebende Bäume als Symbiosepartner angewiesen sind und nur in deren Nähe wachsen. Im eigenen Garten lässt sich der Anbau darum kaum realisieren.
Champignons mit weißer oder brauner Kappe, Parasol, Shiitake und Seitlinge verschiedenster Art können Sie bequem als Fertigkultur bestellen. Einfacher gehts kaum, wenn man Pilze im Garten anbauen möchte. Wir stellen Ihnen Substrat, Holz, Stroh und Co. vor.
Welcher Pilz ist am einfachsten zu züchten? Wer noch nie mit eigenen Pilzkulturen zu tun hatte, fängt in der Regel lieber klein an. Wie schön, dass das sogar im Haus funktioniert. Engerlinge und Champignons selber zu züchten ist beispielsweise gar nicht schwer. Sie kommen im Pappkarton mit besiedeltem Substrat mit der Post oder aus dem Fachhandel.
Wichtig dabei: Kühl stellen und feucht halten. Nach zwei bis fünf Wochen gibts die ersten Pilze – sogar ganz ohne Garten. Perfekt für Engerling- und Champignon-Fans und alle, die zum ersten Mal Pilze selber züchten möchten.
Pilze im Garten züchten? Wie wäre es denn an einem Baum? Wer schon mal Pilze am Baumstamm bestimmen wollte, weiß um die Vertreter, die auch als Holzzersetzer bezeichnet werden. Zu ihnen zählen beispielsweise Austernseitlinge.
Sie wachsen meist auf Holz. Die Stämme werden dazu entweder angebohrt und mit Stäbchenbrut bestückt. Oder man sägt mehrere Keile hinein und füllt sie mit Körnerbrut.
Sie müssen aber nicht unbedingt am Baumstamm Pilze züchten. Austernseitlinge mögen auch Stroh. Ebenso wie Kräuterseitlinge und Kulturträuschlinge wachsen sie nach sechs Wochen auf beimpften Strohballen im Garten.
Und der Ertrag muss sich keinesfalls verstecken. Pro Ballen können Sie mit drei bis sechs Kilogramm Pilzen rechnen. Wer für den Eigenbedarf Pilze im Garten anbauen möchte, kann mit Strohballen also eine ganze Menge Mahlzeiten erzielen.
Wer hätte es gedacht? Sogar Kleintierstreu kann als Basis für schmackhafte Pilze dienen. Streu, Strohpellets oder Sägespäne werden gut angefeuchtet und mit Substrat- oder Körnerbrut in Folienbeuteln vermischt.
Damit die Pilzkörper ungehindert wachsen können, schneidet man Öffnungen in die Beutel. So können Sie Pilze anpflanzen, ohne ein Zuchtset zu nutzen. Ein Platz ist ebenfalls schnell gefunden, denn die Beutel lassen sich wie Strohballen problemlos versetzen.
Gartenwissen jetzt auch als Geschenkabo:
Beschenken Sie Ihre Liebsten oder sich selbst!
Pilze im Keller züchten? Ja, auch das ist machbar, und zwar mit Substratblöcken. Sie sind bereits vom Pilzmyzel durchwachsen und schon ein bis zwei Wochen nach der Ankunft sprießen die ersten Pilzhüte. Dafür brauchen Sie nur einen schattigen, nicht zu trockenen und nicht zu warmen Platz, etwa im Keller, im Gewächshaus, unter Bäumen oder im Schatten einer Mauer.
Pro Erntedurchgang können ein bis zwei Kilogramm Pilze zusammenkommen. Ist der Pilzblock abgeerntet, braucht er ein Tauchbad im Wasser und ein paar Wochen Ruhe. In dieser Zeit wird das Myzel wieder angeregt und erzeugt neue Pilzkörper. Nach drei bis fünf Ernten ist das Substrat jedoch ausgelaugt und der Pilz findet keine Nahrung mehr.
Im Haus können Sie mit der Fertigkultur das ganze Jahr über Pilze ernten, im Garten ab April.
Einige Wochen länger bis zur Ernte dauert es, wenn Sie die Pilze mithilfe von Pilzbrut selbst auf Stroh oder Holz im Garten oder im Haus ansiedeln. Die Pilzbrut besteht aus von Pilzmyzel überwachsenen Getreidekörnern (Körnerbrut), Holzdübeln (Stäbchenbrut) oder Sägespänen und Stroh (Substratbrut).
Aber aufgepasst: Die Pilze sind frostempfindlich, solange sie das Substrat noch nicht durchwachsen haben. Deshalb beginnt man im Garten frühestens im April, wenn draußen wenigstens 15 °C herrschen.
Austernseitling, Kräuterseitling, Kulturträuschling, Limonenpilz und Schopftintling gedeihen bestens auf Kleintierstreu aus Strohpellets. Die Pellets sind leicht zu bekommen. In einer Schüssel mit Wasser lässt man sie quellen und füllt sie dann mit Substrat- oder Körnerbrut vermischt in Foliensäcke, die zur Belüftung an mehreren Stellen eingestochen werden.
Nach etwa drei Wochen an einem kühlen, schattigen Platz hat das Pilzmyzel das Substrat komplett besiedelt, und es ist ein fester Block entstanden. Den können Sie nun aus der Folie befreien oder an den Stellen einschneiden, an denen sich die Pilzkörper entwickeln. Ab jetzt darf das Substrat nicht mehr austrocknen!
Wenn Sie eine gute Quelle für kleine Strohballen haben, bauen Sie Pilze auf den gelben und trockenen Ballen an. Die Strohballen werden vor dem Impfen für zwei Tage in einer Regentonne oder in einer Schubkarre in Wasser gelegt, damit sie sich gut vollsaugen können. Loses Stroh legt man zum Wässern in eine Wanne oder ein niedriges Hochbeet. Nach dem Abtropfen werden Substrat- oder Stäbchenbrut etwa 10 bis 15 Zentimeter tief ins Stroh gesteckt und das Stroh danach mit Folie abgedeckt.
Binnen sechs Wochen zeigt sich im Stroh weißliches Myzel – und bald schon erscheinen die Pilzköpfe einzeln wie bei den Kulturträuschlingen oder in Büscheln wie bei den Seitlingen.
Haben Sie in Ihrem Garten frisch geschlagenes Holz von einem Laubbaum oder planen Sie, einen Baum zu fällen, können Sie den Holzstamm in etwa 1 Meter lange Stücke sägen und mit Holz zersetzenden Pilzen besiedeln: Judasohr, Stockschwämmchen, Austernpilz, Shiitake oder Nameko eignen sich sehr gut.
Das Holz muss für den Pilzanbau zwischen vier Wochen und fünf Monaten alt sein, die Stämme sollten einen Durchmesser von 15 bis 50 Zentimetern haben. Legen Sie die Stämme für 24 Stunden in Wasser. Anschließend werden sie mit Körner- oder Stäbchenbrut beimpft. Die Körnerbrut füllt man in keilförmige Schnitte, die mit Klebeband versiegelt werden.
Die Holzdübel der Stäbchenbrut werden mit dem Hammer in 3 bis 4 Zentimeter tiefe, vorgebohrte Löcher geschlagen. Damit das Holz nicht austrocknet, die Stämme mit Folie umhüllen. Zeigt sich nach etwa drei Monaten weißliches Myzel an den Stammenden, nimmt man sie aus der Folie, legt sie in eine Erdkuhle und schüttet etwas Erde an.
Mit Shiitake behandelte Stämme werden senkrecht ein paar Zentimeter eingegraben, sodass sie noch zum größten Teil herausschauen. Weil Holz keine so leichte Kost ist wie Stroh, dauert es sechs bis zwölf Monate, bis mit der ersten Ernte gerechnet werden kann. Weiches Pappelholz wird schneller besiedelt als hartes Eichen- oder Buchenholz. Als Belohnung fürs lange Warten können Sie drei bis sieben Jahre lang Pilze in Ihrem eigenen Garten ernten.
Die edlen Trüffel leben in Symbiose mit Eichen. Sie gezielt anzubauen, ist sehr aufwendig, denn die jungen Bäume müssen mit den Trüffelsporen beimpft werden. Den Franzosen gelang das schon vor ein paar Jahrzehnten. Doch haben sie ihre Methode für sich behalten.
Seit ein paar Jahren wachsen auch in Deutschland künstlich beimpfte Trüffelbäume verschiedener Laubgehölzarten. Für kleinere Gärten eignen sich Hasel und Hainbuche. Nach dem Pflanzen braucht man jedoch fünf bis sieben Jahre Geduld, bis man die ersten Pilze im Garten ausgraben kann. Theoretisch, denn bisher gab es auf den Versuchsplantagen noch keine nennenswerten Ernten.
Pilze werden als Lebensmittel übrigens oft unterschätzt. Dabei sind sie reich an Mineralstoffen, Eiweißen und B-Vitaminen. Der Schopftintling enthält Vitamin C, der Shiitake eine Vorstufe für Vitamin D, das in pflanzlichen Lebensmitteln selten vorkommt. Der asiatische Gesundheitspilz soll sogar vorbeugend gegen Grippe helfen.
Jetzt haben Sie richtig Appetit auf Pilze bekommen? Dann probieren Sie doch unsere Pilzpfanne mit Kartoffeln und Petersilie aus.
Lassen Sie es sich schmecken!
Das sind die Top-Themen: