Rot oder Blau? Alles nur eine Sache des pH-Wertes. Denn ob der Rotkohl rot oder das Blaukraut blau wird, hängt von der Bodenreaktion ab.
Simple Chemie sorgt dafür, dass sich die Anthocyane im Rotkohl verfärben: Ist der Boden sauer, hat er also einen pH-Wert unter 6,0, ist der Rotkohl eher rotviolett. Liegt der pH-Wert darüber, changiert er mehr ins Blauviolette und wird zum Blaukraut. Übrigens zeigt sich diese Neigung zum Farbwechsel noch deutlicher, wenn der Kohl gekocht wird. Probieren Sie es mal aus: Gibt man Säuren wie Essig, Zitronen- oder Orangensaft zum Rotkohl, wird er leuchtend rot. Fügt man dagegen Zucker hinzu, färbt sich der Kohl blau.
Egal, ob seine Blätter nun eher rotviolett oder doch bläulich sind, der majestätische Rotkohl schmückt den Gemüsegarten bis zu den ersten Frösten. ‘Schwarzkopf 2’ verträgt sogar Temperaturen bis zu Minus fünf Grad. Ein paar letzte, im Juni gesäte Frühkohlsorten werden jetzt nach und nach abgeerntet und gleich frisch verarbeitet. Die späten Lagersorten wie ‘Roxy’, ‘Marner Lagerrot’ und ‘Langendijker Dauer 2’ bleiben dagegen so lange wie möglich draußen. Jeder Tag zählt, damit sich der Kohl möglichst lange im Lager hält.
120 Tage auf dem Beet sollten es wenigstens sein. Dann ist der Kopf gut ausgebildet und auf Daumendruck fest. Zu früh geernteter Kohl lässt sich nur kurze Zeit lagern. Er welkt rasch und ist anfällig für Fäulniserreger. Vor dem Wintereinbruch wird der Rotkohl – wie Weißkohl und Wirsing – mit Strunk und Wurzel aus dem Boden gezogen. Die Wurzeln leicht ausklopfen. So bleiben die Kohlköpfe unverletzt und können bis zum Frühjahr in Mieten oder im kühl-feuchten Keller eingelagert werden.
Frühe Sorten wie ‘Marner Frührotkohl’ und ‘Amarant’ bilden kleinere Köpfe, sind zarter und sehr gut für Rohkostsalate geeignet. Sie wachsen recht schnell und können schon 70 Tage nach der Aussaat geerntet werden. Eine für Rotkohl ungewöhnliche spitzkegelige Form hat ‘Kalibos’. Die frühen Sorten sind nicht lagerfähig und kommen ab Juli frisch vom Beet auf den Teller. Sie dürfen nicht zu lange im Beet stehen, denn ihre Köpfe platzen leicht auf. Für eine allerfrüheste Ernte im Juni werden die Rotkohl-Pflänzchen bereits ab Februar im Gewächshaus vorgezogen und ab Anfang April mit einem Abstand von 40 cm ausgepflanzt. Bis Ende Juni sind noch Nachsaaten möglich.
Die großköpfigen, bis zu drei Kilogramm schweren, späten Lagersorten brauchen einen größeren Abstand von mindestens 50, besser 60 cm. Sie werden ab April in Aussaatschalen vorgezogen und ab Mai ausgepflanzt. Die anfangs recht weiten Lücken zwischen den Jungpflanzen füllt man mit Salat auf. Der wird geerntet, bevor der Rotkohl die Reihen schließt.
Da steht er nun, der Rotkohl, mit seinem roten Köpfchen, umhüllt von blaubereiften, großen Blättern. Schick sieht er ja aus, aber er braucht eben auch ungefähr einen halben Quadratmeter Platz, wenn er groß werden soll. Doch er kommt auch mit weniger aus. Setzen Sie anstelle eines Kohls vier oder fünf Pflanzen. Durch den Platzmangel bleiben die Kohlköpfe kleiner, und Sie können fünf Mini-Kohle ernten.
Enger als 20 cm in der Reihe und 40 cm zwischen den Reihen sollten sie allerdings nicht gepflanzt werden. Damit sich der Rotkohl gut entwickelt, braucht er einen tiefgründig gelockerten, humosen Boden, der das Wasser gut speichert. Wenn sich die Köpfe bilden, werden zusätzliche Wassergaben und noch einmal Flüssigdünger benötigt. Die späten Sorten gedeihen am besten auf lehmigem, die frühen Sorten auch auf sandigem Boden. Und wenn der heißersehnte Kopf einmal ausbleibt, ist der Rotkohl deswegen nicht gleich ein Fall für den Kompost! Die Blätter können gut angeschmort oder kurz gedünstet werden. Oder es gibt Rote Kohlrouladen.
Natalie Faßmann
Schon ärgerlich, wenn der Kopfkohl einfach keinen Kopf ausbildet. Zum Glück lassen sich die Ursachen im kommenden Jahr leicht beheben: