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Salweide: Heimisches Gehölz mit ungeahnten Qualitäten

Von Luisa Roth

Die Salweide (auch Sal-Weide geschrieben) hat als hierzulande heimisches Gehölz zwar keinen Seltenheitswert, um die vielen Besonderheiten des Baumes wissen aber die Wenigsten. Was Salweiden alles zu bieten haben, erfahren Sie hier.

Herkunft und Verbreitung

Es existieren etwa 450 Weidenarten, darunter auch viele, die in Europa heimisch sind. Das Verbreitungsgebiet der Salweide (Salix caprea) schließt neben Europa auch weite Teile Nordasiens ein. Die Gattung ist zugleich namensgebend für die Pflanzenfamilie der Weidengewächse (Salicaceae).

Wuchs und Aussehen der Salweide

Weil es häufig zu Kreuzungen zwischen den Arten kommt, bestehen viele äußerliche Ähnlichkeiten innerhalb der Gattung. Die Salweide wird zwischen drei und acht Metern hoch. Der Stamm des sommergrünen Baumes bleibt relativ kurz, während die breitrunde Krone mit ihren weitgestreckten Zweigen großzügig Raum einnimmt. Wie die meisten aller Weidenarten ist auch Salix caprea recht schnellwüchsig, denn sie bildet Jahrestriebe von bis zu 80 Zentimetern und mehr. Das flache Wurzelsystem der Salweide sorgt für natürlichen Erosionsschutz.

Blätter, Blüten und Früchte

Die ansehnlichen Blütenstände – „Kätzchen“ – der Salweide erscheinen vor dem Laubaustrieb zwischen März und April. Beinahe alle Weiden sind zweihäusig getrenntgeschlechtig, eine Pflanze trägt also entweder weibliche oder männliche Blüten. Während die weiblichen Kätzchen silbrig bleiben, sorgen Staubgefäße für eine sukzessive Gelbfärbung der männlichen Blüte. Zusätzlich wird ein süßer Honigduft verströmt. Aus den bestäubten weiblichen Kätzchen entwickeln sich zwischen Mai und Juni grünliche Kapselfrüchte.

Die Form der Blätter ist breit-elliptisch bis rund, auf der Oberseite sind sie mattgrün und unterseitig filzig behaart. Das Laub ist dicht und steht wechselständig angeordnet. Ihren Jahreszyklus beendet die Salweide oft mit einer gelben bis orangefarbenen Herbstfärbung.

Grünes Laub der Salweide. Foto: AdobeStock_simona
Manchmal sind die Blattränder der Salweide leicht gezähnt oder gewellt. [Foto: AdobeStock_simona]

Tipp: Das Laub der Salweide kann als natürlicher Dünger dienen. Es besitzt ein optimales Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis und regt bei Verrottung die Humusbildung im Boden an.

Wenn es ein Gehölz gibt, das die Bezeichnung als Insektenmagnet verdient, dann ist es ganz ohne Zweifel die Salweide. Ihre Bedeutsamkeit für die Welt der Insekten ist gewaltig. Und das nicht nur, weil sie im Frühjahr eine von wenigen Nahrungsquellen darstellt, sondern auch durch die schiere Fülle von Blütennektar und Pollen. Nicht nur Wildbienen, Falter und Hummeln fliegen den Baum an, auch einigen Käferarten dienen Blätter und Pflanzensaft als Nahrung. Darüber hinaus nutzen circa 100 Schmetterlingsarten junge Sträucher zum Ablegen ihrer Eier. Die Salweide unterstützt damit das Überleben gefährdeter Arten wie den Großen Fuchs und sogar vom Aussterben bedrohte Falter wie den Maivogel.

Nektar- und Pollenwert

Der Nektarwert und der Pollenwert wurden eingeführt, um die Nützlichkeit von Pflanzen bei der Nahrungssuche von Insekten besser nachvollziehen und vergleichen zu können. Die mögliche Skala reicht jeweils von 0 bis 4; wobei 0 bedeutet, dass gar kein Nektar bzw. Pollen vorhanden ist und 4 anzeigt, dass die Pflanze äußerst viel Nektar oder Pollen zu bieten hat.

Vergleicht man frühblühende Gehölze, ist die Salweide in beiden Kategorien kaum zu übertreffen. Sowohl Nektar- als auch Pollenwert hat man auf 4 festgelegt. Vor allem der Pollen ist für Bienen Anfang des Jahres überlebenswichtig, da sie zu diesem Zeitpunkt besonders viel eiweißhaltige Nahrung benötigen. Ein einziges Kätzchen der Salweide kann an die 5 Millionen Pollenkörner produzieren.

Standortbedingungen

Weiden sind als feuchtigkeitsliebende Gehölze bekannt, die in Auwäldern oder Sumpfgebieten gedeihen. Die Salweide bildet hierzu die seltene Ausnahme, denn sie bevorzugt neben einem sonnigen Standort zwar frische und nährstoffreiche Böden, kommt jedoch nicht gut mit anhaltender Nässe zurecht. Statt feuchten Auwäldern schlägt die Salweide an Waldrändern, Stein- und Kiesgruben oder Brachflächen ihre Wurzeln. Dies macht sie unter anderem zum wichtigen Pioniergehölz.

Was leisten Pioniergehölze?

Pioniergehölze können sich meist schnell ausbreiten und zählen so auch zu denjenigen Pflanzen, die Freiflächen zuerst besiedeln. Sie spielen darum unter anderem eine wichtige Rolle bei der Waldneubildung, beispielsweise nach Kahlschlag oder bei von starken Sturmschäden betroffener Vegetation. Die Wurzeln der anspruchslosen Pioniere lockern den Boden und sorgen für die Anreicherung von Humus, wodurch der Standort auch für andere Gehölze wirtlicher wird.

Eine Salweide pflanzen und pflegen

Solange der Gartenboden nicht gefroren ist, dürfen Sie jederzeit zum Spaten greifen. Das Pflanzen einer Salweide ist unkompliziert, da sie problemlos anwurzelt. Im ersten Jahr ist allerdings auf eine ausreichende Wasserversorgung zu achten. Wichtig ist auch, das Pflanzloch großzügig auszuheben. Karge Böden können mit etwas Kompost angereichert werden. Prinzipiell sind Salweiden äußerst frosthart. Wird allerdings erst spät im Herbst gepflanzt, kann sich Mulchen als sinnvolle Frostschutzmaßnahme erweisen.

Tipp: Für kleine Gärten oder eine Kultur im Kübel eignet sich die hängende Kätzchenweide (Salix caprea ‚Pendula‘ oder S. caprea ‚Kilmarnock‘). Kübelpflanzen sollten regelmäßig gewässert und etwa alle vier Wochen flüssig gedüngt werden. Im Winter Frostschutz für den Topf nicht vergessen!

Für ausgepflanzte Salweiden ist in der Regel keine besondere Pflege erforderlich. Ein Schnitt ist zwar nicht nötig, kann aber problemlos vorgenommen werden, denn Weiden sind im Allgemeinen sehr schnittverträglich. Das regelmäßige Zurücknehmen der verblühten Triebe auf wenige Augen sorgt für besonders große Kätzchen im nächsten Jahr. Auch ältere Bäume können problemlos ausgelichtet und verjüngt werden. Das Heranziehen einer Kopfweide ist ebenfalls möglich, jedoch empfehlen sich hierfür eher andere Arten wie Salix alba oder S. viminalis, da diese etwas zuverlässiger aus ihren Schnittstellen austreiben.

Salweide im Winter mit einem kurzen, krummen Stamm. Foto: AdobeStock_horst jürgen schunk
Charakteristisch für Salweiden ist ihr kurzer und oftmals gekrümmter Stamm. [Foto: AdobeStock_horst jürgen schunk]

So werden Salweiden vermehrt

Eine typische Vermehrungsmethode bei Weiden ist die Steckholzvermehrung im Winter. Die Steckhölzer der Salweide wurzeln aber leider nicht so gut an wie dies bei anderen Salix-Arten der Fall ist. Alternativen sind die Aussaat oder das Schneiden vom Kopfstecklingen im Sommer. Sorten der Salix caprea sind meist veredelt.

Typische Krankheiten und Schädlinge

Die Salweide ist ein robustes Gehölz, dennoch kann es zu Krankheits- oder Schädlingsbefall kommen. Häufig auftretende Krankheitsbilder sind Pilze wie Mehltau, Blattfleckenkrankheiten oder der Weidenrostpilz. Typische Schädlinge können auf Weiden spezialisierte Insekten wie der Weidenbohrer, die Weidenblattwespe oder der Weidenblattkäfer sein.

Verwendung im Garten

Ihr ökologischer Wert kann sich im Garten auf vielfältige Weise entfalten. Da die Salweide windfest und schnittverträglich ist, kann man sie beispielsweise als naturnahe Hecke pflanzen. Häufig entdeckt man das heimische Gehölz auch als Begleitgrün am Straßenrand.

Kleiner Fuchs an Salweiden-Kätzchen. Foto: AdobeStock_faunuslsd
Auch der Kleine Fuchs besucht die Salweide gerne im Frühjahr. Foto: AdobeStock_faunuslsd

Im März ist es zwar noch frisch draußen, doch in sonnigen Mittagsstunden lädt die Salweide bereits zum Verweilen ein. Ihre Blüten lassen ein zartes Frühlingsfest erleben, wenn sie ihren Duft verströmen und das beruhigende Gesumme der sechsbeinigen Besucher ertönt. Bei der Sorte Salix caprea ‘Mas‘ handelt es sich um männliche Pflanzen, die besonders viele und große Blüten bilden. Als Hausbaum wird die Salweide so zum absoluten Herzstück ihres Gartens. Und weil sie so schnell wächst, muss man auch nicht lange warten, bis sie eine stattliche Größe erreicht hat.

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