Der Altweibersommer zeigt den Herbst von seiner schönsten Seite – mit klaren, sonnigen Tagen und angenehm milden Temperaturen. Die Bäume leuchten in warmen Gelb- und Rottönen, während bunte Blätter sanft zu Boden fallen. Doch woher kommt der ungewöhnliche Name und was macht diese Zeit so besonders? In unserem Beitrag gehen wir dem Ursprung des Altweibersommers auf den Grund und erklären, woran Sie ihn erkennen und was ihn so besonders macht.
Die Bedeutung des sogenannten Altweibersommers ist eigentlich klar: Wir sprechen davon, wenn sich der Herbst von seiner Schokoladenseite zeigt – mit reichlich Sonnenschein, blauem Himmel und hohen Temperaturen am Tag. Auch wenn die Nächte meist schon knackig-kühl anmuten, kommt tagsüber der Sommer zurück. Einige Meteorologen finden sogar, dass der Altweibersommer der einzige Sommer sei, auf den wirklich Verlass ist.
Wussten Sie eigentlich, dass diese Schönwetterperiode auch als „Frauensommer“ oder „Flugsommer“ bezeichnet wird? Und auch andere Länder haben so eine Art fünfte Jahreszeit, die den Sommer noch einmal einkehren lässt. In Nordamerika beispielsweise färben sich die Wälder, wie etwa in Kanada, in ikonische orange-rot-gelb Töne. Dort heißt das Spektakel, das bei uns Altweibersommer genannt wird, dann „Indian Summer“.
Warum verfärben sich die Blätter im Herbst?
Das hat einen chemischen Hintergrund. Blätter enthalten den grünen Farbstoff Chlorophyll. Sobald die Nächte kühler und die Tage kürzer werden, fahren die Bäume die Photosynthese zurück. Denn weniger Licht bedeutet weniger Photosynthese. Die Bäume bauen Chlorophyll ab und speichern den Stoff dann in den Wurzeln, Ästen und im Stamm. In den Blättern erscheinen Carotinoide und Xantophylle. Zusätzlich werden Anthocyane gebildet. Diese färben die Blätter Orange, Gelb oder Rot.
Doch worauf ist der Name Altweibersommer genau zurückzuführen? Eine Frage, die sich heute sicherlich die meisten von uns stellen. Doch ganz so leicht lässt sie sich nicht klären, denn die Namensherkunft ist nicht nur auf eine Bedeutung zurückzuführen.
Eine allerdings naheliegende Erklärung bezieht sich auf den altdeutschen Ausdruck weiben. Der hat, auch wenn er zunächst darauf schließen lässt, nichts mit älteren Damen zu tun. Er bezeichnet vielmehr das Knüpfen von Spinnweben. Und diese feinen Fäden sind im sonnigen Herbst auf Wiesen, an Waldrändern, in Sträuchern oder auch an Herbstblühern besonders gut zu erkennen, da sich durch den Wechsel von warmen Tagen und kalten Nächten zarter Morgentau auf ihnen ablegt. Die Spinnfäden erscheinen dann wie langes silbergraues Haar im Sonnenlicht.
Und noch eine Erklärung beschreibt die sonnige Herbstphase. Im Schriftsprachlichen wurde der Altweibersommer nämlich erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwähnt. Zu dieser Zeit teilte man das Jahr noch ausschließlich in zwei Phasen, den Winter und den Sommer. Der Frühling mit seinen Frühblühern im ersten Teil der Sommerhälfte wurde damals „Junger Weibersommer“ getauft, der Herbst hieß „Alter Weibersommer“.
Und wie ist das heute? Darf man noch Altweibersommer sagen?
Tatsächlich erzeugt die Bezeichnung nicht überall positive Reaktionen. Im Jahr 1996 klagte eine Seniorin vor dem Amtsgericht in Darmstadt, denn sie fühlte sich durch die Verwendung des Wortes vom Deutschen Wetterdienst diskriminiert. Die Klage wurde allerdings als unbegründet abgewiesen.
In der Regel findet der Altweibersommer irgendwann zwischen Sommer und Herbst, meistens zwischen Mitte September und Mitte Oktober, statt. Genau dann, wenn der Herbst sich schon mit sinkenden Temperaturen eingefunden hat und die Tage kürzer werden, kommt der Sommer ganz plötzlich zurück und beschert uns noch ein paar letzte sonnig-warme Tage.
Dieser Wärmerückfall am Tag wird durch ein über Osteuropa gelegenes Festlandhoch bestimmt, denn es bringt trockene Luft zu uns nach Mitteleuropa. Klare, windstille Tage und hohe Temperaturen sind das Ergebnis. Meteorologen bezeichnen den Altweibersommer als Witterungsregelfall oder auch als meteorologische Singularität.
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Nun scheinen Spinnfäden im Altweibersommer ein typisches Merkmal zu sein. Doch woher kommen die Spinnweben im Altweibersommer? Und woher kommen die fliegenden Spinnen? Machen Spinnen es sich etwa vor dem Herbsteinbruch noch mal richtig gemütlich und spinnen wintertaugliche Behausungen? Die Antwort ist: nein. Der Grund dafür ist vielmehr die Baldachinspinne.
Vor allem die jungen und nur wenige Millimeter großen Spinnen, aber auch die Ausgewachsenen, nutzen ihre sogenannten Flugfäden nämlich, um sich rasch und kraftsparend durch die Luft in neue Lebensräume transportieren zu lassen, was eine erfolgreiche Strategie der Verbreitung darstellt. Biologen sprechen dabei von „Ballooning“. Das funktioniert allerdings nur, wenn es warm und windstill ist.
Ihre Netze bauen sie häufig in Sträuchern oder Wiesen, leicht gewölbt und horizontal. Dort werden sie dann im Morgentau liegend wahrgenommen – wie ein Baldachin oder silbergraues Frauenhaar. So bietet der Altweibersommer der Baldachinspinne ideale Voraussetzungen und ihre Flugfäden sagen uns herrlich sonniges Herbstwetter voraus.
In der Geschichte gibt es Bezeichnungen für verschiedene Wetterphänomene, die oftmals mit Bauernregeln und alten Mythen verknüpft sind. So reihen sich neben den Altweibersommer beispielsweise auch die Schafskälte, die Eisheiligen oder die sogenannten Hundstage. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie verweisen auf das Wetter und damit einhergehend auf mögliche Konsequenzen für Landwirtschaft, Mensch und Natur. Für die Landbevölkerung von früher waren sie überlebenswichtig, denn es gab keine Wetterdienste wie heute.
Die Mythen und Legenden, die sich um den Altweibersommer ranken, haben eine lange Geschichte. Sie beruhen auf Erklärungsversuchen von Phänomen, die sich die Wissenschaft vor Hunderten von Jahren noch nicht erklären konnte. So auch um die Spinnfäden und ihre Bedeutung. Oder haben Sie schon von Marienfäden, Marienhaar oder Marienseide gehört? Im Christentum hielt man die silbrig funkelnden Spinnfäden nämlich für das damit bezeichnete Garn aus Marias Mantel. Diesen soll sie laut Überlieferungen bei ihrer Himmelfahrt getragen haben.
Wenn sich der Altweibersommer zeigt, hat dies auch immer ein wenig mit Abschied von der warmen, angenehmen Jahreszeit zu tun. Denn spätestens nach dieser kurzfristigen Rückkehr des Sommers folgt meist nasses, kaltes Herbstwetter. Das spiegelt sich auch in den Bauernregeln wider. Hier ein paar Beispiele und ihre Bedeutung:
Achtung: Der Kalender hat sich verschoben!
Wissen sollte man, dass die meisten Bauernregeln aus der Zeit des julianischen Kalenders stammen – einem Vorläufer des heute gebräuchlichen gregorianischen Kalenders. Sie entstanden demnach vor der Kalenderreform von 1582, an der die Zeitrechnung um elf Tage vorgestellt wurde. Aus diesem Grund treten die Wetterphänomene heute möglicherweise zeitversetzt zu den ursprünglich in Bauernregeln festgehaltenen Terminen auf.
Nun wissen Sie, was es mit dem Altweibersommer auf sich hat. Doch vielleicht interessieren Sie sich ja auch für andere Bauernregeln? Dann dürfte unser Artikel zum Thema genau das Richtige für Sie sein.
Wir freuen uns auf Sie!
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