Birnen werden im Garten seltener gepflanzt als beispielsweise Äpfel oder Süßkirschen. Vielleicht hat man dann die baumgereiften, süß-würzigen Früchte der ‘Vereinsdechantsbirne’ noch nicht gekostet? Kein Vergleich zur eher durchschnittlichen italienischen ‘Abate Fetel’, die fast ganzjährig im Supermarkt bereitliegt.
Dabei gibt es eine ganze Reihe guter Sorten, die auch im Garten zuverlässig reifen.
Zugegeben: Wer in einer Weinbaugegend gärtnert, hat die größere Auswahl und kann sich an wärmebedürftigere Züchtungen wie ‘Conference’, ‘General Leclerc’ oder ‘Alexander Lucas’ wagen. Doch es gibt durchaus auch wertvolle Sorten, die selbst in Höhenlagen regelmäßig tragen.
Ganz besondere Schätze finden sich unter den Herbst- und Winterbirnen, die sich je nach Sorte mehrere Wochen bis Monate lang lagern lassen. Allen voran die erwähnte, hocharomatische ‘Vereinsdechantsbirne’ – wie viele der alten Sorten eine französische Züchtung. Ihr verzeiht man gerne, dass sie nicht zu den ertragreichsten gehört. Auch die neuere moldawische Sorte ‘Novembra’ (eigentlich ‘Nojabrskaja’), mit geradezu riesigen Früchten, frühem Ertragsbeginn und schwachem Wuchs, wird sich in den meisten deutschen Gärten wohlfühlen.
Dennoch: Reservieren Sie für Birnen einen der wärmsten Standorte in Ihrem Garten. Wie viel Platz Sie dafür einplanen sollten? Kommt darauf an. Für einen Halb- oder Hochstamm sind viele Gärten meist zu klein. Er kann, auf einen Birnensämling veredelt, gut 15 m Höhe erreichen und über 200 Jahre alt werden.
Zudem beginnen diese starkwachsenden Bäume erst nach Jahren zu blühen und zu fruchten. Fragen Sie daher besser nach schwachwachsenden, auf Quittenunterlagen veredelten Jungbäumen. Als Spindel erzogen, benötigen sie etwa 2,5 m allseitigen Standraum. Ein durchlässiger, dabei nicht zu leichter Boden wäre ideal. Noch weniger Raum nimmt ein Spalier ein, das sich am besten an der Gartengrenze oder, noch besser, vor einer Südmauer platzieren lässt. Die aufgeheizte Wand gibt auch nachts noch Wärme ab und kann so manchen Blütenfrost abmildern.
Buschig wachsende Zwergsorten sind nach 25 Jahren nur um die 1,50 m hoch und breit. Bedenken Sie, dass Birnen nicht selbstfruchtbar sind. Es sollten also mindestens zwei verschiedene gepflanzt werden. Stehen schon in Nachbargärten weitere Birnen, genügen diese meist als Pollenspender. Ihr Baumschulgärtner kann Auskunft geben, welche Sorten zueinander passen.
Und wann darf geerntet werden? Schwachwachsende Bäume behängen sich mitunter schon ab dem dritten Standjahr mit ersten Birnen. Leider siegt dann häufig die Ungeduld, und die Früchte werden zu früh gepflückt. Sie sind dann noch recht hart und haben ihr Aroma noch lange nicht ausgebildet. Herbst- und Winterbirnen sollten erst geerntet werden, wenn sich die Früchte leicht abdrehen lassen.
Bitte nicht sofort genießen! Das Obst benötigt noch einige Wochen Ruhe, bis sich der typische Schmelz gebildet hat und die Birne beim Reinbeißen tropft. Erst dann ist sie genussreif. Oder aber, wie es der Schweizer Obstsortenzüchter Markus Kobelt empfiehlt: „Halbieren Sie eine vollreife Birne längs und löffeln Sie das saftig-süße Fruchtfleisch mit einem Teelöffel.“ Eine seiner besten Sorten heißt demnach auch ‘Löffelbirne’.
Die weithin orange leuchtenden Blattflecken gitterrostgeschädigter Birnbäume traten in den vergangenen Jahren so häufig und massiv auf, dass so mancher Hobbygärtner entnervt seine Bäume gefällt hat. Die schlechte Nachricht: Gegen Birnengitterrost resistente Sorten gibt es nicht. Trotzdem kein Grund zur Resignation. In feuchten Jahren empfiehlt sich die Vorbeugung gegen die Frühinfektion des Birnenschorfs, z. B. mit Duaxo Universal Pilz-frei. Wenige Flecken, etwa ein bis zwei pro Blatt, die in der zweiten Saisonhälfte auftreten, sind nicht besorgniserregend. Der Überträger der Krankheit, verschiedene Wacholder-Arten, kontrollieren Sie am besten regelmäßig auf korkige, braune Auswüchse an den Zweigen. Kranke Sträucher gleich entfernen.