Kaum ein Obstgehölz ist weniger kompliziert als ein Quittenbaum. Krankheiten treten selten auf, nur gelegentlich faulen einzelne Früchte. So manches Quittenbäumchen trägt mehr Früchte als gebraucht werden. Doch weil die Quitte wieder in Mode ist, lassen sich in dem Fall bestimmt leicht Abnehmer für die goldgelbe Ernte mit den aromatischen, wunderbar duftenden Früchten finden. Die GartenFlora hat Quittenkennerin Monika Schirmer für Sie befragt.
Birne oder Apfel? Quitten werden nach der Fruchtform eingeteilt. Das ist jedoch nur ein grober Anhaltspunkt. Denn mitunter hängen völlig unterschiedliche Früchte am selben Quittenbaum. Die viel kleineren Japanischen Scheinquitten sind keine echten Quitten, werden aber genauso verarbeitet. Die Früchte der Echten Quitte sind sehr vitaminreich und werden gerne für selbstgemachte Leckereien verwendet. Die schönen Blüten, die im Frühling erscheinen, sind bei Bienen beliebt.
Wer sich bei der Pflanzenauswahl an den botanischen Bezeichnungen orientiert, findet die strauchartig wachsenden Schein- oder Zierquitten unter ihrem lateinischen Namen Chaenomeles. Die Quittenbäume gehören hingegen zur Gattung Cydonia.
Im Allgemeinen sind es relativ kleine Bäume oder auch Sträucher, so dass für diesen Obstbaum kein großer Garten notwendig ist. Früher war ein Quittenbaum in vielen Bauerngärten zu finden. Diese Obstbaumart ist jedoch in Mitteleuropa fast in Vergessenheit geraten. Ein Grund für den jetzigen Boom der Quitte sind vielleicht die etwas milderen und weniger harten türkischen Sorten wie ‘Limon Ayvasi’, die man aus dem Urlaub oder vom Gemüsehändler kennt. Quittenexpertin Monika Schirmer beobachtet eine ganze Reihe dieser Sorten, die sich in ihrer Heimat Regensburg seit Jahren gut machen und ebenso regelmäßig tragen wie altbekannte Sorten.
Ob nun türkischer Herkunft, ob apfelförmige ‘Cydopom’ oder Birnentyp ‘Beretzky’ – die Quitten haben alle ähnliche Ansprüche an den Standort. Der Boden darf gern lehmig sein, sofern er nicht zu Staunässe neigt oder zu kalkhaltig ist.
Die Faustregel: Liegt der Boden-pH-Wert über 7, drohen Eisenmangel und damit chlorotische, also vergilbte Blätter. Magere Böden nimmt ein Quittenbaum klaglos hin. Er benötigt dort jedoch gelegentlich einen Extraschluck Wasser aus dem Gartenschlauch, vor allem in den ersten Standjahren.
Bei Quitten ist es wichtig, den richtigen Erntezeitpunkt zu erkennen. Bei spät gepflückten Quitten kann Fleischbräune auftreten. Allerdings kann die braune Verfärbung auch durch falsche Pflege entstehen – wichtig für die Bäume ist eine regelmäßige und dauerhafte Wasser- sowie Nährstoffaufnahme.
Wenn sich die Früchte gelb färben, ist es Zeit für die Ernte. Der späteste Erntetermin ist dann, wenn die erste Quitte ohne Zutun vom Baum fällt. Zu diesem Zeitpunkt ist das Innere der Früchte noch strahlend weiß.
Quittenbäume sind zudem frosthart. Sehr tiefe Wintertemperaturen können jedoch zu Holzfrost führen. Wer einen Quittenbaum pflanzen möchte, wählt daher besser einen geschützten, sonnigen und mindestens 3×3 Meter großen Standplatz.
Ein weiteres Plus dieser selbstfruchtbaren Obstart: Nach dem Pflanzschnitt, den Ihre Baumschule gerne für Sie ausführt, muss die Krone nur alle paar Jahre etwas ausgedünnt werden. Ein Quittenbaum trägt allerdings auch völlig ohne Ertragsschnitt reich und regelmäßig.
Wenn der Platz sehr knapp ist, kann ein Quittenbaum auch an einem Spalier gezogen werden. Dies ist gleichzeitig eine gute Möglichkeit, unschöne Mauern etwas zu kaschieren und Gartenbereich zu nutzen, die für einen Obstbaum mit ausgeprägter Krone zu klein sind.
Drei Fragen an Monika Schirmer. Sie befasst sich privat seit über 40 Jahren mit der Quitte:
Warum türkische Sorten?
Die Türkei ist das Hauptanbauland für diese Obstart. Dort werden interessante Sorten kultiviert.
Sind die bei uns überhaupt winterhart?
Kahlfrost kann an jedem Quittenbaum – egal welche Sorte – Schaden anrichten. Aber an mehreren Standorten in Bayern sind einige türkische Sorten im Versuchsanbau. Bisher gab es keine größeren Probleme, sodass man die Kultur im Garten durchaus wagen könnte.
Der Unterschied zu bekannten Sorten?
Das mag ich so pauschal nicht sagen, denn auch die türkischen Züchtungen unterscheiden sich teils stark voneinander, und nicht alle getesteten Sorten sind lieferbar. Aber die birnenförmigen Früchte von ‘Limon Ayvasi’ bestechen zum Beispiel durch ein feines Zitronenaroma und feinzelliges Fleisch. ‘Ekmak Ayvasi’ bedeutet „Laib“ oder „Brot“. Das deutet darauf hin, dass sich die Früchte bei optimalen Bedingungen zum Frischverzehr eignen.
Sie haben schon geerntet und brauchen nun Anregungen, wie Sie die vielen Früchte schmackhaft verarbeiten können? Dann werfen Sie gerne einen Blick in unsere Quitten-Rezepte.
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