Es ist und bleibt ein ewiges Thema für Gärtner*innen: Wildkräuter, die unermüdlich gedeihen, ihren Weg in frisch angelegte Beete finden oder zwischen den Steinchen der Kieswege sprießen. Wer sich daran stört, sucht meist nach möglichst effektiven Methoden, um den unerwünschten Bewuchs effektiv einzudämmen. Umweltschädliche Herbizide oder auch diverse Hausmittelchen wie Essig sollten aber keine Option sein. Ein Unkrautvlies verspricht langfristige Unkrautbekämpfung ohne Gift. Doch ist es auch wirklich uneingeschränkt zu empfehlen? Wir haben uns die verschiedenen Optionen genauer für Sie angesehen.
Unkrautvlies ist ein dichtes, textilähnliches Gewebe. Man kann es passgenau entsprechend der jeweiligen Fläche zuschneiden. Je nach Bedarf ist es in verschiedenen Stärken und verschiedenen Materialien und mit unterschiedlicher Haltbarkeit erhältlich. Unkrautvlies soll den Boden schonen, da es luft- und wasserdurchlässig ist. Gleichzeitig kann es Wildkräuter in Schach halten. Zum Einsatz kommt es beispielsweise auf Kieswegen, Beeten mit Hanglage, bei Grabbepflanzungen oder in Steingärten.
Nicht zu verwechseln ist das Unkrautvlies mit dem sogenannten Boden- oder Bändchengewebe – einer meist dunklen Folie, die aus fadenförmig verwobenen Kunststofffasern besteht. Das Bodengewebe wird hauptsächlich im gewerblichen Pflanzenanbau verwendet. Da es UV-stabil ist, dient es als langfristiger Unkrautschutz. Anders als das Bändchengewebe, bleibt Unkrautvlies nicht offen liegen, sondern wird nach dem Verlegen wieder mit Mulchmaterial abgedeckt.
Verschiedenste Hersteller bieten Unkrautvliese an. Eine höhere Stärke verspricht längere Haltbarkeit und eine höhere Widerstandsfähigkeit für aufstrebende Unkräuter. Je dicker und dichter das Vlies ist, desto mehr sinkt jedoch auch seine Wasser- und Luftdurchlässigkeit, was wiederum den natürlichen Wasser- und Gasaustausch des Bodens negativ beeinflusst. Die Wahl der Stärke hängt auch von der späteren Nutzung der Fläche ab. Für Beete, die nicht betreten werden, genügen meist Materialstärken zwischen 80 und 100 g/m². Für Wege, die mit Kieselsteinen oder scharfkantigerem Splitt bedeckt werden sollen, muss es schon eher ein Vlies mit einer Stärke ab 150 g/m² sein.
Die meisten Varianten bestehen aus Kunststofffasern wie Polypropylen, Polyester oder Polyethylen. Nur synthetisches Material verspricht eine langfristige Abdeckung. Allerdings besteht hier auch die Gefahr, dass Bindemittel enthalten sind, die mit der Zeit Schadstoffe an die Umgebung abgeben.
Vliese aus biologisch abbaubaren Materialien bieten sich besonders an, sie bestehen beispielsweise aus Jute, Hanf, Kokos oder Cellulosefasern. Eine Alternative zu Kunststoffen stellen auch sogenannte bioplastische Materialien dar, das sind abbaubare Kunststoffe, die man aus pflanzlichen Quellen wie Mais- oder Kartoffelstärke gewinnen kann. Nach Auslegung stellen sie einen temporären Wildkrautschutz dar, der sich nach und nach im Boden zersetzt. Sie fungieren damit ähnlich wie eine Mulchschicht.
Wenn Sie das Unkrautvlies beim Neuanlagen einer Fläche integrieren möchten, sollten Sie den Boden zunächst einmal von jeglichen Unkräutern befreien. Entfernen Sie auch Wurzelunkräuter wie Giersch oder Löwenzahn vollständig. Das Vlies legen Sie dann möglichst faltenfrei auf der vorgesehenen Fläche aus. Sind mehrere Bahnen nötig, sollten diese großzügig überlappen, damit keine Lücken entstehen. An jenen Stellen, wo Sie die Beetpflanzen einsetzen möchten, können Sie das Vlies x-förmig einschneiden. Die Ränder der Fläche fixiert man abschließend mit speziellen Erdankern.
Aus optischen Gründen – und auch, um die Haltbarkeit der Vliesschicht zu erhöhen – deckt man die Beetflächen am Ende mit einer Mulchschicht (zum Beispiel Rindenmulch) ab. Bei Wegen kommt am Ende der Kies oder Splitt auf das Unkrautvlies.
Eindämmung von Unkraut: Wie es der Name schon sagt, hindert das Unkrautvlies ungewünschten Wildwuchs an der Ausbreitung. Zum einen werden keimende Samen oder treibende Wurzelunkräuter mechanisch vom Vlies unten gehalten, sodass sie nicht durchdringen können. Zum anderen erhalten die Pflanzen kein Licht, was das Wachstum zusätzlich bremst. Allerdings kann es selbst mit dichtem Unkrautvlies passieren, dass es mal das ein oder andere Pflänzchen nach oben schafft. Baumsämlinge oder Wurzelausläufer von umliegenden Sträuchern sind besonders hart gesonnen. Zudem werden die ausgelegten Flächen natürlich auch nicht von anfliegenden Samen verschont, die sich oberhalb des Materials niederlassen und dort keimen.
Verminderter Zeit- und Arbeitsaufwand: Unkrautjäten kann nicht nur zeitintensiv werden, sondern auch körperlich anstrengend. Das Unkrautvlies kann eine gute Lösung sein, den Aufwand deutlich zu reduzieren.
Weniger Feuchtigkeitsverlust: Der Wasseraustausch von Boden und Luft ist weiterhin gewährleistet, dennoch sorgt das Unkrautvlies auch dafür, dass sich Feuchtigkeit länger im Boden hält. Die Beetpflanzen freut es.
Weniger Bodenbearbeitung nötig: Anders als beim Umgraben oder tiefgründigem Jäten bleibt die untenliegende Bodenstruktur durch das Vlies ungestört.
Schützt vor Bodenerosion: Besonders an Hanglagen kann das Unkrautvlies helfen, Bodenerosion zu mindern.
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Schützt nicht vor neuen Unkräutern: Nicht nur anfliegende Samen lassen sich weiterhin auf dem Vlies nieder. Auch an den Randbereichen der Flächen haben es Pflanzen leicht. Unkraut, das es durch das Vlies geschafft hat, lässt sich zudem schwieriger jäten, da es teilweise schon fest mit dem Textil verwachsen ist. Auch ein Unkrautvlies ist also kein Rundumschutz.
Verminderter Wasseraustausch: Unkrautvlies sollte wasserdurchlässig sein, etwas einschränkend wirkt es dennoch. Zwar ist es von Vorteil, dass das Vlies vor Wasserverlust schützt, allerdings dringt Regen- beziehungsweise Gießwasser auch langsamer in den Boden, weil es zunächst durch die Materialschicht sickern muss. An besonders heißen Tagen wird das zum Problem, da die Kulturpflanzen dann einen erhöhten Wasserbedarf haben. Auf der anderen Seite könnte es auch zu Staunässe kommen.
Fauna teilweise gestört: Die Mikroorganismen im Boden werden durch das Vlies zwar nicht gestört, einigen kleinen Tierarten macht es aber dennoch Probleme. Regenwürmer, Käfer und verschiedene Larven können nicht mehr ungehindert an die Oberfläche gelangen beziehungsweise in den Boden eindringen.
Gefahr von Nährstoffverlust: Abgestorbene Pflanzenteile zersetzen sich mit der Zeit und führen dem Boden so auf natürliche Weise wieder frische Nährstoffe zu. Durch das Unkrautvlies ist dieser Prozess unterbrochen. Flächen, auf denen sehr langlebige Vliese ausgebracht worden sind, leiden nach längerer Zeit unter der fehlenden Nährstoffzufuhr.
Keine Dauerlösung: Auch wenn es einige Vliesarten gibt, die besonders lange halten sollen – eine Dauerlösung findet man hier nicht. Darüber hinaus stellt sich die Frage der Entsorgung, wenn das Vlies am Ende seiner Lebensdauer angelangt ist. Muss man es irgendwann austauschen, ist dies wiederum mit erhöhtem Aufwand verbunden. Bei biologisch abbaubarem Unkrautvlies erübrigt sich die Frage, doch auch Vlies aus Kunststofffasern wird früher oder später porös. Da die Kunststofffasern nicht kompostierfähig sind, können hier Faserteile entstehen, die im Boden verbleiben.
Unkrautvlies kann eine gute Lösung darstellen, um Unkräuter für einige Zeit einzudämmen. Allerdings geben die ökologischen Nachteile zu denken, besonders bei den langlebigen Varianten aus festem, synthetischen Material. Für frisch angelegte Beete oder Wege kann ein Unkrautvlies eine sinnvolle Ergänzung sein, um die erste Zeit unkrautfrei zu gestalten. Hierfür sind jedoch vor allem biologisch abbaubare Vliesvarianten zu empfehlen. Auf diese Weise haben die Kulturpflanzen genügend Zeit, um dicht zusammenzuwachsen – ohne, dass ihnen Wildkräuter zuvor kommen. Früher oder später muss dann aber ohnehin wieder gejätet werden. Herbiziden oder ähnlich radikalen Methoden ist ein Unkrautvlies aber in jedem Fall vorzuziehen.
Übrigens kann selbst eine Mulchschicht die Unkräuter in ihrer Ausbreitung schon etwas eindämmen. Die Schicht aus Laub, Rasenschnitt oder Hackschnitzeln sorgt außerdem dafür, dass weniger Feuchtigkeit verdunstet, das Bodenleben bleibt absolut ungestört und nebenbei führt das organische Material dem Boden Nährstoffe zu.
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