[Foto: AdobeStock_Piotr Krzeslak]

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Kiebitz: Ein Vogel, der es feucht mag

Der Kiebitz stößt Laute aus, die seinem Namen sehr ähneln. Zu hören bekommen wir diesen Ruf jedoch leider immer seltener, denn der Kiebitz steht auf der Roten Liste. Seine Population schrumpft mit jedem Jahr. Der Titel „Vogel des Jahres 2024“, vom Naturschutzbund Deutschland verliehen, soll mehr Aufmerksamkeit auf den bedrohten Kiebitz lenken.

Kiebitz: Vogel ohne Lebensraum

Der Kiebitz (Vanellus vanellus) ist etwa taubengroß und trägt eine auffällige schwarze Federholle auf dem Kopf. An der Bauchseite ist das Gefieder sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen weiß, auf dem Rücken schwarz. Männchen haben eine etwas ausgeprägtere Federholle auf dem Kopf und ein größeres schwarzes Brustband vorne. Im Sonnenschein kann das Rückengefieder des Kiebitzes metallisch grün und violett schimmern. So hat er ein ziemlich einzigartiges Erscheinungsbild und lässt sich gut von anderen heimischen Vögeln unterscheiden.

Einst konnten aufmerksame Menschen diesen Vogel in Deutschland häufig entdecken und auch hören. Doch mit den Jahrzehnten ist der Lebensraum des Kiebitzes immer weiter geschrumpft. Da der Kiebitz es am liebsten feucht unter den Füßen hat, sind Moore und Feuchtgebiete für ihn als Brutgebiet essenziell. In den vergangenen Jahrzehnten mussten diese aber immer häufiger Äckern und landwirtschaftlichen Flächen weichen. Der Mensch hat mittlerweile große Landstücke entwässert und dem Vogel so seinen Lebensraum entzogen. Dadurch ist die Population des Kiebitzes drastisch geschrumpft. Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist der Kiebitzbestand in Deutschland zwischen 1992 und 2016 um 93 Prozent zurückgegangen.

Kiebitz: Nest muss am Boden sein

Findet der Kiebitz gute Lebensbedingungen vor, dann baut er sein Nest am liebsten auf Feuchtwiesen. Dort sollte die Landschaft möglichst flach und gut überschaubar sein. Viele Bäume würden das Nistverhalten des Kiebitzes stören. Laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt darf die Vegetation bei Brutbeginn nur wenige Zentimeter hoch sein, damit sich der Vogel in seinem Nest am Boden wohlfühlt.

Der Nestbau ist beim Kiebitz Männchen-Sache. Der Vogel sucht am Boden eine geeignete Mulde und kleidet diese mit trockenen Gräsern als Polster aus. Das Weibchen legt dann in der Regel vier Kiebitz-Eier hinein, aus denen 26 bis 29 Tage später die Küken schlüpfen.

Übrigens: Die Paarungszeit führt auch bei den Kiebitzen zu außergewöhnlichem Werbungsverhalten der Männchen. Sie scharren Mulden in den Boden und legen diese mit Gräsern aus, obwohl sie noch gar kein Weibchen haben. Dieses „Scheinnisten“ soll die Weibchen beeindrucken und sie von den Paarungsqualitäten des Männchens überzeugen. Außerdem stürzen sich die Männchen während der Balz teilweise in spektakulären Flugmanövern vom Himmel und drehen atemberaubende Schrauben in der Luft – auch das soll bei den Weibchen Eindruck hinterlassen.

Anhängliche Nestflüchter

Die Kiebitz-Küken zählen zu den Nestflüchtern. Das bedeutet, dass sie wenige Stunden nach dem Schlüpfen den Schutz des Nestes verlassen und sich allein durchschlagen. Kiebitz-Küken sind jedoch anhänglicher als andere Nestflüchter und suchen etwa eine Woche lang immer wieder die Wärme der Mutter im Nest. Füttern tut diese ihre Küken jedoch nicht. So überleben Schätzungen zufolge etwa 60 Prozent der Küken das erste Lebensjahr und beginnen danach selbst mit der Vermehrung. Hat der Kiebitz das erste Jahr geschafft, kann er sogar bis zu 25 Jahre alt werden.

Variabler Speiseplan

Aufgrund der besonderen Lebensraumsituation sieht sich der Kiebitz mittlerweile immer häufiger gezwungen, auf bewirtschafteten Äckern zu nisten. Das ist insofern ein Problem, als dass ein früher Mähturnus die Nester zerstört und verbreitete Insektizide dem Kiebitz seine Hauptnahrungsquelle, Insekten und deren Larven, zunichte macht.

Der Kiebitz kann nahrungstechnisch zwar noch ausweichen auf Getreidekörner, Samen und Früchte, auf Dauer würden ihn das aber nicht mit den nötigen Nährstoffen versorgen oder satt machen. Gerade Jungtiere ernähren sich in den ersten Wochen ausschließlich von Spinnen, Wirbellosen und Insekten, die sie am Boden schnappen können. Der Kiebitz ist somit ein natürlicher Schädlingsbekämpfer.

Kiebitz auf Wiese.
Seine Lieblingsspeise sind Insekten. [Foto: AdobeStock_Marcin Perkowski]

Kiebitz: Ruf gab ihm seinen Namen

Der Kiebitz ist in Deutschland auch unter Namen wie „Geubitz“ oder „Giebitz“ bekannt. All diese Bezeichnungen hat er seinem auffallenden Ruf zu verdanken, der in Lautsprache übertragen seinem Namen sehr ähnelt. Als Teilzieher verbringen einige Kiebitze die Wintermonate in Deutschland. Das ist allerdings nur der Fall, wenn ein milder Winter vorliegt. Der Rest der Vögel zieht Richtung Frankreich, Spanien oder Großbritannien ab und lebt dort bis zur Rückkehr nach Deutschland im Frühling.

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Der NABU hat den Kiebitz nun zum „Vogel des Jahres 2024“ gekürt. Bei der Wahl konnte sich jeder Vogelfan beteiligen. Schon 1996 konnte der besondere Vogel das Publikum überzeugen und sich den Titel holen. In diesem Jahr hoffen viele Teilnehmende, dass der Kiebitz aufgrund der Auszeichnung mehr Aufmerksamkeit von Politik und Gesellschaft bekommt. So könnten mehr Menschen für seine bedrohte Lage sensibilisiert werden und sich für seinen Schutz einsetzen.

So schützen Sie den Vogel

Der Kiebitz sucht sich selten die Rasenfläche im Garten als Nistplatz aus, da dort meist zu viele höhere Pflanzen wachsen und er wenig Ruhe finden würde. Das heißt jedoch nicht, dass Sie sich gar nicht um den Schutz des Kiebitzes kümmern können. Mittlerweile gibt es einige Projekte von Naturschutzverbänden, die sich für das Leben des Vogels einsetzen.

Ein Beispiel ist der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV). Er berät Landwirtinnen und Landwirte, die ihre Äcker Kiebitz-freundlich bewirtschaften wollen. Zusätzlich unterstützt der LBV dabei, Gelege des Kiebitzes aufzuspüren und dann so zu markieren, dass Bauern und Bäuerinnen sie bei der Feldarbeit umfahren können. Hinzu kommen die Schutzgebiete, die der LBV versucht, Stück für Stück aufzukaufen und achtsam zu renaturieren. Den LBV können Sie bei dieser Arbeit beispielsweise durch eine Spende unterstützen.

Kiebitz-Weibchen mit Küken.
Die Kiebitz-Küken sind Nestflüchter. [Foto: AdobeStock_BAHADIR YENICERI]

Wer im Norden Deutschlands wohnt, kann sich auch an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hamburg wenden. Die Stadt Hamburg hat dort gemeinsam mit dem BUND und der Stiftung Ausgleich Altenwerden ein Kiebitz-Schutzprojekt ins Leben gerufen. Ehrenamtliche des BUND unterstützen die Aktion, indem sie auf Nest-Suche gehen und ihre Funde melden. Der BUND gibt diese Stellen dann den Landwirtinnen und Landwirten weiter, damit sie während der Feldarbeit ausweichen können.

Der Kiebitz kommt nicht mehr in jeder Ecke Deutschlands vor, weswegen aktive Hilfe nicht immer möglich ist. Es gibt aber überall Naturschutzvereine und andere Angebote, die über Möglichkeiten informieren, sich selbst einzubringen.

Aufgrund der zurückgegangenen Population lässt sich der Kiebitz nur noch selten beobachten. Anders hingegen verhält es sich beispielsweise mit der Amsel, die in hiesigen Gärten noch oft zu sehen ist. Um Sie beim Vogelbeobachten zu unterstützen, haben wir die häufigsten Gartenvögel aufgelistet und genauer beschrieben: Gartenvögel bestimmen und richtig füttern – So geht’s!

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