Zuerst war es die Miniermotte, jetzt machen zusätzlich noch Bakterien den Kastanienbäumen das Leben schwer. Die verfrühte Braunfärbung der Blätter im Sommer und der vorzeitigen Laubfall machten den Befall der Bäume mit der Kastanienminiermotte für jeden sichtbar. Dieser frühe Verlust der Blätter ist in erster Linie ein ästhetisches Problem.
Doch jetzt sind die Bäume tatsächlich in Gefahr, berichtet die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW): Seit 2007 beobachten Wissenschaftler zusätzlich den Befall mit einem Bakterium namens Pseudomonas syringae. Es bringt die Bäume zum Absterben.
Das Bakterium zerstört die Leitungsbahnen und macht dadurch den Wasser- und Nährstofftransport unmöglich. Betroffen ist die Hälfte aller Kastanien bundesweit, sowohl junge als auch alte Bäume. Manche Städte, wie zum Beispiel Krefeld, Duisburg, Viersen und Essen, haben bereits große Ausfälle zu beklagen. Die befallenen Rosskastanien zeigen blutende Stellen vom Stamm bis zur Krone sowie ein teilweises Absterben der Kronen oder eine dunkelbraune bis schwarze Verfärbung unter der Rinde. Außerdem sind Stamm- und Astrisse zu sehen.
Und was kann man dagegen machen? Nicht viel, sagen die Experten. Es gibt kein Gegenmittel. Bisher wurden die meisten Bäume umgehend gefällt, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Heute bevorzugt man das Konzept, dass nur die befallenen Bäume entfernt werden, wenn sie die Verkehrssicherheit beeinträchtigen.
Damit die Kastanien diese neue Gefahr überleben können, muss versucht werden, ideale Rahmenbedingungen für die Bäume zu schaffen und Stresssituationen (Austrocknung) zu vermeiden. Kastanien lieben gut durchlüftete Böden mit hohem Humusgehalt und einem ph-Wert zwischen 6 und 8.
Auch das Sammeln der von der Miniermotte befallenen Blätter im Herbst, wie die SDW es bereits seit Jahren macht, erhöht die Überlebenschance.Momentan werden keine weiß- und rotblühenden Kastanien mehr in den Städten gepflanzt. Bei Nachpflanzungen wird die gelbblühende Kastanie verwendet. Sie scheint gegen die Motte und das Bakterium resistent zu sein.
Hoffnung besteht auch langfristig, in den natürlichen Wildpopulationen resistente Arten zu finden oder in Baumschulen genetische Resistenzen zu züchten.