Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Bärlauch erkennen: Doppelgänger und sichere Bestimmung

Von Anna Katharina Küsters, Selina Menke

Bereits vor 2000 Jahren bezeichneten die Römer Bärlauch als Allium ursinum: Bärenknoblauch. Wie die Verbindung zu den großen Raubtieren entstand, ist allerdings bis heute nicht klar. Einerseits sollen Bären den wilden Knoblauch fressen, um sich nach der Winterruhe zu stärken. Andererseits findet sich der Bär in vielen Kulturen als Kraftsymbol, was dazu geführt haben soll, das heilwirksame und kräftige Pflanzen wie beispielsweise Bärwurz und Bärlapp nach ihm benannt wurden. Mit einer gesicherten Antwort auf diese Frage können wir leider nicht dienen, jedoch bei einer anderen behilflich sein. Wir wissen nämlich, wie Sie Bärlauch erkennen und von seinen giftigen Zwillingen unterscheiden.

Bärlauch erkennen: Blätter genau anschauen

Beim Spaziergang durch den Wald ist die Verlockung besonders groß. Sobald es im Frühjahr beginnt grün zu werden, sind nämlich auch die ersten Bärlauch-Pflänzchen zu sehen. Leider kommt das leckere Kraut nicht immer ohne giftigen Zwilling daher. Es ist daher von großer Bedeutung, mit einer geschulten Sicht und Vorsicht ans Sammeln zu gehen, um Bärlauch erkennen zu können.

Bei der Bärlauch-Ernte helfen Ruhe und Geduld. So vermeiden Sie, dass Sie Bärlauch mit giftigen Pflanzen verwechseln. Wer unter Zeitdruck Blätter zupft, läuft Gefahr, dazwischen auch welche von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen in den Händen zu halten. In der Hand ist das tatsächlich noch egal, in der Küche und auf dem Teller kann das aber schnell gesundheitsgefährdend werden.

Die Bärlauch-Verwechslungsgefahr ist groß, denn die Blätter der drei unterschiedlichen Pflanzen lassen sich optisch kaum auseinanderhalten:

  • Bärlauch: Ein Blatt wächst an einem Stiel aus dem Boden.
  • Maiglöckchen: Zwei Blätter wachsen an einem Stiel aus dem Boden.
  • Herbstzeitlose: Mehrere Blätter wachsen aus einer Rosette, ohne Stiel.

Im Gegensatz zu den breiten und ovalen Blättern des Bärlauchs sind Herbstzeitlose-Blätter länglich, oval und etwas härter.

Wie kann man Bärlauch von Maiglöckchen unterschieden? Die Blätter des Maiglöckchens ähneln denen des Bärlauchs noch stärker. Da sie ähnlich geformt sind, ist der Blick auf den Stiel umso wichtiger.

Achten Sie darauf, wenn Sie unsicher sind, denn eine Verwechslung mit Bärlauch ist unbedingt zu vermeiden. Sind Sie sich nicht zu 100 Prozent sicher, sollten Sie lieber verzichten.

Blätter der Herbstzeitlose wachsen aus Bündeln hervor …

[Foto: AdobeStock_Martina-Simonazzi]

[Foto: AdobeStock_Piotr]

… während bei Maiglöckchen zwei Blätter an einem Stil aus dem Boden sprießen.


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Geruchstest und Wurzelbestimmung

Sie haben die Blätter nun genau begutachtet, sind sich aber noch nicht sicher, ob Sie Bärlauch verwechseln könnten? Das kann passieren. Glücklicherweise müssen Sie sich nicht nur auf den optischen Test verlassen. Doch woran erkennt man Bärlauch noch? Erkenntnis liefern beispielsweise ein Geruchstest oder das Überprüfen der Wurzeln.

Nutzen Sie auch Ihre Nase und Ihre Hände, um Bärlauch zu erkennen. Zerreiben Sie ein grünes Blatt, bei dem Sie unsicher sind. Duftet es nach Knoblauch, halten Sie mit ziemlicher Sicherheit Bärlauch in den Händen.

Außerdem können Sie giftige Doppelgänger anhand ihrer Wurzeln entlarven. Das ist nützlich, da es schnell vorkommen kann, dass Sie bereits vorher ein Bärlauch-Blatt gesammelt haben. Dadurch können Ihre Hände schon nach Knoblauch duften, was den Riech-Test nicht mehr ganz so zuverlässig macht.

>> In der Aprilausgabe 2024 der GartenFlora, S. 15, haben wir bereits beschrieben, dass es hilft, die Pflanze auszugraben, denn die Wurzeln geben den letzten und sichersten Hinweis auf die jeweilige Pflanze.

Die Wurzeln des Bärlauchs sind etwa vier Zentimeter groß, lang und schlank. Maiglöckchen hingegen haben kriechende Rhizome und Herbstzeitlose rundliche Zwiebeln.

Aber aufgepasst: Um eine Verwechslung mit Bärlauch zu vermeiden, sind solche Ausgrabungsaktionen nur im eigenen Garten erlaubt. Pflücken Sie im Wald, bleiben Sie beim Seh- und Geruchstest, um die Pflanze zu schützen.

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Herbstzeitlose: Vorsicht, sehr giftig!

Kommt es zu einer Herbstzeitlosen-Bärlauch-Verwechslung, kann das körperlich starke Beschwerden auslösen. Die gesamte Herbstzeitlosen-Pflanze ist giftig – schon geringe Mengen können für den Menschen tödlich sein, weswegen es so wichtig ist, Bärlauch treffsicher zu erkennen.

Frühblühender Bärlauch kann leicht von den Herbstblüten der Herbstzeitlosen unterschieden werden.

[Foto: AdobeStock_mg photo]

[Foto: AdobeStock_samopauser]

Bei den Blättern ist das schwerer: Bärlauchblätter (links im Bild), Herbstzeitlose (rechts im Bild).

Symptome sind beispielsweise:

  • starke Überlkeit
  • Schock und Benommenheit
  • extreme Magenschmerzen
  • Schweißausbrüche
  • Krämpfe
  • blutiger Durchfall

Herbstzeitlose und Maiglöckchen anhand der Blüte bestimmen

Die Verwechslungsgefahr von Bärlauch und Herbstzeitlosen ist ein wichtiger Punkt bei der Gartenarbeit im Frühjahr. Im Zweifel können Sie noch etwas warten und im kommenden Jahr den mutmaßlichen Bärlauch erkennen. Achten Sie Ende April und Anfang Mai auf die Blütenentwicklung: Die Bärlauch-Blüte beginnt bereits im späteren Frühjahr, Herbstzeitlose blühen hingegen erst – wie ihr Name schon verrät – im Herbst.

Im Frühjahr (etwa im Mai) beginnt Bärlauch zu blühen …

[Foto: AdobeStock_IrisArt]

[Foto: AdobeStock_PatPat]

… Maiglöckchen erblühen ebenfalls ab Mai.

Maiglöckchen blühen zu einer ähnlichen Zeit wie Bärlauch. Beide Pflanzen blühen weiß, sie lassen sich also leicht mit Bärlauch verwechseln. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied. Bei Maiglöckchen erinnern die Blüten tatsächlich an kleine Glöckchen. Die Bärlauch-Blüten hingegen eher an zarte Sternchen, die sich in Dolden als Einzelblüten zusammenschließen. Eine Verwechslung von Bärlauch und Maiglöckchen lässt sich also anhand der Blüten leicht ausschließen.

Wilder Schnittlauch: Verwechslungsgefahr gering

Bärlauch und wilder Schnittlauch kann man in der Regel recht einfach auseinanderhalten. Zudem ist wilder Schnittlauch essbar. Selbst wenn Sie die beiden Pflanzen verwechseln, besteht also kein Gesundheitsrisiko.

Wilder Schnittlauch besitzt dünne, schmale Blätter …

[Foto: AdobeStock_tansol]

[Foto: AdobeStock_Светлана-Монякова]

… und wächst in Büscheln aus dem Boden.

Er lässt sich sogar gut mit Bärlauch kombinieren. Sein Geschmack passt zu einer Vielzahl von Bärlauch-Gerichten, wie beispielsweise Bärlauchpesto oder Aufstrichen.

Wer möchte, kann mit dem wilden Kraut auch im Garten wunderbare Gestaltungsideen umsetzen.

So gesund sind die grünen Blätter des Bärlauchs

Zum richtigen Zeitpunkt geerntet – nämlich vor der Blüte – enthalten Bärlauchblätter eine Menge guter Inhaltsstoffe. Laut der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stecken in den Blättern beispielsweise eine Menge organischer Schwefelverbindungen, die bei Magen-Darm-Problemen helfen können. Außerdem enthält die Pflanze mehr Vitamin C als Paprika oder Zitrusfrüchte, daneben auch Eisen, Kalium, Kalzium und B-Vitamine.

Eine Person mit einer gelben Jacke sammelt Baerlauch von einem Waldboden [Foto: AdobeStock_encierro]
Wer beim Sammeln von Bärlauch Verwechslungen ausschließen kann, darf sich über gesunden Genuss freuen. [Foto: AdobeStock_encierro]

Tipp: Entfernen Sie bei der Ernte immer nur ein Blatt pro Pflanze. So stellen Sie sicher, dass der Bärlauch auch im nächsten Jahr noch gut austreibt und Sie mit Nachschub beliefert.

Video von „Steffi kocht ein“: Bärlauch erkennen und haltbar machen

In dem folgenden Video erklärt Ihnen Einkoch-Expertin Steffi Burmeister von „Steffi kocht ein“, wie Sie Bärlauch erkennen, sammeln und anschließend zu veganem Bärlauchpesto verarbeiten. Diese Zubereitung macht es möglich, dass der gesammelte Bärlauch möglichst lange haltbar bleibt. 

Hinweis: Das Video wurde Anfang März aufgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Bärlauch, daher zeigt Steffi Burmeister im Video bei einigen Schritten des Rezepts Rucola zur Veranschaulichung, da dieser auf die gleiche Weise verarbeitet wird wie Bärlauch.

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Über „Steffi kocht ein“

Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Steffi Burmeister sowohl beruflich als auch privat mit dem Haltbarmachen von Lebensmitteln und dem Einkochen. Sie gründete gemeinsam mit ihrem Mann die Gläser und Flaschen GmbH, in der sie gewerblichen und privaten Kunden mit ihren Produkten sowie mit Rat und Tat zur Seite steht. Steffi Burmeister beantwortete Hunderte von Einkochfragen, probierte unzählige Rezepte aus, erfand eine Menge selbst – und präsentiert ihren gesammelten Erfahrungsschatz überaus erfolgreich auf ihrem YouTube-Kanal „Steffi kocht ein“. Als Einkoch-Expertin teilt sie nun auch mit den Leserinnen und Lesern von GartenFlora praktische Tipps und schmackhafte Einkoch-Rezepte.

Wer erfolgreich Bärlauch erkennen kann und geerntet hat, der hat auch viele Möglichkeiten, die leckere und gesunde Pflanze zu verarbeiten. Falls Sie noch auf der Suche nach Inspiration sind, werden Sie hier fündig: Bärlauch-Rezepte: Knoblauchduft liegt in der Luft.

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