Der Essigbaum ist ein markantes Ziergehölz, das trotz seiner attraktiven Attribute immer noch Seltenheitswert in der hiesigen Gartenkultur besitzt. Mehr noch: Einige würden den Baum aufgrund seines hohen Ausbreitungsdrangs viel eher in der Kategorie „Unkraut“ verbuchen. Vielleicht sind Sie dem auffälligen Gewächs mit den großen Fiederblättern und behaarten Trieben schon einmal begegnet. In vielen Regionen ist die Art nämlich verwildert und bahnt sich ihren Weg zwischen Pflastersteinen oder Bahngleisen. Was den Baum äußerlich so attraktiv macht, weshalb er aber auch nicht unumstritten ist, klären wir in diesem Beitrag.
Name
Rhus typhina
Frucht
Steinfrüchte
Lebenszyklus
mehrjährig
Bodenverhältnisse
durchlässig, frisch (anspruchslos)
Wuchshöhe
4 bis 6 Meter
Lichtverhältnisse
Sonne
Wuchsbreite
4 bis 6 Meter
Verwendung
Solitärgehölz, Kübelpflanze, Stadtbaum
Wuchsform
Baum
Winterhärte
winterhart
Blüte
Rispen
Giftigkeit
giftig
Blatt
gefiedert
Der Essigbaum, auch als Hirschkolbensumach bekannt, stammt ursprünglich aus Nordamerika. Dort ist das Gehölz in den östlichen und zentralen Regionen weit verbreitet und wächst bevorzugt an Waldrändern und auf Lichtungen. Rhus typhina gehört zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) und ist eine von weltweit etwa 200 Arten.
Der Essigbaum als Neophyt
Der Umgang mit Neophyten – also eingeführten und nicht-heimischen Pflanzenarten – ist umstritten. Als invasive Neophyten gelten solche, die sich schnell und ungebremst ausbreiten und dabei heimische Arten verdrängen können. Auch der Essigbaum besitzt die Eigenschaft, sich mithilfe seiner Wurzelsprosse auf rasante Weise zu vermehren. Die Regelungen im Umgang mit solchen Pflanzen unterscheiden sich je nach Land und Region. In der Schweiz ist der Essigbaum beispielsweise sogar verboten, das heißt, man darf ihn weder pflanzen noch verkaufen. In Deutschland wird er weiterhin im Handel angeboten, allerdings oft mit dem Hinweis, dass eine Wurzelsperre sinnvoll sein kann.
Manche plädieren aber auch dafür, sich die Vorzüge so mancher Neophyten wieder mehr vor Augen zu führen. Denn wo schwierige Standorte, etwa durch Stadtklima und anhaltende Trockenheit für heimische Arten ein Problem sind, erweisen sich Pioniergehölze wie der Essigbaum als deutlich robuster.
Rhus typhina kann eine Höhe von bis zu sechs Metern erreichen und bildet dabei oft mehrere, dicht beieinander stehende Stämme aus. Besonders markant sind die samtig behaarten, rötlichen Triebe, die an die Geweihe junger Hirsche erinnern. Daher rührt auch der Name Hirschkolbensumach.
Der Essigbaum bildet ein flaches Wurzelsystem mit vielen Ausläufern, was ihm hilft, sich schnell auszubreiten und stabile Bestände zu bilden. Auch oberirdisch ist er in den ersten Jahren sehr schnellwüchsig. Für so manchen fällt der Essigbaum daher auch eher in die Kategorie „Unkraut“ – vor allem dann, wenn er sich ohne Erlaubnis im Garten breitgemacht hat.
Besonders erwähnenswert ist die schöne Wuchsform. Die Verzweigungen fächern sich geweihartig auf und lassen eine breit ausladende Krone entstehen. Und obwohl der Essigbaum seine Triebe teils wirklich eigenwillig abspreizt, wirkt das doch nie chaotisch. Viel eher macht es den Anschein, als wachse jeder samtig beflaumte Zweig präzise geplant an genau der richtigen Stelle.
Die gefiederten Blätter des Essigbaums können bis zu 60 Zentimeter lang werden. Sie bestehen aus bis zu 30 einzelnen lanzettlichen Fiederblättchen. Im Herbst verfärben sie sich schließlich zu leuchtendem Orange, Scharlachrot oder Goldgelb.
Die grünlich-gelben Blüten erscheinen im Juni und Juli und stehen in dichten, aufrechten Rispen zusammen. Wildbienen und anderen Bestäubern liefern sie Pollen und Nektar. Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich dann die dekorativen, dunkelroten Fruchtstände. Sie bleiben den ganzen Winter über an der Pflanze und sind beispielsweise auch für Vögel eine Delikatesse.
Ist der Essigbaum giftig?
Der Essigbaum ist in beinahe allen Pflanzenteilen giftig. Die Ausnahme bilden seine reifen Früchte. Fruchtfleisch und Samen sind ungiftig und sogar essbar. Sie bieten beispielsweise Vögeln eine Nahrungsquelle.
Essigbäume bevorzugen sonnige Standorte, sind ansonsten aber relativ anspruchslos – vor allem, was den Boden betrifft. Ideal sind zwar gut durchlässige und frische Gartenböden. Doch selbst in tonig-lehmigen, zu trockenen oder zu feuchten, sehr sauren oder alkalischen Erden gedeihen sie unbeirrt.
Die beste Pflanzzeit für den Essigbaum ist im Frühjahr oder Herbst. Junge Pflanzen sollten gut gewässert werden, bis sie eingewurzelt sind. Einmal etabliert, ist der Essigbaum äußerst pflegeleicht und kommt auch mit längeren Trockenperioden gut zurecht.
Halten Sie einen großzügigen Pflanzabstand (am besten drei bis vier Meter) zu anderen Gewächsen ein. Einerseits kann der Essigbaum so erst seine volle Pracht als Solitärgehölz entfalten, andererseits kommen die Nachbarpflanzen nicht allzu sehr in Bedrängnis.
Vorbeugen mit einer Wurzelsperre
Wer der Ausbreitungsfreude des Essigbaums skeptisch gegenübersteht, kann vorbeugend zu einer Wurzelsperre greifen. Das sind physische Barrieren aus Kunststoff oder auch Metall, die man beim Pflanzen mit in den Boden einbringt. Sollte es dennoch Bedenken geben, kann der Essigbaum übrigens auch prima im Kübel kultiviert werden.
Als robustes Pioniergehölz, das selbst in den unwirtlichsten Asphaltritzen sprießt, ist der Essigbaum natürlich absolut pflegeleicht. Lediglich bei Kübelpflanzen gibt es etwas mehr zu tun. Denn diese sollten Sie regelmäßig gießen, damit das Substrat nicht vollständig austrocknet. Ausgepflanzte Exemplare werden hingegen nur in Ausnahmefällen gewässert. Sie müssen den Essigbaum auch nicht schneiden. Sollten Sie dennoch zur Schere greifen wollen, tun Sie dies am besten im Herbst.
Die Vermehrung des Essigbaums erfolgt hauptsächlich über seine Wurzelausläufer, die reichlich gebildet werden. Diese können im Frühjahr oder Herbst ausgegraben und an anderer Stelle eingepflanzt werden. Anschließend dürfen sich Gärtner*innen auch schon entspannt zurücklehnen. Denn der Essigbaum hat bekannterweise keine Schwierigkeiten bei Wurzelbildung und Austreiben.
Abonnieren Sie unseren GartenFlora-Newsletter
Bleiben Sie immer über aktuelle Gartenthemen und das Erscheinen der neuen Ausgabe der GartenFlora informiert.
Auch eine Vermehrung durch Samen ist möglich, allerdings etwas aufwändiger, da die Samen stratifiziert werden müssen, um keimfähig zu sein. Die sogenannte Stratifizierung ist ein gärtnerisches Verfahren, mit dem die Keimhemmung der Samen bestimmter Pflanzen aufgehoben werden soll. Meistens handelt es sich dabei um einen mehrwöchigen Kältereiz, dem das Saatgut ausgesetzt werden muss. Im Fall des Essigbaums wird eine Lagerzeit von etwa vier bis sechs Wochen empfohlen, bei 2 bis 5 Grad Celsius.
Essigbäume sind äußerst robust und selten von Krankheiten oder Schädlingen betroffen. In seltenen Fällen können Blattläuse auftreten, die jedoch meist keinen großen Schaden anrichten. Eine regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls Abwaschen der Blätter genügt aber in der Regel, um den Befall zu minimieren.
Mit dem formschönen Wuchs, großen Fiederblättern, auffälligen Samtzweigen, feuerroten Fruchtständen und einer prächtigen Herbstfärbung ist der Essigbaum einfach das ideale Solitärgehölz. Zusammen mit einer vorsorglichen Wurzelsperre oder als Kübelpflanze kann er außerdem auch in kleinen Gärten wachsen. Er wird dann auch nicht so groß.
Gerade für Stadtgärten ist der hitze- und trockenresistente Essigbaum daher eine hervorragende Wahl. Beliebte Sorten des Essigbaums sind beispielsweise ‚Tiger Eyes‘ (gelbgrünes Laub) oder ‚Dissecta‘ (fein geschlitzte Blätter).
Verwechselt wird der Essigbaum übrigens auch oft mit dem Götterbaum. Sie sind nicht verwandt, besitzen aber ähnliche Blätter und teilen ihr Image als vermehrungsstarke Neophyten.
Das sind die Top-Themen: