Was andere Kohlarten nicht dürfen, ist beim Brokkoli gewünscht: Er soll einen Blütenstand bilden. Blühen darf er hingegen auch nicht, sonst war quasi alle Mühe vergebens. Was es beim Anbauen von Brokkoli zu beachten gibt und wie Sie den perfekten Erntezeitpunkt erkennen, verraten wir Ihnen hier.
Brokkoli anbauen – voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten
Nah verwandt mit dem Blumenkohl gehört der Brokkoli zur Familie der Kohlgewächse (Brassica oleracea), die wohl ursprünglich aus Kleinasien stammt. Grundsätzlich unterscheidet man folgende Sorten: Sommer- und Herbstbrokkoli sowie die in England gezüchteten, besonders kältefesten Sorten, die als Winterbrokkoli bezeichnet werden.
Als Starkzehrer bieten Sie dem Brokkoli am besten einen nährstoffreichen Boden mit guter Wasserspeicherung. Ein sonniger Platz im Gemüsebeet ist für ihn genau richitg. Im Herbst freut er sich besonders über eine Düngung mit Algenkalk, da er einen höheren Kalkgehalt bevorzugt.
Neuere Sorten sind so gezüchtet, dass alle Pflanzen etwa gleichzeitig reif werden. Das ist im Produktionsgartenbau gut, wo ganze Felder an einem Tag abgeerntet werden. Doch im Hausgarten kann das schnell zu einer Brokkoli-Schwemme führen. Die alten Sorten wie ‘Calabrese’, werden selten auf einmal reif werden und man kann über einen längeren Zeitraum immer mal wieder etwas ernten. Oder man sät den Brokkoli in mehreren Sätzen aus.
Zusätzlich zum klassischen grünen Brokkoli können Sie auch etwas mehr Farbe ins Beet bringen, mit lilafarbenem Sprossen-Brokkoli, z.B. ‘Early Purple Sprouting’. Der bildet statt einer großen Blume mehrere kleine, lilafarbene Röschen auf langen Stängeln. Nach jeder Ernte entwickeln sich neue kleine Seitensprosse.
Steckbrief Brokkoli
Haben die jungen Pflänzchen gut gewurzelt und bereits drei bis fünf Blätter gebildet, ziehen sie je nach Witterung etwa ab April unter ein Vlies ins Freiland um. Das Beet wird durch eine Kompostgabe vorbereitet. Pflanzen Sie sie mit einem Abstand von ca. 40 bis 50 Zentimetern etwas tiefer ein, sodass der Wurzelansatz etwa einen Zentimeter mit Erde bedeckt ist.
Brokkoli ist wie andere großblättrige Kohlarten ein Starkzehrer, der den Stickstoff in Blattmasse umsetzt. Er ist aber auch versessen auf ein Quäntchen Kalzium, das er in Form von Algenkalk bekommt. Damit die Pflanzen zügig wachsen, gießen Sie sie an trockenen Tagen durchdringend.
Ein paar Wochen nach dem Anbau des Brokkoli, wenn sich der Blütenstand bildet, noch einmal Flüssigdünger geben. Die Pflanzen, die überwintert werden, verhaltener düngen, denn sie sollen langsam wachsen und erst im Frühling in den Endspurt gehen.
Die Brokkolipflanzen sollten Sie immer im Blick haben und genau beobachten, wie sich ihre grünen Blumen entwickeln. Wenn sie schon recht groß und dicht sind, können sie bald geerntet werden. Leicht können Sie aber den optimalen Zeitpunkt verpassen. Denn bei Brokkoli – ähnlich wie bei Blumenkohl – erntet man den knospigen Blütenstand. Der kann sich an heißen Tagen schneller öffnen als erwartet und ist dann gelb blühend anstatt grün knospig Brokkoli.
Geerntet wird, sobald die kleinen, grünen Knöspchen deutlich angeschwollen sind, aber die gelben Blütenblätter noch nicht durchschimmern. Dann hat Brokkoli ein sehr feines Aroma, fast ohne Kohlgeschmack. Blühend schmeckt er zwar auch noch, aber deutlich „kohliger“.
Die Brokkoli-Blume schneiden Sie unterhalb der untersten Röschen ab und lasse den Strunk stehen. In den kommenden Wochen werden sich neue Blütensprosse aus den Seitenknospen herausschieben, und man kann ein zweites Mal ernten. Das kann bis in den späten Herbst so weitergehen.
Auch dann ist erst bei strengeren Frösten und Wintereinbruch Schluss, denn die Pflanzen vertragen bis zu -7 °C. Je eher der Brokkoli gesät und gepflanzt wird, desto öfter kann von einer Pflanze geerntet werden.
Bei der späten Juli-Aussaat ist wohl nur mit einem Erntedurchgang zu rechnen, denn der Brokkoli braucht etwa sieben bis zehn Wochen. Ein, zwei Sprossen-Brokkoli-Pflänzchen können Sie im Frühbeet überwintern. Eine Sonderform ist der in England weit verbreitete Sprouting Brokkoli, den man überwintert und dann je nach klimatischer Lage sogar zwischen März bis Mai ernten kann. Es handelt sich um einen Winterbrokkoli. In Italien, wo der Brokkoli herkommt, ist das gang und gäbe.
Wenn alles klappt, können Sie im April schon die ersten Röschen ernten – eine Wintergemüse-Entdeckung!
Übrigens sind nicht nur die Röschen schmackhaft, auch der Stängel, der sonst auf dem Kompost landet, ist zart und essbar. Er wird geschält und dann gedünstet oder scharf angebraten. Besonders einfach lassen sich die langen Stiele des Sprossen-Brokkolis verarbeiten.
Dass man auch die Stängel essen kann, ist keine Neuentdeckung. Schon früher hat man sie wie Spargel zubereitet und gegessen. Darum nennt man den Brokkoli auch Spargelkohl.
NATALIE FASSMANN
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