In der Juni-Ausgabe der GartenFlora beschäftigt sich der leidenschaftliche Gärtner, Pflanzensammler, Fotograf und IT-Spezialist Dirk Mann mit dem Pflanzenkauf im Internet. In seinem Gastbeitrag erfahren Sie mehr zum Thema.
Das Internet hat den Alltag der letzten 20 Jahre ziemlich durcheinandergewirbelt. Ganz besonders trifft das auf das heutige Einkaufsverhalten zu. Besuchte man früher den Händler um die Ecke, werden Waren heute am anderen Ende der Welt mit wenigen Mausklicks geordert. Das Internet macht es möglich und den Pflanzenversand heute attraktiver und einfacher denn je. Aber aufgepasst – hinter manch einem Link können Fallstricke lauern.
Jeder Winter hinterlässt Spuren und Lücken in meinen Beeten, die wieder aufgefüllt werden wollen. Ich lasse mich gern von meinen Kunden, Gartenfreunden oder den Pflanzenempfehlungen in Fachzeitschriften inspirieren. Die Pflanzen lassen sich in den Internetsuchmaschinen rasch finden, wenn man nach ihren Namen sucht. Ich empfehle, die botanischen Bezeichnungen zu verwenden. Jede gute Gärtnerei mit Onlineversand verwendet diese Bezeichnungen und die Suchmaschinen finden die relevanten Produktseiten mühelos.
Beim Durchstöbern der Suchergebnisse vertraue ich jedoch nicht nur der ersten Seite. Selten sind die guten Anbieter ganz vorn gelistet. Erfahrungsgemäß investieren gerade die mehr Zeit in ihre Pflanzen als in professionelle Suchmaschinenoptimierung. Eine weitere Möglichkeit zur Recherche nach guten Pflanzenshops sind Gartenforen oder Gartengruppen in den sozialen Medien. In ihnen lassen sich Informationen und Erfahrungen anderer Nutzer nachlesen. Aber Vorsicht: Angaben und Bewertungen zu einzelnen Shops können stimmen, müssen es aber nicht. Das gilt für auch für Bewertungsportale, denn Rezensionen sind in den letzten Jahren ein Geschäftsmodell geworden.
Die meisten Onlineshops sind heute auf dem Stand der Zeit, wirken professionell und bieten ausreichend Informationen. Dazu gehören ausführliche Pflanzenbeschreibungen, detaillierte Abbildungen, sowie Filterfunktionen für die Suche nach Standortmerkmalen. Diese Werkzeuge sind optimal, um nach individuellen Standortgegebenheiten passende Pflanzen aus großen Sortimenten herauszufiltern.
Ein häufig genanntes Argument für den Kauf im Internet sind günstige Preise bzw. das Finden von Schnäppchen. Zweifellos lassen sich Preise mühelos online vergleichen, jedoch sagen sie nichts über die Pflanzenqualität aus. Pflanzen lassen sich nicht mit gewöhnlichen Industrieprodukten vergleichen. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob Pflanzen im kleinen 7 cm Topf oder im 11 cm Container geliefert werden, sie aus schneller Gewächshaus- oder pflanzengerechter Freilandkultur stammen. Das vermeintliche Schnäppchen entpuppt sich nicht selten als kurzlebiger Gartenbegleiter. Gute Pflanzen benötigen Zeit und kosten Pflege. Der Preis sollte nicht das Entscheidungskriterium sein.
In meinem Bekanntenkreis höre ich immer wieder von Bedenken beim Onlineshopping. Die große Schwachstelle ist die Anonymität des Internets, da man den Angaben des Anbieters vertrauen muss. Die Sorgen sind durchaus berechtigt, aber nur teilweise. Die Verbraucherschutzgesetze sind in der EU, und ganz speziell in Deutschland vergleichsweise streng geregelt. Zudem sind die goldenen Zeiten des grünen Internets längst vorüber. Seriöse Anbieter werden in der Regel immer kundenfreundlich agieren.
Wenn ich einen neuen Onlineshop ausprobiere, schaue ich zunächst ins Impressum. Es verrät mir, ob es sich um einen deutschen Anbieter handelt und wo der Pflanzenversender seinen Sitz hat. Ausländische Shops müssen nicht schlechter sein, jedoch sind sie auch mit einem gewissen Risiko verbunden.
Nachdem ich meine Auswahl an neuen Pflänzchen getroffen habe, geht es mit gefülltem Warenkorb zum Bezahlen. Die Möglichkeiten der Onlinebezahlung sind heute sehr vielfältig. Die gängigen Bezahlsysteme sind unproblematisch, nur der häufig angebotenen Vorkasse eilt ein schlechter Ruf voraus. Kleinere Shops sind auf diese Zahlmethode angewiesen, denn so umgehen sie aufwändige Mahnprozesse bei säumigen Kunden. Wenn ich einen neuen Pflanzenshop per Vorkasse ausprobiere, schicke ich zunächst eine kleine Testbestellung ab und wenn sie zu meiner Zufriedenheit verläuft, werden weitere Pflanzen nachbestellt. In der Vergangenheit bin ich auf diese Weise selten enttäuscht worden. Wenn natürlich alternativ PAYPAL, Kreditkarte oder Rechnung zur Auswahl stehen, entscheide ich mich lieber für eine dieser Zahlarten.
Rückblickend weiß ich aus eigener Erfahrung, wie aufwändig der Pflanzenversand ist und wie sehr er sich von normalen Handelsgütern unterscheidet. Das Zusammensammeln der Bestellungen, das Putzen und Verschneiden der Pflanzen, sowie das sichere Verpacken erfordern lange Laufwege und viel Handarbeit. Wenn sich im Frühling die Bestellungen auftürmen, die Pflanzen nicht schnell genug nachwachsen und das Wetter nicht mitspielt, verzögern sich Bearbeitung und Versand. Für etwas längere Bearbeitungs- und Versandzeiten sollte man etwas Geduld und Verständnis aufbringen.
Fast alle von mir ausprobierten Pflanzenversender haben ihre Pflanzen sorgfältig verpackt. Transportschäden lassen sich jedoch nie ausschließen, sind Pflanzen lebende und sensible Produkte. Triebe können brechen, Blätter oder Blüten zerdrückt werden oder Topfballen auseinanderfallen. Meist sehen diese Schäden schlimmer aus, als sie tatsächlich sind. Sieht man dem Paket bereits äußerlich grobe Beschädigungen an, sollte die Annahme verweigert oder es im direkten Beisein des Paketboten bzw. eines Zeugen ausgepackt werden. Sind die Pflanzen stark beschädigt, kann mit dokumentierten Fotos eine Reklamation angestoßen werden. Für Transportschäden haftet in der Regel jedoch nicht der Versender, sondern der Lieferdienst. In der Regel hilft der Versender auf kulante Weise, denn Reklamationen sind für Anbieter als auch Kunden gleichermaßen unangenehm.
Eine scheinbare Sicherheit gibt das Widerrufsrecht. Jedoch zählen Pflanzen zu den verderblichen Gütern, wie beispielsweise Schnittblumen. Somit sind sie vom Umtausch ausgeschlossen. Obwohl sich Juristen bis heute über diesen Fakt streiten, gibt es bis dato keine rechtsverbindliche Entscheidung und bleibt ein strittiges Thema. Ein Rückversand ist zudem schwierig, denn die Pflanzen müssen ein zweites Mal transportsicher verpackt werden. Der Aufwand einer Rücksendung kam für mich persönlich noch nie in Frage, da ich bei Schwierigkeiten immer eine gütliche Einigung mit dem Versender in Form einer Gutschrift oder eines Pflanzengutscheines suchte und fand.
Im Normalfall wird man kaum in die Verlegenheit kommen, Pflanzen im Ausland zu bestellen. Auf der Suche nach sehr speziellen Arten gestaltet sich die Suche innerhalb der Landesgrenzen mitunter schwierig. Ein Blick über den Tellerrand lohnt, denn der Pflanzen- und Saatgutversand aus dem Ausland ist heute einfach wie nie. Nichts außer der Sprache unterscheidet das Bestellverfahren und mit einigen Klicks wird weltweit geshoppt.
Man sollte sich jedoch vorher bewusst sein, dass mit steigender Entfernung das Risiko zunimmt. Bestellungen innerhalb der EU dauern meist länger, funktionieren aber meist problemlos. Ich bestelle die Pflanzen in der Regel während der Ruhephase, denn ohne Grün überstehen die Pflanzen längere Transporte ohne Probleme.
Kompliziert wird der Pflanzenversand außerhalb der EU. Hierbei sind unbedingt die Naturschutz- und Zollbestimmungen zu beachten. Beispielsweise dürfen Pflanzen im Regelfall nur erdlos, d.h. mit ausgewaschenen Wurzeln eingeführt werden. Für Pflanzen in Wuchs und mit grünem Spross ist das ein äußerst kritischer Punkt. Sie werden bei der Einfuhr einer umfangreichen Zollkontrolle unterzogen. Besonders heikel sind Verstöße gegen internationale Artenschutzabkommen. Um Bußgelder zu vermeiden, sollte vor der Bestellung beim Zoll nachgefragt oder eine Zollagentur hinzugezogen werden.
Mit höherem Risiko ist auch die Zahlung verbunden. Ich empfehle meist den Zahlungsanbieter PAYPAL (www.paypal.com) empfehlen. Diese Zahlungsmethode ist sehr verbreitet und bietet bei Problemen die besten Möglichkeiten, das Geld zurückzufordern. Überweisungen ins ferne Ausland empfehle ich dagegen nicht.
eBay (www.ebay.de) zählt als Marktplatz und Auktionsplattform zu den Platzhirschen im Internet. Es scheint nichts zu geben, was es da nicht gibt. So auch bei Blumen, Pflanzen und Saatgut. Dem Beispiel folgen auch zahlreiche Gruppen in Facebook oder Kleinanzeigenportale.Im Gegensatz zu einem Onlineshop hat man es in diesem Portal mit verschiedenen Anbietern zu tun, die entweder gewerblich oder privat handeln. Für gewerbliche Anbieter treffen ähnliche gesetzliche Regelungen zu, wie man sie im Onlineshop erwartet. Anders bei privaten Anbietern. Sie müssen keine Gewährleistung übernehmen und das Widerrufsrecht ist ausgeschlossen.
Das Risiko liegt damit beim Besteller. Die Anonymität dieser Accounts ist auch bei Kriminellen beliebt. Sie nutzen die Konten kurzzeitig, um vermeintliche Markenprodukte zu Schnäppchenpreisen anzubieten. Fällt man auf ein solches Angebot herein, wird man nach einer verdächtigen Vorkassezahlung ins Ausland vergebens auf eine Lieferung warten. Vor dem Bestellen empfiehlt es sich, die Anbieterinformationen, Bewertungen und Kommentare genauer anzusehen.
Mehr Aufmerksamkeit sollte auch den Produktbeschreibungen und den Angeboten selbst gewidmet werden. Ich persönlich habe bei Recherchen Angebote entdeckt, die fatale Folgen nach sich ziehen können. Beispielsweise wurden aus Unkenntnis und Verwechslung Giftbeeren (Nicandra) als Lampionblumen (Physalis) angeboten. Kennt man diese Pflanzen nicht, könnte im schlimmsten Fall eine Vergiftung drohen, bei der die Haftungsfrage kompliziert ist. Vertrauen Sie einem anonymen Gegenüber nicht blind!
Keineswegs möchte ich diese Marktplätze und Auktionsplattformen in Frage stellen. Sie sind gute, vielfach preiswerte Alternativen zu Onlineshops. Es empfiehlt sich lediglich achtsamer die Angebote und Anbieterinformationen zu studieren und nicht einer ungebremsten „3-2-1-meins“ Euphorie zu verfallen.
Wenn ich die Pflanzen nach einer langen Reise endlich in den Händen halten kann, möchte ich das Paket schnellstmöglich auspacken. Gedrückte Blätter und Blüten erholen sich meist schnell. Bei kleineren Verletzungen schneide ich die betroffenen Pflanzenteile einfach zurück. Trockene Wurzelballen tränke ich vor dem Einpflanzen im Wasserbad. Und dann kann es endlich mit dem Befüllen der Lücken im Beet und dem Einpflanzen beginnen.
Insider-Tipps für sichere Internetnutzung
Surfverhalten verstecken
Mit privaten Fenstern (Firefox) oder Inkognito-Fenstern (Chrome) kann das eigene Surfverhalten ohne die Installation von zusätzlichen Plugins vor externen Analysetools versteckt werden. Mit dem Schließen des Fensters werden alle Cookies und die Browserhistorie gelöscht. Damit wird die Wiedererkennung Ihres Rechners unterbrochen.
Alle persönlichen Daten, z.B. Adressdaten, sollten im Internet verschlüsselt übertragen werden. Erkennbar ist die sichere Datenübertragung bei Websites an einem vorangestellten Schloss (Firefox) oder https:// vor der URL (WWW-Adresse). Da die Verschlüsselung heute ein Bestandteil der Suchmaschinenoptimierung ist, verwenden die meisten Websites diese Technologie standardmäßig.
Passwörter sollten nicht im Browser gespeichert werden, denn so sind sie für jeden Nutzer recht einfach zugänglich. Sicherheit bieten Passwortdatenbanken (z.B. Keypass – http://keepass.info/ oder Password-Save – https://www.passwordsafe.de), die Passwörter verwalten und generieren.
Verschiedene E-Mail-Konten benutzen
Um Missbräuche einzuschränken, empfiehlt sich die Nutzung von mindestens zwei E-Mail-Konten. Ein Hauptkonto wird nur für wichtige Korrespondenz und sensible Registrierungen verwendet. Ein zweites Konto wird für allgemeine Zwecke, z.B. Newsletter, Aktionen und Gewinnspiele genutzt.
Man hört immer wieder von betrügerischen Shops, den sogenannten Fake-Shops. Hierbei handelt es sich um keine neuzeitliche Erfindung, nur ist es heute recht einfach, diese in kürzester Zeit aufzubauen. Fake-Shops sind professionell wirkende Onlineshops, die aus dem Ausland betrieben werden, rein auf Betrug ausgelegt sind und einen kurzen Lebenszyklus von teils nur wenigen Wochen besitzen. Im Pflanzenbereich sind mir noch keine Fake-Shops begegnet, dafür hat man von Vorkommnissen bei hochwertiger Gartentechnik gehört.
Bei folgenden Anzeichen sollten die Alarmglocken läuten:
Folgende Möglichkeiten verringern die Gefahr, auf betrügerische Onlineshops hereinzufallen: