Salate und Möhren wachsen auf der Gemüseparzelle, Äpfel und Beeren im Obstgarten, Schnittlauch & Co. auf dem Kräuterbeet und die Stauden in der Rabatte – so weit, so ordentlich.
Für den zweckmäßigen Anbau und die Pflege der Pflanzen mag diese strikte Einteilung ihren Sinn haben. Doch wer möchte schon immer vernünftig sein? Wäre es nicht wundervoll, beim Pflücken der Johannisbeeren über blühende Stauden hinweg den schweren Duft benachbarter Rosen zu erschnuppern, und gleich noch ein Zweiglein Thymian für das pikante Johannisbeergelee mitzugreifen?
Kurz: Wirkt der Garten nicht viel abwechslungsreicher und spannender, wenn die Grenzen zwischen Nutz- und Zierbereich verschwimmen?
Viele Gartenbegeisterte gestalten bereits nach diesem Prinzip – auch weil heutige Grundstücksgrößen oft gar keine andere Wahl lassen: Auf den wenigen zur Verfügung stehenden Quadratmetern muss einfach alles enger zusammenrücken.
Statt stattlicher Süßkirsch- oder Birnenbäume bleibt oft nur der Raum für Säulen- oder Spalierformen und natürlich für das Beerenobst. In puncto Kombinationsmöglichkeiten sind diese Obstgehölze aber ein echter Gewinn. Schließlich lassen schlanke Ballerina-Äpfel oder Beeren-Hochstämmchen noch ausreichend Licht, Luft und Niederschläge unter ihre Krone, wo vielfältige Begleitstauden eine Heimat finden können.
Achten Sie darauf, dass die Stauden nicht zu hoch werden, sonst bringen sie das Obstgehölz nicht nur optisch in Bedrängnis. Am besten eignen sich Arten, die Wurzelkonkurrenz und zeitweilige Trockenheit gut wegstecken, und die gerne auch etwas in die Breite gehen und so nach und nach den gesamten Boden bedecken.
Hacken ist unter dem flachwurzelnden Beerenobst ohnehin tabu, ebenso wie zu dichtes Pflanzen bis an den Stamm heran. Halten Sie hier besser etwas Abstand ein und bedecken Sie die Wurzelscheibe der Obstgehölze mit einer dünnen Mulchschicht, z. B. aus Kompost, Rindenhumus oder angetrocknetem Rasenschnitt.
Im Herbst schließlich bietet sich eine weitere Möglichkeit, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden. Dann nämlich kommen Narzissen, Tulpen, Krokusse und weitere Zwiebelblüher in den Boden. Sie lassen den Obstgarten schon im Frühjahr farbenfroh erblühen.
Ulrike Bosch von AllgäuStauden ist ebenso begeisterte wie experimentierfreudige Gärtnerin. So ist es für sie nur selbstverständlich, Obst auch mal mit Stauden zu kombinieren.
… das empfinde ich manchmal schon als extrem. Auch wir Gärtner sollten viel öfter mal über den eigenen Tellerrand schauen. Es wird doch gleich interessanter, wenn sich alles ein bisschen mischt. Wenn z. B. aus dem Gemüsebeet ein paar hübsche Stauden hervorleuchten oder sich umgekehrt Kräuter und Gemüse zwischen den Stauden einfinden. Sicherlich harmoniert nicht alles miteinander, man muss schon gezielt auswählen. Aber gerade im Beeren- und Obstgarten sehe ich viel Potential für attraktive und dauerhafte Partnerschaften!
Zuerst einmal sollten natürlich die Ansprüche der Obst- und Beerenpflanzen zu denen der Stauden passen. Der pH-Wert des Bodens kann dabei maßgeblich sein. Heidelbeeren etwa gedeihen nicht auf kalkhaltigem Boden, was wiederum bedeutet, dass ihre Staudenfreundinnen genauso ticken sollten.
Auch die Wuchsfreude oder die Fähigkeit, mit Wurzeldruck umzugehen, können bei der Auswahl entscheidend sein. Wenn ich ans Ernten denke, ist es zudem sinnvoll, die Bereiche, die ich zum Pflücken der Früchte betreten muss, nur mit robusten, trittfesten Stauden zu bestücken. Oder mit solchen, die man zur Erntezeit getrost zurückschneiden kann. Und nicht zuletzt geht es auch um die optische Wirkung, etwa um besonders schmuckes Laub oder eine lange Blühdauer.
Nicht wirklich. Gewöhnlich nehmen die Obstgehölze die dominierende Rolle ein. Das liegt in der Natur der Sache: Mit ihrer hohen, dauerhaften Gestalt geben die Sträucher und Bäume den Rahmen der Pflanzung vor. Dem ordnen sich die Stauden unter – zumindest ein Stück weit. Sie begleiten harmonisch oder setzen interessante Kontraste und hauchen der Situation damit Leben ein.
Es ist jedoch nicht oder nur selten eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Meist liegen einem Beerenstrauch oder Obstbaum mehrere Stauden zu Füßen. Was aber nicht heißt, dass die Beziehung für die Stauden erniedrigend wäre. Tatsächlich profitieren beide Seiten von dieser Liaison!
Es kann auch sehr effektvoll sein, sich auf nur eine Sorte zu beschränken. Die Wirkung ist dann sehr ruhig und irgendwie großzügig. Empfehlen kann ich hier z. B. dauerblühende Reiherschnäbel (Erodium), niedrige Katzenminzen (Nepeta) oder Storchschnäbel (Geranium) wie ‘Dilys’ und ‘Rozanne’.
Letztere ist übrigens ziemlich raumgreifend: Eine Pflanze reicht für ein Blühwunder von fast einem Quadratmeter. Nicht zu vergessen: All die Möglichkeiten, die Kräuter bieten …!
Allerdings. Vergangenes Jahr habe ich in einem leicht erhöhten Beet Johannisbeer-Hochstämmchen mit meinen Lieblingsküchenkräutern unterpflanzt. Jetzt habe ich jederzeit frisches Würzgrün zur Hand – und im Juni gibt’s noch eine leckere Beerenernte obendrauf!
Auch sonst kann sich die Kräuter-Beeren-Kombination wirklich sehen lassen. Wichtig ist nur, dass alle Arten auch optisch gut miteinander harmonieren. Aber vielleicht möchten Sie es selbst mal versuchen?
Pflanzen Sie die Obstgehölze am besten mit etwas zeitlichem Abstand zu den Stauden. Im Idealfall haben erstere ein Jahr Vorlauf, um sich ohne Konkurrenz richtig etablieren zu können. Alternativ: im Herbst das Obst, im Frühjahr die Stauden setzen. Andernfalls muss während der ersten Saison sehr auf eine gute Wasserversorgung geachtet werden, um den Anwachserfolg von Obst und Stauden nicht zu gefährden.