Die Grabgestaltung pflegeleicht zu halten, gibt uns mehr Zeit am Grab der Personen zu verweilen, die wir vermissen. Mit dem Schritt durchs Friedhofstor betreten wir eine andere Welt, in der wir an vergangene Momente, nicht aber an die Pflege der Grabstelle denken möchten.
Die häufig sandigen Böden bedeuten im Sommer so manchen Gang mit der Gießkanne – ob im trockenen Baumschatten oder auf sonniger Freifläche. Eine fade, monotone Fläche aus Efeu oder Wacholder ist keine Lösung, damit die Grabgestaltung pflegeleicht und zeitsparend wird.
Planen Sie Ihre Grabgestaltung für das ganze Jahr! Zeit also für neue Ideen auf den Gräbern, wie sie die Profis vom Bund deutscher Friedhofsgärtner vorstellen: Ihre Beispiele auf den Landes- und Bundesgartenschauen zeigen fließende Formen, dichte Pflanzenteppiche und organische Wechselflorflächen. Sie bilden die Natur nach und sind so viel schöner als blank geharkte Erde.
Als Bausteine für die Gestaltung wählen Sie Stauden und winterharte Sukkulenten je nach Lage auf dem Friedhof aus: Oft befinden sich die Grabstellen unter alten Linden und Buchen, brauchen also Schattenstauden. Um pflegeleicht und dauerhaft zu ergrünen, spielen diese Sorten eine wichtige Rolle:
Die Auswahl bietet sich übrigens auch für düstere Problemstellen zuhause an: im Vorgarten unter Straßenbäumen, hinterm Schuppen oder an der Koniferenhecke zum Nachbarn. Weil diese Stauden, die in der Natur häufig am Waldrand beheimatet sind, humose Böden lieben, mischt man zur Pflanzung reichlich Kompost unter.
Auf der Grabstelle sollte man den meist sandigen Boden zusätzlich mit mehr Wasserhaltekraft ausrüsten. Die Anzahl der Gießintervalle lässt sich so um mehr als die Hälfte reduzieren!
Wasserspeicherndes Granulat wird dafür in die obersten zehn Zentimeter Boden eingeharkt und intensiv begossen. Es nimmt dabei ein Vielfaches seines Eigengewichtes an Wasser auf, gibt es bei Trockenheit wieder an den Boden ab. Gartenbauprofis verwenden das Granulat gern auch zur Neuanlage von Rasenflächen auf leichten Sandböden.
Nach der Pflanzung kann der Boden mit einer Mulchschicht aus feinem Rindenhumus oder Kakaoschalen abgedeckt werden. Das hält die Samenunkräuter im Zaum und vermindert wirksam die Bodenverdunstung, bis sich die grüne Staudendecke ausreichend geschlossen hat.
Liegt die Grabstelle dagegen in der Sonne, wählt man lieber die Hitze- und Trockenkünstler unter den Stauden aus. Besonders die große Pflanzengattung Sedum zeigt sich hier von ihrer besten Seite: Teppich-Sedum (Sedum sichotense), Dickrosettiges Fettblatt (Sedum pachyclados) und Blaugraues Fettblatt ‘Sachalin’ (Sedum cyaneum) wachsen zu flachen und dichten Flächen.
Als Partner mit kontrastreicher Blattstruktur, um bunte Matten zu weben, bieten sich Mittagsblume ‘Album’ (Delosperma congestum), Polster-Dost ‘Compactum’ (Origanum vulgare) und seine gelblaubige Schwester ‘Thumbles’ an.
Heide oder Gräser wie Blau-Schwingel ‘Elijah Blue’ (Festuca cinerea) und Fuchsrote Segge (Carex buchananii) steuern flächige beziehungsweise punktuelle Akzente bei.
Ist der Boden der sonnigen Grabstelle eher schwer und lehmig, sollten die obersten zehn Zentimeter ausgetauscht werden. Dazu verwendet man am besten ein Gemisch aus 1/3 anstehender Erde, 1/3 Sand und 1/3 Splitt.
Als Mulchschicht eignen sich hier Muscheln, Splitt, Flusskiesel oder Lavabruch. Die genannten Sonnenstauden sind auch für trockene Problemzonen im Hausgarten gute Helfer: Unter den Dachüberstand kommt kaum Regen, dafür aber reichlich Sonne.
Auch an der Garagenwand, der Eingangstreppe oder kurz vorm Bürgersteig ist es für viele Pflanzen zu unwirtlich. Unsere Trockenkünstler hingegen bilden hier dauerhaft schöne Bestände.
Gerade auf schattigen Grabstellen dominiert oft das satte Grün von Efeu oder Golderdbeere (Waldsteinia ternata). Willkommen sind da leuchtende Blickpunkte, die aus der Pflanzendecke strahlen: Purpurglöckchen wie ‘Electric Lime’ fallen auf. Gelbe Heuchera sind aber eher kurzlebig und eignen sich als Wechselflor.
Beständigere Sorten hat der Arbeitskreis Staudensichtung im Jahr 2016 gekürt: ‘Amethyst Mist’ (purpurviolett), ‘Beaujolais’ (rotbraun), ‘Caramell’ (cremefarben), ‘Earth Angel’ (silbrig-rosa, vergrünend) und ‘Marmalade’ (gelbgrün). Alle sind gute Bodendecker, man rechnet 8–12 Pflanzen je m², setzt sie stets etwas tiefer ein.
Ein schönes Beispiel für eine gelungene Gestaltung: Eine schmucke Decke aus Schlangenbart ‘Minor’ (Ophiopogon japonicus) und schwarzrotem Günsel ‘Black Scallop’ bildet auf schattigen Gräbern die Basis für Rotschleierfarn (Dryopteris erythrosora). Purpurglöckchen, Heide und Mini-Alpenveilchen dienen als Wechselflor.
Die Abdeckung mit Tanne hat eine lange Tradition und erfolgt je nach Konfession am Monatsanfang zu Allerheiligen oder am Totensonntag Ende November. Gut wirken darin Inseln aus „Garden-Girls“-Knospenheide mit Rand aus Silbereiche (Senecio).
Wo im Sommer der Wechselflor geblüht hat, legt man jetzt Koniferengrün, Gestecke oder verblichene Baumwurzeln aus. Hat man wenig Zeit und Material, lässt sich das Grab auch mit größeren Zweigen abdecken. Da sie leicht gebogen wachsen, werden sie verkehrt herum gelegt, um eine ansprechende, ebene Fläche zu erzielen.