[Foto: AdobeStock_Iva]

Voraussichtliche Lesedauer:  7 Minuten

Spindelstrauch und und Pfaffenhütchen im Porträt

Saskia Richter
Von
Saskia Richter
CvD, Fachredakteurin, Ressort Ziergarten

Erst im Herbst kommen die sommergrünen, laubabwerfenden Arten des Spindelstrauchs mit einem farbintensiven Auftritt zu ihrer wahren Geltung. Dann leuchtet ihr Laub mit feurigen Farben von Orange bis Karmesinrot vor der Kulisse trüber und wolkiger Tage. Zusätzlich tragen einige der Gehölze dekorative, vierteilige Kapselfrüchte, die „Pfaffenhütchen“, die über Wochen leuchtend rot und orange an den Zweigen haften. Die immergrünen Arten wiederum bestechen vor allem durch ihre Formbarkeit. Wir stellen Ihnen den Spindelstrauch samt seiner mannigfaltigen Vorzüge vor.

Spindelsträucher sind abwechslungsreiche Gehölze

Die meisten Spindelsträucher (Euonymus) sind sommergrüne Sträucher oder kleine Bäume. Einige Sorten breiten sich aber auch mit ihren immergrün belaubten Trieben kriechend über den Boden aus oder erobern kletternd mithilfe ihrer Haftwurzeln Baumstämme und Wände. Polster aus grün-weißen oder grün-gelben Blattpolster kaschieren zudem auf freundliche Weise Mauern und Wegränder.

Das Pfaffenhütchen

Das heimische Gemeine Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) kann mit seinen unscheinbaren, grüngelben Blütchen nicht mit dem Prachtflor von Flieder, Rose oder Hortensie konkurrieren. Doch im Herbst kommt kaum ein Strauch gegen das farbfunkelnde Zusammenspiel seines Fruchtbehangs mit dem sich tönenden Laub an.

Die knallbunten Früchte des Pfaffenhütchens, die ab August reifen, erinnern manch einen an die traditionelle priesterliche Kopfbedeckung. Sie sind ganz auf die Vorlieben ihrer Hauptabnehmer abgestimmt: Vögel „fliegen“ auf orange oder rote Samen, die ihnen am liebsten an einem Stielchen direkt vor den Schnabel gehängt werden. So erwarb sich das Pfaffenhütchen auch den Ehrentitel „Rotkehlchenbrot“.

  • Aber Achtung: Für Menschen sind die Samen giftig

Pfaffenhütchen kommen in lichten Laubwäldern, im Auwald und an Waldrändern aller Art vor. Aus dem zähen Holz wurden in der Vergangenheit unter anderem Orgelpfeifen und Spindeln hergestellt – daher rührt die Bezeichnung Spindelstrauch.

Ein Spindelstrauch am Rande eines Waldes.

[Foto: AdobeStock_Wirestock]

[Foto: AdobeStock_Iva]

Die Früchte des Pfaffenhütchens sind besonders auffällig.

Vielfach wird er in gemischten Hecken versteckt oder erhält als Bienenweide und milde Gabe an die Vögel einen Platz im hinteren Bereich des Gartens. Dabei muss er sich gar nicht verstecken: Die reich- und großfrüchtige Sorte ‘Red Cascade’ ist zum Beispiel ein echter Hingucker: Unter der Last ihrer rosaroten Kapseln mit den glänzend orange ummantelten Samen neigen sich die Zweige malerisch herab. Die Blätter lodern gelborange bis burgunderrot. 


Abonnieren Sie unseren GartenFlora-Newsletter

Bleiben Sie immer über aktuelle Gartenthemen und das Erscheinen der neuen Ausgabe der GartenFlora informiert.

  • Interessante Artikel aus der Welt des Gärtnerns
  • Exklusive Angebote
  • Kein Gewinnspiel mehr verpassen
  • Monatlich und zu saisonalen Anlässen

Das Großfrüchtige Pfaffenhütchen

Besonders früh dran ist das Großfrüchtige Pfaffenhütchen (Euonymus planipes): Seine Kapseln reifen bereits im September und schaukeln dekorativ an langen, dünnen Stielen im locker verzweigten Geäst des 3–5 m hohen Strauchs. 

Auch die Laubfärbung setzt frühzeitig ein, prachtvoll in Gelb, Orange und Rot. Kein Wunder, dass sich dieses Pfaffenhütchen zu einem Geheimtipp gemausert hat. Auf Stämmchen veredelt macht es sich herrlich als Gestaltungselement für kleine Gärten.

Tolle Farbeffekte mit dem Flügel-Spindelstrauch

Für beeindruckende Farbeffekte sorgt der Flügel-Spindelstrauch, der König unter den Herbstfärbern. Er wird auch Korkflügelstrauch (Euonymus alatus) genannt. Sein intensives Karmin- bis Lilarot kann in Kombination mit kräftig pinken oder violetten Blüten von Herbst-Astern beinahe beißen. Er wächst „ordentlicher“, gemäßigter und weniger hoch als das Gemeine Pfaffenhütchen. Die bewährte Sorte ‘Compactus’ erreicht sogar nur etwas über einen Meter.

Der Flügel-Spindelstrauch kommt als Solitär besonders schön zur Geltung, übrigens auch im Kübel. Früchte bildet diese Art durchaus auch, zwischen dem Feuerlaub nimmt man sie aber kaum wahr. Erst wenn die Blätter gefallen sind, treten sie hervor und bleiben dann noch über viele Wochen zierend haften – wie bei allen Spindelsträuchern. 

Dieser Korkflügelstrauch verfärbt sich karmin- bis lilarot.

[Foto: AdobeStock_Euonymus alatus]

[Foto: AdobeStock_Gartenphilosophin]

Das Laub des Flügel-Spindelstrauchs begeistert mit strahlendem Rot.

Im englischsprachigen Raum wird der Flügel-Spindelstrauch wegen seiner auffallenden Herbstfärbung auch Brennender Busch genannt. Eine Besonderheit sind die Korkleisten mancher Spindelsträucher. Sie sind im Winter besonders gut zu sehen. Vier auffällige Korkleisten entlang der Triebe machen den Flügel-Spindelstrauch selbst nach dem Laubfall zu einem Hingucker im Garten. Im Frühjahr treibt das Gehölz sehr zeitig und frischgrün aus.

Der Asiatische Spindelstrauch

Eher als Rarität zu werten ist der Asiatische Spindelstrauch (Euonymus hamiltonianus). Er wächst recht sparrig, kann sich im Alter aber zu einem Strauch oder Bäumchen mit durchaus knorrigem Charme entwickeln. Besonders, wenn sich die Zweige im Herbst unter der Fülle ihrer Früchte gen Boden neigen. Als Sorte ist am ehesten ‘Popcorn’ zu bekommen, mit cremeweißen Fruchtkapseln, die nach dem Aufplatzen leuchtend orangerote Samen präsentieren. Was für ein Effekt!  

Gartenwissen jetzt auch als Geschenkabo:

  • Perfekt als Geschenk für Gartenfreunde
  • Inklusive 30 € Wunschgutschein
  • Printausgaben werden an die Wunschadresse geliefert
  • Abo endet automatisch nach einem Jahr

Beschenken Sie Ihre Liebsten oder sich selbst!

Allzeit grün und vielseitig formbar: Der Kletternde Spindelstrauch

Die immergrünen Brüder des Pfaffenhütchens sind zuverlässige Flächenarbeiter und machen fast jedes grüne Kunststück mit. Auf den ersten Blick ist keinerlei Verwandtschaft zu erkennen zwischen den hohen, laubabwerfenden Euonymus-Arten und ihrem kriechenden Pendant, dem Kletternden Spindelstrauch (Euonymus fortunei). 

Erst wenn seine Triebe an einer Senkrechten in die Höhe klimmen und dort ausreichend Licht erhalten, schaltet das Gehölz von der vegetativen auf die generative Phase um, bildet die Altersform, blüht und fruchtet. Dann zeigen sich auch hier die typischen, vierteiligen Kapseln des Pfaffenhütchens. Das geschieht bei den meisten Sorten allerdings selten, nur ‘Vegetus’, ‘Sarcoxie’ und ‘Dart’s Cardinal’ (alle grünlaubig) fruchten regelmäßig. 

Die Blätter von Euonymus fortunei ‘Silver Queen’ sind gelb-weiß panaschiert.

[Foto: AdobeStock_skymoon13]

[Foto: AdobeStock_7monarda]

Euonymus fortunei ‘Sunspot’ zeigt sich in der Blattmitte sonnengelb.

Vorrangig sind es aber die gelb oder weiß panaschierten Blätter von Sorten wie ‘Emerald’n Gold’, ‘Silver Queen’, ‘Sunspot’ und ‘Blondy’, die Farbe in den Garten bringen. Gerade im Winter vermag ihr Laub freundliche Lichtpunkte zu setzen, beispielsweise als Bodendecker, niedrige Einfassungshecke oder zu Kugeln und Säulen formiert.

Treffen Triebe des Kletternden Spindelstrauchs auf Baumstämme oder raues Mauerwerk, schieben sie sich daran empor. Es hilft jedoch, sie zusätzlich etwas zu leiten und anzubinden. Denn ihre Haftwurzeln sind kaum in der Lage, eine große, schwere Pflanze alleine an der Wand festzuhalten. 

Beim Thema Herbstfärbung können die Immergrünen natürlich nicht mit den laubabwerfenden Arten konkurrieren. Allerdings zeigen einige durchaus rote Nuancen, allen voran ‘Coloratus’ und ‘Dart’s Blanket’, die sich über Winter in sattes Purpur kleiden, einen sonnigen Standort vorausgesetzt. Diese Sorten sind mittlerweile auch als immergrüne Fertighecke sehr beliebt.

Die verschiedenen Sorten des Euonymus fortunei machen auch in Kästen und Kübeln eine gute Figur. Sie sind darum gut geeignet, um Balkon und Terrasse auch im Winter zu verschönern. 

Der Japanische Spindelstrauch

Ebenfalls immergrün, für den Garten jedoch nur bedingt zu empfehlen ist der Japanische Spindelstrauch (Euonymus japonicus). Allenfalls an einem vor Wind und Wintersonne geschützten Standort in Weinbaulage mag er dauerhaft gedeihen. Kleinlaubige Sorten wie ‘Green Border’, ‘Green Rocket’ oder ‘Green Spire’ werden gerne als mögliche Alternativen zu Buchs gehandelt, doch nur für wintermilde Lagen.