Im April und Mai läuten die Fritillarien den Frühsommer ein. Sie scheinen um ihren Reiz zu wissen und leisten sich manchen Extrawunsch – den wir angesichts dieser Pracht doch gerne erfüllen.
Die Zwiebeln der Fritillarien sind im wahrsten Sinne des Wortes dünnhäutige Gesellen. Sie trocknen schnell aus, bekommen leicht Druckstellen, fallen mitunter der Fäulnis zum Opfer. Wer im Baumarkt bunt bedruckte Zwiebeltütchen der Schachbrettblume erstand, wird daher in der Regel enttäuscht werden.
Besser, Sie bestellen im Herbst frisch geerntete Zwiebelchen bei Versandgärtnereien. Oder Sie kaufen die auch als Kiebitzei bezeichneten Pflanzen im Frühling blühend im Topf und pflanzen sie aus.
An einem feuchten, humosen Standort, am Teichrand etwa, versamen sie sich oft willig. Zwar dauert es bis zu vier Jahre, bis sich aus den Sämlingen blühwillige Pflanzen entwickelt haben.
Die Geduld lohnt sich: In freier Natur sind größere Ansammlungen der Schachbrettblümchen kaum noch zu finden. Da die Feuchtwiesen, ihr ursprünglicher Lebensbereich, zum größten Teil der Landwirtschaft geopfert wurden, bleibt ihnen oft nur der Garten als Zuflucht
Neben der bekannten Fritillaria meleagris mit dem markanten Schabrettmuster gibt es auch eine rein weißblühende Form. Manchmal sind im Handel auch Blumenzwiebel-Mischungen aus weiß und den deutlich „kariert“ blühenden Schachbrettblümchen erhältlich.
Im Gegensatz zu den Schachbrettblumen und all den anderen niedrigen Fritillarien bilden die majestätischen, meterhohen Kaiserkronen ziemlich dicke Zwiebeln. Sie lassen sich etwas besser lagern, schwächeln aber auch, sobald ihnen der Standort nicht zusagt.
Als ursprüngliche Steppenbewohner vertragen sie Staunässe, auch wenn sie nur vorübergehend auftritt, überhaupt nicht. Daher bettet man sie zur Pflanzzeit im August/September am besten auf eine Schicht Kies und Sand im Pflanzloch. So ist der Untergrund gut drainiert – liefert allerdings kaum Nährstoffe.
Weil die Kaiserkrone eine ausgesprochene Starkzehrerin ist, muss ihr Appetit auf anderem Wege gestillt werden: Mistpackungen im Winter oder eine Mütze reifen Komposts zur Zeit des Austriebs sind unerlässlich. Zusätzlich sollte sie während der Vegetationszeit mit Flüssigdünger (z. B. Brennnesseljauche) gepuscht werden.
Übrigens: Bei aller Imposanz vermögen Kaiserkronen keine Wühlmaus zu vertreiben. Wegen des raubtierartigen Geruchs fallen ihre Zwiebeln den Nagern zwar nicht zum Opfer. Einen ganzen Garten wühlmausfrei halten können sie deswegen aber noch lange nicht.
Schachbrettblume und Kaiserkrone sind nur die Aushängeschilder einer großen Fritillarien-Sippe. All die anderen Arten sind allerdings so selten im Handel, dass ihnen noch nicht einmal deutsche Namen zuteil wurden.
Trotzdem: Wer mit Kaiserkronen gute Erfolge feiert, kann sich auch an den kleinen, meist nur 30 cm hohen Kostbarkeiten versuchen. Denn ebenso wie ihre Kaiserin schätzen sie einen durchlässigen, gerne steinreichen Boden, der zugleich humos und nährstoffreich ist.
Die violett-gelbe Fritillaria michailovskyi, die kastanienbraune, gelb gerandete Fritillaria uva-vulpis und die grün-violette Fritillaria acmopetala gelten als vergleichsweise robust. Sie alle stammen ursprünglich aus den Steppen der Türkei und Vorderasiens und können sich in einem sonnigen Steingarten so wohlfühlen, dass sie zuverlässig jedes Jahr wiederkommen.
Die Grünstreifige Fritillarie (Fritillaria elwesii) ist eine nur circa 35 Zentimeter hohe Schönheit, die purpurbraune Blütenglöckchen mit zarten grünen Streifen hat. Die Blüten und die dünnen, langen Blätter wirken leicht graublau, beinahe wachsartig überhaucht, was den Pflanzen eine besondere Wirkung verleiht.
Diese kleine, elegante Zwiebelblume liebt humosen, wasserdurchlässigen, jedoch frischen Boden, ähnlich wie in ihrer türkischen Heimat, wo diese Art in Pinienwäldern wächst. Solche Besonderheiten sind oft nur bei spezialisierten Versendern oder auf Pflanzenmärkten erhältlich, wo sich dann auch manch andere seltene Fritilliarie – und die entsprechende Beratung dazu – finden lässt. Da kann es dann durchaus verblüffen zu sehen, wie groß und abwechslungsreich diese Pflanzengattung ist, die sowohl Zwiebelzwerge als auch imposante, das Frühlingsbeet dominierende Riesen umfasst.
Die herrlich pflaumenfarbene, leicht duftende Persische Kaiserkrone (F. persica) möchte im Frühjahr mit etwas Reisig vor Spätfrösten geschützt werden. Mit knapp 100 cm Wuchshöhe hat sie eine ähnlich majestätische, strukturgebende Wirkung wie die Kaiserkrone. Dazu kommen die außergewöhnlichen, beinahe metallisch wirkenden blaugrauen Blätter dieser nur selten zu sehenden Fritilliarien-Art.
Eine besondere Rarität ist die Persische Kaiserkrone ‚Ivory Bells‘. Wie an einem Schellenbaum hängen viele elfenbeinfarbene bis zart grün gefärbte Blütenglocken an den langen Blütenständen. Sie machen diese seltene Sorte zu einer besonders aparten Schönheit im Frühlingsgarten.
Außergewöhnlich ist auch die Weiße Kaiserkrone (Fritillaria raddeana). Auch sie hat wunderschöne Blütenglocken in einem hellen Farbton. Diese grünlich bis cremefarbenen Blüten können bis etwa 6 Zentimeter groß werden und machen diese Fritillaria ebenfalls zu einem Blickfang im Frühlingsbeet.
Die tiefviolette Persische Kaiserkrone ist zum Beispiel über einem Teppich niedrigerer, heller Tulpen oder Traubenhyazinthen der Hingucker im Frühlingsgarten. Doch aufgepasst: Alle Fritillarien ziehen über den Sommer vollständig ein. Pflanzen Sie ihnen also auch Stauden wie Katzenminze oder Storchschnabel zur Seite, die ein „Sommerloch“ überdecken können.
Kaiserkronen vermehren sich über Tochterzwiebeln. Sitzen diese irgendwann dicht gedrängt, leidet die Blühfreude der Mutterpflanze. Daher sollten Zwiebelhorste alle vier bis fünf Jahre aufgenommen, ihre Zwiebeln vereinzelt und im Abstand von etwa 40 cm neu verpflanzt werden.
Gesetzt wird 25 bis 30 cm tief. Die oben offenen Zwiebeln sind anfällig für Fäulnis, den Boden daher gegebenenfalls mit Kies und Sand drainieren. Beste Umpflanzzeit ist im August und September.