Der Weg zum Garten, scheint es, führt uns erst einmal in ein Kiefernwäldchen. Ein paar Eiben sind auch darunter. Hmm, hier soll es einen Garten geben? Und tatsächlich: Oliver Bathe ist eine Gratwanderung gelungen. Er hat den Waldcharakter seines Grundstücks erhalten und mittendrin ein Gartenparadies geschaffen.
„Ich wollte den Garten nicht ummodeln“, sagt er und vergräbt die Hände tief in den Hosentaschen. Wer hier lebt, muss einfach gelassen sein. Das kann er sich leisten, denn seine Gartenirrtümer hat er längst hinter sich gelassen.
Wider besseres Wissen hat er einst viel ausprobiert, wollte, was auch andere in ihrem Garten haben. Zum Beispiel ein liebevoll angelegtes Heidebeet im Vorgarten. Die Voraussetzungen dafür waren auch nicht schlecht. Denn der Boden ist durch die vielen Kiefernnadeln mittlerweile recht sauer.
Nur wollten die Heidepflanzen partout nicht gedeihen. Woran das lag? Die Erde ist sauer genug, doch leider viel zu sandig für die Heide. Auch die Idee einer Prachtstaudenrabatte für die sonnigste Ecke des Garten wurde bald wieder aufgegeben.
Nach so vielen Pleiten suchte Oliver Bathe dann gezielt nach Pflanzen, die mit den besonderen Verhältnissen in seinem Garten klar kommen, ja, sie sogar benötigen! Aber was würde sich der Herausforderung stellen, mit schattenwerfenden Kiefern, von Wurzeln durchzogenem, saurem und zudem sandigem Boden eine Nachbarschaft einzugehen?
Eins war klar: Da wächst kein Standard! Und so fiel die Wahl auf herrlich üppige Farne, Funkien und Storchschnäbel, auf zart blühende Lerchensporne und Akeleien, Boden bedeckende Elfenblumen und Ziererdbeeren.
Sie verleihen dem Garten im Mai nicht nur vielfältigste Grüntöne, sondern blühen auch schon zeitig. Damit die Konkurrenz durch die Koniferenwurzeln nicht schon die ersten Einwurzelversuche stört, hat Oliver Bathe die Beete mit grauen Granitsteinen befestigt und mit Mutterboden aufgefüllt.
Und die gar nicht so extravaganten Stauden? Sie fühlen sich wohl und breiten sich von selbst aus, suchen sich den ihnen genehmen Platz. Perfekt, wenn die Stauden ganz natürlich wachsen.
Das Licht in einem Waldgarten ist besonders. Die Sonne fällt in breiten Streifen durch die Kronen der Kiefern und der kleineren Gehölze und setzt einzelne Pflanzen besonders in Szene. Auch das eine oder andere Kunstobjekt.
Jene aus Glas mag Oliver Bathe am liebsten. Bunte Kunst, mal als Kugel in einem metallenen Windspiel am Teich, mal als zweck- entfremdete Weihnachtsbaumkugeln im Dickicht einer Eibe. Und hier und da bringen Spiegel Licht in dunkle Ecken.
Nicht nur Glaskunst findet sich hier im Potsdamer Wald. Auch Objekte aus Metall, Keramik, Terrakotta und verschiedenen Steinen lassen sich zwischen den Pflanzen entdecken. Nicht immer machen sie es einem so leicht wie die zierliche Skulptur aus Speckstein, die der Gärtner selbst geschaffen hat. Sie steht, extra platziert, auf einem Sockel. Mollige Putten und elfengleiche Mädchen dagegen verstecken sich schon mal inmitten der Pflanzenwelt. Da muss man schon genau hinsehen.
So findet der Besucher bei jedem Gang durch den Garten immer wieder etwas Neues. Glas und Keramik, selbst die Blätter von Stauden und Gehölzen bringen Farben und helle Töne in den Schattengarten. Da sind die cremefarbenen Blattherzen der panaschierten Funkien oder die weißen Streifen auf den Maiglöckchenblättern.
Goldlaubige Gehölze mag Oliver Bathe besonders, sie wirken wie Sonnenflecken. Doch vergrünen sie bald im schwachen Licht, das die Kiefernkronen gerade noch erlauben, und verlieren ihr sonniges Aussehen. Die roten Blätter von Blutpflaume und Perückenstrauch dagegen bleiben ihrer Farbe treu.
Die Laubgehölze sind es auch, die die Brücke zwischen den hohen Kiefern und den niedrigen Stauden schlagen. Zunächst waren es eifrige Kletterer wie Wilder Wein, Efeu und Kletter-Hortensien, die an den hohen Kiefernstämmen emporrankten.
Nach und nach kamen auch andere Gehölze hinzu, die niedriger blieben als die Kronen der stattlichen Kiefern, die aber doch hoch genug wurden, um in die mittlere Etage zwischen Dach und Erdgeschoss einzuziehen: Purpur-Magnolie, Weiden und Zierkirschen.
Mein Lieblingsplatz? Oliver Bathe führt seine Gäste auf verschlungenem Pfad gern zum Teich. Den sanft plätschernden Wasserfall hat der Gärtner mit Hilfe von Freunden selbst gebaut. Am besten lässt sich das bewegte Wasser von der kleinen Laube auf dem Holzdeck aus beobachten.
Rund um den Teich fühlen sich Rhododendren und Zier-Rhabarber richtig wohl, und auch der Amberbaum hat sich mit Erfolg in sonnigere Höhen gekämpft. Seit kurzem zeigt er im Herbst auch die ersten kräftig rotgefärbten Blätter.
Natalie Faßmann