Früher, als alles noch anders war, war der Vorgarten des Hauses ein wichtiger Ort für die Menschen. Die Idylle sah so aus: Ein mit Blumenzwiebeln und später im Jahr mit Stauden gesäumter Weg führte vom Bürgersteig direkt zur Haustür, ein Hausbaum blühte im Frühjahr prächtig, so dass man von drinnen schon staunen konnte.
Er spendete einer Sitzbank Schatten und manchmal stand da auch ein Tisch. Da saßen in der warmen Jahreszeit die Frauen, putzten die Ernte aus dem Garten hinter dem Haus, schnibbelten Bohnen, rebelten Johannisbeeren, trafen sich Nachbarn zu Feierabend zum Kartenspiel, zum Gespräch, auf ein Glas oder zwei.
Heute ist dies nicht mal mehr auf dem Land so. Der Platz vor dem Haus ist funktional geworden, ohne soziales Leben, ohne Plauschzone.
Ob nun der Fernseher schon in den 1960-er Jahren die Menschen statt in den Vorgarten ins Wohnzimmer lockte und dort festhielt, ob sich die Autos zu breit machten oder die Straßen zu laut wurden oder heute sowieso keiner mehr Zeit für den Nachbarn finden will oder ihn gar nicht mal kennt – mag alles sein.
Auf jeden Fall hat sich der wichtige Teil des Gartens immer mehr hinters Haus verzogen, ins Abgeschlossene und Intime. Der Garten wurde emotional, uneinsichtiges Privatissimum und erweiterter Wohnraum mit Loungemöbeln, Grillplatz, Draußendusche!
Der Garten vor dem Haus wurde der Vorgarten, in dem die Autos im Carport ihren Platz fanden, die riesigen Mülltonnen ihr Versteck suchten (auch interessant, früher kam man mit einer Tonne aus) und der Weg zum Haus praktisch wurde.
Hausbäume gibt es noch manchmal, neue und alte, Bänke sind verschwunden oder dienen nur noch der Dekoration, alles im Idealfall einer geordneten, übersichtlichen und pflegeleichten Gestaltung gewichen.
Der Vorgarten ist heute eine Art sozio-kultureller Erscheinung, die bestenfalls erahnen lässt, wer hinter der Haustür wohnt, der aber nicht mehr im Vorgarten gesehen werden will, es sei denn er kommt oder er geht!
Der Vorgarten ist Zugang zum Privaten, Zwischenfläche zum öffentlichen Raum und in gewisser Weise vielerorts wirklich neutral geworden, dort wo er nicht gleich geheimnisvoll hinter schweren Mauern und hohen Hecken verschwindet, weil wir längst nicht mehr jedem zeigen wollen, wer hier wohnt.
Abstand ist uns wichtig geworden. Die Kommunikation findet heute smart mit anderen Mitteln statt, überall, denn wir sind am liebsten mobil, überall, nur nicht mehr im Vorgarten. Wenn wir im Garten sind, wollen wir ungestört unsere Ruhe habe.
Immer wieder ist zu hören und zu lesen, der Vorgarten wäre die Visitenkarte des Hauses und bestimme quasi den ersten Eindruck. Wer will heute wen beeindrucken? Im Zweifel ist das Fahrzeug im Carport immer noch überzeugender.
Schön wäre es doch, wenn jeder den Vorgarten hätte, den er selbst am liebsten sehen möchte, wenn er aus dem Haus geht und vor allem, wenn er oder sie nach Hause kommt.
Der Vorgarten ist die Ouvertüre zum eigenen Heim, je schöner, desto schöner! Betrachten Sie Ihren Vorgarten doch einmal unter diesem Aspekt und vielleicht tun Sie das nicht nur mit dem Ihren.
Wenn Sie spazieren gehen, dann verlangsamen Sie automatisch den Schritt, wo die Gärten ansprechend sind, wo es etwas zu entdecken gibt: Stattliche Hausbäume, außergewöhnliche Ziersträucher, Rosen, Rhododendren, an denen vorbei ein Natursteinpfad zur Haustür führt …
Wer seinen Vorgarten nicht nur praktisch, sondern auch attraktiv gestaltet, leistet wirklich auch einen Beitrag für die Gemeinschaft und die ganze Straße, er tut sich aber vor allem selbst viel Gutes, weil ein schöner Garten Freude macht. Dies ist der beste Grund, sich mit kritischem Auge dem Platz vor dem Haus zu widmen.
Die gute Nachricht: Es gibt einen Beruf, der ist auf solche Aufgaben spezialisiert, der Landschaftsgärtner. Er sieht, was zum Haus und zu seinen Bewohnern passt. Ob Rhododendron oder Hortensie, in Form geschnittene Gehölze, Obst- oder Zierbaum, die Experten für Garten und Landschaft helfen mit Rat und Tat. Nicht nur Sie werden sich freuen, auch die Nachbarn.