Elfenblume. Der Name verleitet dazu, die Pflanze mit den zierlichen Blüten und dem zaghaften Blattaustrieb für empfindsam, heikel und anspruchsvoll zu halten. Dabei entwickeln die zarten Gewächse nach ihrem Frühlingsflor robuste, ledrige Blätter. Und die Raubeine unter ihnen erobern mit ihrem Wurzelwerk mitunter zügig oder sogar rücksichtslos das Terrain.
Epimedium – voraussichtliche Lesedauer: 3 Minuten
Die Blüten vieler bodendeckender Arten sind dezent. Da muss man schon genauer hinschauen, um ihre stille Schönheit zu entdecken. Vertreter der Gattung mit eher horstigem bzw. zurückhaltendem Wuchs zeichnen sich oft durch einen größeren, attraktiveren Blütenschmuck aus.
Allen Epimedien gemeinsam ist die elfengleiche Blütenform, die aus vier inneren und vier äußeren Blütenblättern besteht. Manchmal sind die Kronblätter zu Spornen geformt, was den feinen Blütchen noch mehr Anmut verleiht.
Das Elfenreich erstreckt sich von den Südalpen bis nach Algerien, Japan und China. Die europäischen und vorderasiatischen Waldgeschöpfe sind – im Gegensatz zu ihren ostasiatischen Verwandten – robuster, anspruchsloser und oft auch wüchsiger. Sie wünschen eher lehmig-humosen Boden, der auch etwas kalkhaltig sein darf.
Sie tanzen durch den lichten bis tiefen Schatten, flankieren dort Gehölzsäume, wo ihre Ausläufer treibenden Rhizome der Konkurrenz anderer Pflanzen standhalten können. Einige besonders harte Kerle vertragen dabei erstaunlich viel Trockenheit und Wurzeldruck. Ideal, um mit ihnen Farbe und Struktur in schwierige Gartenecken zu zaubern, etwa zu Füßen eingewachsener Gehölze. Das gelingt mit ausbreitungsfreudigen Arten wie der Schwarzmeer-Elfenblume und der bewährten Sorte ‘Frohnleiten’.
Auf nicht zu trockenen Standorten weben auch moderater wachsende Elfenblumen ihre dichten, sattgrünen Blätterteppiche. Beispielsweise die orange blühende Epimedium x warleyense ‘Orangekönigin’ oder die rot-weiße ‘Galadriel’ (E. x rubrum). Ihr großes Plus: Das zähe, ziegelartig übereinanderliegende, teils sogar wintergrüne Blattwerk lässt Unkraut kaum hindurch!
Bei wuchsfreudigen Waldelfen sollten allerdings auch ihre Pflanzpartner von robuster, wüchsiger Natur sein, um neben ihnen bestehen zu können: zum Beispiel üppig beblätterte Funkien (Hosta), der Kerzen- Knöterich (Bistorta amplexicaulis) mit aufrechten Blütenähren oder weiß blühender Wald-Geißbart (Aruncus sylvester).
Neben diesen robusten Raubeinen gibt es erlesene Kostbarkeiten aus Ostasien, die auch wie Schätze gehütet werden möchten. Diese anspruchsvolleren Elfen verlangen frischen, leicht sauren Humusboden, Düngergaben im Frühjahr und kühle, gut beschattete Standorte. Geschützt vor eisigen Ostwinden, kommen die grazilen Elfen auch über den Winter.
Mit ihren prächtigen Blüten in klarem Weiß, in Rottönen vom zarten Rosa über gedämpftes Lila bis zu kräftigem Purpur und leuchtendem Gelb ist ihre Farbpalette reichhaltiger als die der westlichen Elfenblumen: ‘Arctic Wings’ etwa, die bis Juni in strahlendem Weiß blüht. Auch die rot-gelbe ‘Fire Dragon’ oder die großblütigen Sorten von Epimedium x youngianum oder E. grandiflorum wie die strahlend weiße ‘Niveum’ oder die fliederfarbene ‘Akebono’ (oben).
Die zarten Geschöpfe vertragen keinen Wurzeldruck von stark wachsenden Stauden und Gehölzen. Deshalb eignen sie sich als Nachbarn für Staudenschätze wie Dreiblattlilie (Trillium), Lerchensporn (Corydalis), „zahme“ Farne (Asplenium, Polypodium), Zwerg-Herzblume (Dicentra formosa, D. eximia), Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla), kleine Schattengräser wie Seggen (Carex) oder Japanisches Berggras (Hakonechloa). Die weißen Blütenkerzen der Silberkerze (Cimicifuga) oder die wolkig-violetten Blütenstände der Wiesenraute (Thalictrum) bringen Leben in die oberen Etagen.
KARIN WACHSMUTH
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