Voraussichtliche Lesedauer:  4 Minuten

Eine Duftpflanzengärtnerei im Portrait

Von GartenFlora

Der Roman war in den späten 1980er Jahren ein Bestseller, und er wird noch heute weitergereicht: „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Die Geschichte eines Mörders. Nun, morden würde der Gärtner, Botaniker, Wildbienenfreund Bernd Dittrich ganz bestimmt nicht, um an seltene Düfte zu gelangen. Aber für die perfekten Duftpflanzen forschen.

Der Ursprung der Begeisterung für Duftpflanzen

Pflanzendüfte faszinierten ihn allerdings schon immer, und dieser Roman hatte ihn nachhaltig inspiriert. Er begann, Düfte zu sammeln, aber eben auf Pflanzenjäger-Art.

Wenig später veröffentlichte er sein erstes Buch über Duftpflanzen und dann kamen die Fragen: „Wo bekomme ich all diese Schätze? Wie finde ich heraus, welche Düfte gut zueinander passen?“

Heute, Jahre später, lassen sie sich beantworten: In Bernd Dittrichs Duftpflanzen- und Kräutergärtnerei „Syringa“ findet man sie alle. Und man kann sich im großen Schaugarten auf eine Reise durch die Welt der Düfte begeben und selbst herausfinden, welche Aromen man als harmonisch, angenehm, entspannend oder anregend empfindet.

Das beste wird also sein, Sie nehmen sich mindestens einen halben Tag Zeit und schnuppern sich selbst durch den berauschenden Garten in Deutschlands Süden. Wer sich einfach treiben lässt, wird zuerst diesem magischen Sirenensang nachgehen, der zu einem Baum führt, den man aus der Ferne für einen Apfel-Hochstamm halten könnte.

Die Vielfalt in der Duftpflanzengärtnerei

Doch es ist der sehr aromatisch duftende Rauschbaum, auch Bienenbaum genannt. Tetradium, so der korrekte botanische Name, ist der erklärte Lieblingsbaum aller Imker und Wildbienenfreunde.

Er stammt aus Asien und kam erst im 20. Jahrhundert nach Europa. Inzwischen gilt er nicht mehr als Geheimtipp unter Imkern und wird in mehreren Baumschulen vermehrt und angeboten. Sogar im städtischen Grün ist er da und dort schon angekommen.

Und weil wir nun einmal über die eher herben Aromen plaudern, nehmen wir die Schleife zum spektakulären „Stinkergarten“, in dem der Gärtner alle – sagen wir mal „gewöhnungsbedürftigen“ – Gerüche versammelt hat.

Gerade hier entspinnen sich während seiner Führungen die emotionalsten und heftigsten Debatten darüber, was Gestank von Wohlgeruch unterscheidet.

Männerschweiß, alter Geißbock, toter Fisch oder Asphalt, hinter jeder klassifizierten Note steht eine konkrete Pflanze: Muskateller-Salbei, Helichrysum, Stinkender Gänsefuß oder Pechklee.

Ähnlich aufgeregt geht es nur zu, wenn Kinder die Lakritzpflanze kennenlernen, die sie gleich vor Ort kosten dürfen. Oder die Gummibärchenblume, die Bernd Dittrich hierzulande erst einführte.

Sie stammt aus den Trockengebieten Chiles und ist dort als fiebersenkendes Mittel und zum Färben in Gebrauch. Und da ist der Pflanzenjäger wieder in seinem Element.

Duftpflanzen-Spezialitäten

So manche Spezialität verdankt ihre Existenz in unseren Gärten seinem Spürsinn und großen Pflanzenkenntnissen. Ein Waldmeister mit graugrünen Blättern (Galium glaucum ‘Hohenhewen’), der sich weniger für die berühmte Bowle, mit einer großen Fülle an weißen, duftenden Blüten aber um so mehr als Rosenbegleiter eignet.

Oder die gefüllt blühende Federnelke Dianthus plumarius ‘Duftwolke’, die bisher noch jeden Besucher betört hat. Orangenthymian, Pfirsichsalbei ‘Syringa’, Ysop-Auslese ‘Hohentwiel’, sie alle haben ihre besonderen Qualitäten.

Bernd Dittrich sieht es gern, wenn seine Juwelen den Weg in die Gärten finden, doch manchmal bedauert er auch, kein besserer Stratege zu sein. „Wer weiß schon, dass das Zitronen-Bergbohnenkraut, eine ganz besondere Varietät, 1993 von mir erst in Deutschland eingeführt wurde. Sortenschutz zu beantragen, kam mir gar nicht in den Sinn.“

Inzwischen haben sie viele Kräutergärtnereien übernommen. Beim Zitronen-Bergbohnenkraut tritt das typische Bohnenkraut-Aroma in den Hintergrund und wird von einem warmen Zitronenaroma überdeckt.

„Es ist eine wirkliche Bereicherung für den Kräutergarten“, befindet der Entdecker, nicht ohne Stolz. Die Suche nach besonderen Schätzen geht indes weiter. „Man muss immer ein paar Asse im Ärmel haben, etwas Neues bieten können“, hat er festgestellt.

Das zu glauben fällt mir schwer, angesichts der vielen ungehobenen Schätze in der Gärtnerei. Immerhin hat der Biologe mit dem detektivischen Gespür und der feinen Nase auch dazugelernt. Die Gummibärchen-Blume hat er sich schützen lassen, sie gibt es vorerst nur bei ihm.

Vorerst. Denn wer Patrick Süskinds Roman gelesen hat, weiß, dass manch’ einer für einen besonderen Duft nicht einmal vor einem Mord zurückschreckt. Etwa auch ein Gärtner nicht?

Düfte der Duftpflanzen zum Mitnehmen

Keiner geht mit leeren Händen! Mancher Besucher kommt, um sich für ein paar Stunden in eine bessere Welt versetzen zu lassen. In einen Mikrokosmos aus Wohlgerüchen, Stille und Harmonie. Einen eigenen Garten hat er vielleicht nicht. Schade, in den Verkaufsgewächshäusern locken so verführerische Pflanzen.

Doch da ist auch noch das Lädchen. Liebevoll dekoriert und mit allem ausgestattet, was im Haus für dufte Atmosphäre sorgt oder als Geschenk für die Gartenfreundin geeignet wäre: Lavendelsträußchen, Duftöle- und -seifen, Samentütchen voller Versprechungen und Gartenliteratur zum Dahinschmelzen.

Wer sich gar nicht entscheiden kann, nimmt auch mal einen Gutschein mit. Und organisiert damit dem Beschenkten einen unvergesslichen Tag in der Gärtnerei. Denn wer ließe sich schon einen Besuch entgehen, nur weil er auch online bestellen könnte?