Zwiebelpflanzen und Knollenpflanzen. Egal, wann sie blühen, ihre Kraft kommt aus ihrem Kern. Man sieht es. Schneeglöckchen, Krokusse, Frühlings-Alpenveilchen kämpfen sich tapfer durch den letzten Schnee. Tulpen, Narzissen und Zierlauch weben wenig später herrlich bunte Blütenbänder in den Garten. Während Lilie und Zantedeschie sich zu stolzen, wahrlich elitären Diven entfalten.
Und schließlich, am Ende des Gartenjahres, schlagen Dahlie, Gladiole, Canna und Nerine mit einem exotisch leuchtenden Farbfeuerwerk dem nahenden
Herbst noch einmal ein Schnippchen. So unterschiedlich sie alle auch sind, sie alle schöpfen ihre unbändige Lebensenergie aus ganz unscheinbaren Wunderwerken der Natur: den Zwiebeln und Knollen.
Ihre properen Speicherorgane sind es also, die den kleinen Zwiebel- und Knollenpflanzen die Kraft verleihen, schon im letzten Schnee erste Blüten zu treiben. Besonders Stärke und Mineralstoffe hatten sie über den Winter zwischengelagert – um die dann mit den allerersten Sonnenstrahlen in Lebensenergie zu verwandeln.
Speicherorgane sind es auch, die uns Gärtnern das Kultivieren so mancher Exoten überhaupt erst möglich machen. Schließlich lassen sich Knolle und Co meist problemlos im frostfreien Keller durch den Winter bringen.
Nun, bei echten Zwiebeln dienen fleischige Hüllblätter als Speicherorgane, die den Pflanzentrieb schützend umgeben und versorgen. Bestes Beispiel ist unsere Küchenzwiebel, aber auch Tulpe, Hyazinthe, Narzisse, Lilie oder Kaiserkrone besitzen eine echte Zwiebel.
Rhizome sind zu Speicherorganen verdickte Erdsprosse, aus denen sich gleich mehrere neue Triebe entwickeln (z. B. Maiglöckchen, Canna, Zantedeschie, viele Schwertlilien).
Sprossknollen sind einfach Rhizome mit sehr begrenztem, meist knolligem Wachstum. Beispiele: die Kartoffel, Krokus, Alpenveilchen, Knollenbegonie, Montbretie, Gladiole, Herbstzeitlose.
Wurzelknollen schließlich entstehen aus verdickten Seitenwurzeln. Im Gegensatz zur Sprossknolle besitzen sie keine Sprossanlage, so dass eine einzige Wurzelknolle der Dahlie oder Taglilie nicht lebensfähig ist. Die Pflanze kann nur aus dem Wurzelhals, an dem die Wurzelknollen zusammenhängen, austreiben.
Aus dem Wissen über Wurzelknollen lässt sich ableiten, wie Dahlien zu teilen sind: Jede neue Pflanze muss Wurzelknollen und einen Teil des Wurzelhalses mit Triebknospen abbekommen.
Beste Zeit für das Teilen ist im April, wenn die Dahlien (sofern sie nicht vorgezogen wurden) aus dem Winterlager kommen. Sollten noch keine Augen zu sehen sein, schlagen Sie die Dahlien für ein paar Tage an einem warmen Ort in leicht feuchte Komposterde ein. Hier wird sich ganz schnell etwas regen. Nun mit scharfem Messer oder Schere die Mutterpflanze teilen, die Schnittstellen mit Holzkohle bepudern – dann kann’s ans Einpflanzen gehen.
Auch einige Frühlingsblüher, die um diese Zeit nur Freude und überhaupt keine Arbeit machen, können im März/April (oder sehr bald) vermehrt werden.
Viele von ihnen, zum Beispiel Schneeglöckchen, Traubenhyazinthen, Narzissen und Tulpen, bilden mit der Zeit reichlich Tochterzwiebeln und wachsen zu einem dichten Wurzelfilz zusammen. Sobald ihr Laub eingetrocknet ist, kann der Filz mit einer Grabegabel vorsichtig aus dem Boden gehoben werden. Erde abschütteln, Filz entwirren und die Tochterzwiebeln absammeln.
Insbesondere Arten, die leicht austrocknen (z. B. Schneeglöckchen) sollten gleich wieder andernorts in die Erde gesetzt werden. Andere können bis zur Herbstpflanzung dunkel, trocken und kühl gelagert werden. Ehe die Zwiebelnachkömmlinge das erste Mal blühen, vergehen meist zwei bis drei Jahre.
Was im zeitigen Frühjahr in die Erde kommt, gilt gemeinhin – und meist völlig zu Recht – als frostempfindlich. Beinahe alle unsere Sommerblüher unter den Zwiebeln und Knollen sollten im Herbst aus dem Boden geholt und im frostfreien Keller überwintert werden.
Einzig die Lilien sind trotz ihres exotischen Äußeren sehr robust und können schon im Herbst oder im zeitigen Frühjahr in den Boden. Gladiole, Montbretie, Zantedeschie und Co folgen nun im April, wenn höchstens noch leichter Frost zu erwarten ist.
Eine der ganz wenigen Ausnahmen ist die nässeliebende Schachbrettblume. Schwere Böden sollten daher mit reichlich grobkörnigem Sand und gut verrottetem Kompost aufbereitet werden. Im Topf ergibt eine etwa 2,5 cm dicke Kiesschicht auf dem Grund eine prima Drainage. Insbesondere Lilien wissen das sehr zu schätzen.
Dahlie und Knollenbegonie müssen bis Ende April warten. Sie alle lassen sich jedoch in Töpfen im Gewächshaus oder Frühbeet ab Februar vortreiben. Das verlängert und verfrüht die Blütezeit ungemein. Ob Topf oder Beet – wichtig ist in jedem Fall ein gut durchlässiger, tendenziell sandiger Boden. Denn Staunässe hat den unweigerlichen Tod der Knollen und Zwiebeln zur Folge.
Als Faustregel für die Pflanztiefe haben sich die meisten Gärtner eingeprägt: zwei- bis dreimal so tief, wie die Zwiebel hoch ist. Auch in den Nährstoffansprüchen unterscheiden sich Frühlings- und Sommerblüher. Während Schneeglöckchen und Co eher als Hungerkünstler gelten, die im Herbst eine dünne Kompostdecke bekommen, haben Dahlien, Begonien oder Canna einen gesunden Appetit.
Geben Sie deshalb schon bei der Pflanzung gut verrotteten Mist oder Langzeitdünger mit ins Pflanzloch. Und vor allem: Lassen Sie Zwiebel- und Knollenpflanzen nach der Blüte Zeit, in Ruhe das Laub einzuziehen und die wertvollen Nährstoffe zu verlagern. Das dauert im Schnitt circa sechs Wochen und ist ein bisschen lästig.
Stauden oder Einjährige im Vordergrund, die das vergilbende Laub verdecken, sollten daher bei der Bepflanzung unbedingt eingeplant werden. Auf nahezu alle Frühlingsblüher trifft dies auch zu, einige Sommerblüher werden dagegen gerne flacher gesetzt. Begonien, Nerinen oder Madonnen-Lilien möchten zum Beispiel dicht unter die Erdoberfläche.
Werden Begonien im Topf vorgezogen, reicht es sogar aus, sie nur auf das Substrat aufzulegen.
Übrigens: Besonders feuchtigkeitsempfindliche Zwiebeln wie Lilien oder Kaiserkronen danken es, wenn sie leicht schräg gesetzt werden. So wird vermieden, dass sich Wasser in den trichterförmig abstehenden Schuppenblättern sammelt.
Kerstin Ackermann