Gegenüber der allseits bekannten Aster hat die Färberkamille einen entscheidenden Vorteil, wenn es sich um einen „Garten der vier Jahreszeiten“ dreht. Ihre unwahrscheinlich lange Blütezeit bis zum ersten Frost sorgt für langanhaltende Sommerstimmung weit in den Herbst hinein. Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Gelbtöne der Sorten, den idealen Standort und die richtige Pflege.
Ein sonniger Stimmungsaufheller leuchtet unbekümmert aus seiner pastellfarbenen Mitte. Eine zeitlose Gute-Laune-Pflanze, die Wärme und Strahlkraft des Himmelsgestirns für sich gepachtet zu haben scheint: die Färberkamille (Anthemis tinctoria). Ihre margeritenartigen Blütenkörbchen harmonieren perfekt mit den kleineren Korbblüten der Astern, setzen zugleich aber goldgelbe, zitronengelbe oder auch cremeweiße Farbakzente – immer jedoch mit kräftig gelber Blütenmitte.
Von Mai oder Juni bis zum ersten Frost werden unermüdlich neue Blumen nachgeschoben. Und zupft man ab und an ein Sträußchen – was aufgrund der Langlebigkeit in der Vase durchaus empfehlenswert ist – spornt sie das nur zu noch üppigerem Flor an.
Die ‘Dwarf Form’ zum Beispiel eignet sich als kompakte, halbkugelige Zwergform (30–40 cm Höhe) bestens für die Kultur im Topf oder auch im Steingarten. Ihre doppelt so hohe Wildform, die bei zeitiger Saat mitunter schon im Aussaatjahr in Blüte kommt, ist ein gern gesehener Gast in ausdauernden Blumenwiesen. Als eine der besten Sorten fürs Beet wurde außerdem die cremegelbe ‘Sauce Hollandaise’ prämiert. Ebenso wie die goldgelbe ‘Grallagh Gold’ erreicht sie 80 cm Höhe und wächst damit allen übrigen Schwestern über den Kopf.
Die 30–50 cm hohe, zitronengelb blühende ‘E. C. Buxton’ und die cremeweiße ‘Susanna Mitchell’ gefallen durch ihre dezente Farbgebung, die sich leicht in verschiedenste Staudenbeete integrieren lässt. Während die tiefgelbe ‘Kelwayi’ (50 cm) als leuchtender Farbklecks zwischen pastellfarbenen Astern auftrumpft.
Allen gemein ist ihr aromatisches, mitunter sehr filigranes Laub, das inbesondere bei ‘Susanna Mitchell’ ein edles Silbergrau aufweist. Übrigens: Sollten Sie sich, wie oben beschrieben, für den beherzten Rückschnitt entscheiden, nutzen Sie die abgeernteten Blüten der „Färberkamille“ doch, um Ihrem weißen Shirt etwas Farbe zu verleihen. In Essigwasser gekocht, gelingt das bestimmt.
Leider neigt die Färberkamille dazu, mit den letzten Blüten ihre eigentlich für die kalte Jahreszeit benötigte Energie zu verpulvern. Mehr schlecht als recht kommt sie dann durch den Winter – wenn überhaupt. Ein Schnitt kann helfen.
Spätestens Ende September sollten Sie sich entscheiden, ob Sie mit einem beherzten Schnitt dem Flor ein Ende bereiten und die Pflanze zu jungen Bodentrieben anregen. Oder ob Sie die letzten Blütentupfer in Ruhe ausklingen lassen und aus den reifenden Samen gegebenenfalls neue, allerdings nicht unbedingt sortenreine Pflanzen nachziehen. Eine wirklich sortenreine Vermehrung gelingt problemlos über Stecklinge, die im Frühjahr oder zeitigen Herbst gewonnen werden.
Jeder noch so entschlossene Rückschnitt nutzt allerdings nichts, wenn die Pflanze auf winterfeuchtem Grund wächst. Auf zu viel Nässe reagiert die an sich so anspruchslose Färberkamille generell sehr empfindlich. Daher sollte sie in möglichst steinigen oder sandigen, eher humusarmen Boden gesetzt werden. Am liebsten an einem vollsonnigen, warmen Plätzchen.
Regelmäßiges Gießen oder gar Düngen fordert sie nicht. Sie macht sich damit auch bei Südbalkonbesitzern beliebt, die nach ihrem Sommerurlaub noch etwas Lebendes im Kasten erwarten.
KERSTIN ACKERMANN
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