Pflücken ohne Bücken, reiche Ernte auf wenig Raum, dazu eine attraktive Optik – so ein Hochbeet bietet eigentlich nur Vorteile und ist mehr als nur ein Kasten aus Brettern.
So frühe Radieschen und Salatköpfe hatte ich noch nie.“ Mein Nachbar Jürgen ist begeistert. „Und der Rücken tut auch nicht mehr weh.“ Stolz zeigt er auf sein Hochbeet. Und dann zieht er im Stehen noch eine knackige Möhre aus der dichten Gemüsefläche: Appetit? Na, klar! Lass’ ich mir doch nicht zweimal sagen. Hmm, so ein Hochbeet will ich auch haben! Aber wie groß und in welcher Form? Fertig gekauft oder individuell gebaut? Und aus welchem Material?
Ich entscheide mich für Holz. Das lässt sich leicht verbauen und passt gut in meinen Küchengarten. Aber nicht aus mit Holzschutz behandelten Brettern. Die sind für mich tabu. Ich weiß, Kiefer oder Fichte verrotten so allerdings innerhalb weniger Jahre. Lärche, Douglasie oder Robinie sind da schon wesentlich dauerhafter.
Weil sich hartes Robinienholz aber schlecht verarbeiten lässt, werde ich Douglasie verwenden. Dieses rotbraune Holz führt fast jeder Baumarkt als geriffelte Terrassenbretter und als Kanthölzer in verschiedenen Stärken. Verzinkte Pfostenschuhe schützen die Basis der Kanthölzer vor Feuchtigkeit. Eine Auskleidung mit Teichfolie verhindert den direkten Kontakt zwischen Holzwänden und eingefülltem Boden. Das beugt Fäulnis vor.
So wird mein aufgestocktes Gärtchen mindestens zehn Jahre halten. Unter dem Hochbeet werde ich unbedingt einen Mäuseschutz verlegen, zum Beispiel eine Lage verzinkten Kaninchendraht mit enger Maschenweite. Für den Anfang tut’s ein einfaches rechteckiges Beet. Andere Grundrisse, L-Formen, lassen sich ebenfalls leicht realisieren.
Wer nicht selbst zur Säge greifen möchte, findet im Fachhandel verschiedene Bausätze. Und ein Tischler fertigt gern ein Modell nach eigenen Vorstellungen an.
Geschwungene Hochbeete dagegen, die dem Verlauf mäandernder Gartenwege folgen, lassen sich leichter aus Natur- oder Kunststein errichten. Neben gebrochenem, gespaltenem oder exakt gesägtem Naturstein eignet sich für diesen Zweck auch Klinker.
Trocken aufgesetzt, sind Steinmauern allerdings nur bis etwa 60 cm Höhe ausreichend stabil. Höhere Wände werden daher besser mit Mörtel vermauert.
Etwas ausgefallener sind Konstruktionen aus rostfreiem oder verzinktem Stahl. Diese glänzenden Behälter, es gibt sie rund oder rechteckig, halten praktisch unbegrenzt. Ebenso wie Bausätze aus Kunststoff. Solche Materialien passen jedoch kaum in naturnah oder ländlich gestaltete Gärten. Hier fügt sich rustikales Flechtwerk aus Weide oder Hasel deutlich harmonischer ein. Allerdings: Die biegsamen Ruten verrotten innerhalb weniger Jahre.
Der beste Standort für ein Hochbeet? Ganz einfach: Es kann praktisch auf jeder ebenen Fläche aufgestellt werden – sofern sie genügend besonnt wird, damit die Pflanzen gut wachsen. Und: Sie sind dabei völlig unabhängig vom gewachsenen Gartenboden. Selbst auf der gepflasterten Terrasse lässt sich so prima gärtnern.
Zudem können Sie das Substrat genau auf die Bedürfnisse der späteren Bepflanzung abstimmen, zum Beispiel saure Moorbeeterde für Heidelbeeren. Größe und Proportion des Beetes richten sich nach dem vorhandenen Platz und dem Gesamtbild des Gartens. Außerdem danach, wie üppig der Bewuchs ausfallen soll.
Doch auch ästhetische Aspekte können durchaus eine Rolle spielen: Mit unterschiedlich hohen, geschickt gestaffelten Pflanzkästen lässt sich optisch mehr Tiefe erzeugen. Geht es dagegen um rückenschonendes Arbeiten, so liegt die ideale Beethöhe bei etwa 90 cm. Das Beet sollte nicht breiter als 1,20 m sein. So kommen Sie von beiden Seiten bequem bis an die Mitte der Pflanzfläche heran. Hochgärten, die nur von einer Seite erreichbar sind, belassen Sie bei einer Breite von 60 cm.
Auch wenn Hochbeete am liebsten mit Gemüse und Kräutern bestückt werden, ist die Palette geeigneter Pflanzen viel größer. Hier gedeihen fast alle, die sich auch im gewachsenen Boden wohlfühlen. Lediglich windanfällige Arten wie großblättrige Melonen, hochwüchsige Stabtomaten oder Sommerblumen sowie Gehölze mit aggressivem Wurzelwerk bleiben besser im Garten.
Alle anderen entwickeln sich an ihrem erhöhten Standplatz sogar viel besser, weil sich die Erde mit der ersten kräftigen Frühjahrssonne schneller aufwärmt und früher abtrocknet. Die Wachstumsperiode verlängert sich so um mindestens zwei Wochen.
Zum anderen nehmen die Wurzeln im tiefgründigen und hochwertigen Substrat leichter Wasser und Nährstoffe auf. Sie können also dichter pflanzen und von der gleichen Fläche öfter und mehr ernten. Ihre Blumen werden prächtiger blühen.
Soweit die Theorie. In diesem Jahr wird’s ausprobiert: Mein Hochbeet ist schon mal reserviert für Paprika, Auberginen und niedrige Buschtomaten. Alle drei mögen warmen und nährstoffreichen Boden, viel Sonne und immer ein leichtes Lüftchen.
Achim Werner