Oft wird darauf hingewiesen, dass man Tomaten ausgeizen sollte. Manchmal wird auch diskutiert, ob diese Maßnahme wirklich notwendig ist. Wir zeigen Ihnen, wann und weshalb das Entgeizen sinnvoll ist und wie man dabei am besten vorgeht.
Tomaten ausgeizen – voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Damit ist das Entfernen junger Seitentriebe gemeint, die in den Blattachseln der Tomatenpflanze wachsen. Diese Nebentriebe, die oft als „Geiztriebe“ bezeichnet werden, werden dabei ausgebrochen.
Ein wichtiger Grund für das Ausgeizen: Das Ziel beim Tomatenanbau besteht häufig darin, möglichst große Früchte zu erzielen. Die Bildung von Seitentrieben wird daher als Kraftverschwendung für die Pflanze betrachtet. Ließe man viele Triebe wachsen, würden zwar entsprechend viele Früchte entstehen – diese reifen jedoch oft nicht vollständig aus oder bleiben eher klein. Das Ausgeizen oder Entgeizen führt also dazu, dass gut ausgebildete, wohlschmeckende Früchte geerntet werden können.
Das Ausgeizen sollte regelmäßig von Juni bis September erfolgen, denn es bilden sich kontinuierlich neue Triebe in den Blattachseln. Meist wird empfohlen, die Tomatenpflanzen einmal in der Woche auszugeizen, insbesondere zu Beginn der Wachstumsphase.
Der seltsam klingende Ausdruck Geiztrieb bezieht sich auf die alte Bedeutung des Wortes geizen im Sinne von „gierig, habgierig sein“ beziehungsweise Geiz im Sinne von „Habsucht, Gier“. In der Kultur von Pflanzen hatte das Wort Geiz im 18. Jahrhundert die Bedeutung von „Nebenschössling“, zum Beispiel bei Weinreben. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit die Bezeichnung Geiztrieb, denn man ging davon aus, dass diese wuchsfreudigen Nebenschösslinge besonders gierig waren und fruchttragenden Pflanzen zu viel Energie raubten.
Es gibt mehrere Ziele, die mit dem Ausgeizen der Tomaten verfolgt werden:
Tomatenpflanzen müssen nicht unbedingt ausgegeizt werden. Das Ausgeizen der Tomaten bietet jedoch Vorteile, zum Beispiel, wenn wenig Platz für die Pflanzen zur Verfügung steht. Stabtomaten werden üblicherweise eintriebig gezogen und an einer Stange oder einem Band in die Höhe geleitet. Auf diese Weise wird der zur Verfügung stehende Platz gut genutzt und die Ernte ist leichter. Durch das Ausgeizen wachsen keine Früchte am Ende von Seitentrieben, die dann wegen des Gewichts abbrechen könnten. Stattdessen befinden sich die schweren Früchte nah am kräftigen Haupttrieb.
Wenn die Tomatenpflanzen wegen der Blätter an den Geiztrieben sehr dicht belaubt sind, ist die Ernte schwieriger. Das Ausgeizen der Tomaten ist außerdem für die Gesundheit der Pflanzen vorteilhaft: Die Enge kann dazu führen, dass Pilze wie die Kraut- und Braunfäule oder andere Krankheitserreger leichteres Spiel haben.
Die Geiztriebe entspringen in der Blattachsel, zwischen Haupttrieb und Blattansatz. Sie sind sehr wuchsfreudig und bilden viele Blätter. Beim Ausgeizen der Tomaten werden diese kleinen Seitentriebe am besten mit Daumen und Zeigefinger abgeknipst. Wenn die Geiztriebe noch klein und weich sind, ist das sehr einfach und ohne Verletzungen am Haupttrieb der Pflanzen möglich.
Bei längeren Seitentrieben kann das Abreißen oder der Versuch, sie abzuknipsen, zu größeren Verletzungen an der Pflanze führen. Diese Wunden verheilen nicht so gut wie kleinere Verletzungen. Durch diese großen Wunden können leicht Krankheitserreger in die Pflanze gelangen. Um große Verletzungen zu vermeiden, ist es deshalb bei festeren und längeren Trieben besser, zum Ausgeizen der Tomaten ein scharfes Messer zu verwenden.
Vorsicht: Auch Messer können für eine Verbreitung von Infektionen sorgen, wenn sie bei befallenen Tomatenpflanzen (Braunfäule) im Einsatz waren. Schneidewerkzeuge sollten also vor einer erneuten Verwendung stets mit Alkohol gereinigt und desinfiziert werden.
Das Ausgeizen ist nicht bei allen Tomaten sinnvoll. Bei Stabtomaten, die unbegrenzt (indeterminiert) wachsen, ist das Entfernen der Geiztriebe vorteilhaft, weil ihnen dann mehr Kraft für die Blütenentwicklung und zur Fruchtbildung zur Verfügung steht.
Determiniert wachsende Tomatenpflanzen bilden hingegen relativ schnell endständige Blüten aus, erscheinen strauchartig und erreichen überschaubare Wuchshöhen. Buschtomaten werden nicht ausgegeizt, da bei ihnen stark verzweigte Triebe sogar erwünscht sind. An ihnen gedeihen oft viele gleichzeitig heranreifende, mittelgroße Früchte, die eine stattliche kleine Ernte liefern können. Wer gerne Suppe oder Sugo kocht, weiß diese Eigenschaften zu schätzen.
Die Fruchtgröße muss man bei Buschtomaten nicht durch das Ausgeizen steuern, da es Sorten gibt, die ohnehin mit kleinen Früchten daherkommen. Insbesondere die Züchtungen für den Balkon sind in jeder Hinsicht Miniausgaben. Bei ihnen steht allein die Fruchtanzahl im Vordergrund.
Stärker verzweigt, aber auch indeterminiert wie Stabtomaten, wachsen Wildtomaten. An einem günstigen Standort können diese mitunter zu sehr „ins Kraut schießen“ – die große Blattmasse beeinträchtigt dann die Licht- und Luftverhältnisse rund um die Pflanzen. Auch in diesem Fall ist ein sporadisches Ausgeizen sinnvoll.
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