Melonen anbauen? Funktioniert das bei uns überhaupt? Keine unberechtigte Frage, doch der letzte Sommer bot nahezu perfekte Bedingungen, um hierzulande einen Versuch zu wagen. Und die Prognosen lassen erwarten, dass wir damit auch in den kommenden Jahren Erfolg haben werden.
Bei der Auswahl gilt: Je kleiner, desto besser! Die kleinfrüchtigen Sorten reifen deutlich früher als die großfrüchtigen und sind für unsere Region die erste Wahl.
Wenn das vergangene Jahr nicht gewesen wäre – ich hätte die Melonenzucht aufgegeben. Gestartet hatte ich das Experiment vor drei Jahren, als mir eine kleinfrüchtige Cantaloupe-Melone namens ‘Petit gris de Rennes’ begegnete und kurz darauf die Mini-Wassermelone ‘Mini Love’. Geerntet habe ich damals nichts, das Jahr war zu kalt. Dann kam der verregnete Sommer 2017 – wieder keine Ernte. Aber der letzte Sommer war eindeutig ein Melonensommer! Er hat mich für alle Misserfolge entschädigt. Rund zehn reife Cantaloupe-Melonen konnte ich ernten. Der Duft, das Aroma, das tieforangefarbene Fruchtfleisch – eine Wucht! Und das in Berlin! In diesem Jahr habe ich zu den Zuckermelonen auch wieder eine Wassermelone gepflanzt … Na, mal sehen, ob dieser Sommer auch wieder so erfolgreich ist. Ist es warm mit viel Sonne und wenig Niederschlägen, wie es 2018 in unserer Region war, stehen die Chancen gut.
Optimal sind 18–24 °C, Wassermelonen halten sogar bis zu 35 °C aus. Da machen andere Pflanzen schon schlapp … Unter 12 °C läuft bei den Melonen allerdings gar nichts mehr. Sonne können wir den Melonen nicht immer liefern, dafür jedoch die Wärme. Unter einem Frühbeetaufsatz, einem Folientunnel oder in einem Gewächshaus haben es die Pflanzen kuschelig warm und bekommen in regnerischen Jahren nicht laufend eine kalte Dusche. Das mögen die Melonen gar nicht und bekommen schnell Blattfleckenpilze, oder die Früchte platzen. Auch ein Mistbeet, das im Frühjahr zusätzliche Wärme abgibt, macht viel aus. In Anbauversuchen in Bamberg hat man gute Erfahrungen mit schwarzer Mulchfolie gemacht. Sie sorgt dafür, dass sich der Boden erwärmt, und unterdrückt gleichzeitig Unkrautwuchs. Strohmulch dagegen, wie man ihn auch bei Gurken und Kürbissen einsetzt, ist nicht gut geeignet. Er lässt die Sonnenwärme nicht durch, der Boden bleibt länger kalt, und die Pflanzen wachsen deutlich langsamer.
Bei mir haben die Melonen einen Platz im Hochbeet. Ausgepflanzt habe ich die Setzlinge schon Mitte Mai, aber unter einen Frühbeetaufsatz, damit Spätfröste ihnen nicht schaden. Wer ohne diesen Schutz Melonen anbauen möchte, wartet besser bis Anfang Juni. Wasser- und Zuckermelonen sind Kürbisgewächse und ähneln in Wuchs und Pflege Gurken und Kürbissen. Da bewegt man sich auf bekanntem Terrain. Die Starkzehrer brauchen einen mit Dünger vorbereiteten Boden und Düngernachschub im Sommer, im Zweifel auch mehrmals, wenn sich die Blätter wegen Stickstoffmangel gelb färben. Sobald sich die Früchte entwickeln, brauchen die Pflanzen regelmäßig Wasser, bis die sortentypische Fruchtgröße erreicht ist. Danach kann zu gut gemeintes Wässern die Früchte platzen lassen. Aber: Kaltes Wasser mögen Melonen überhaupt nicht, noch weniger auf den Blättern. Also gießt man die wärmeliebenden Pflanzen am besten in den Wurzelbereich. Wassermelonen sind in allem etwas genügsamer als die Zuckermelonen: Sie kommen mit weniger Dünger und weniger Wasser aus.
Damit ein reicher Fruchtansatz auch gut und makellos zur Reife kommt, gibt es ein paar Tricks: Früchte an Rankgittern werden mit Netzen oder Jutestoff hochgebunden, damit die Stiele und Ranken unter dem Gewicht nicht knicken oder brechen – und so die Wasser- und Nährstoffzufuhr unterbrochen wird. Wichtig: Der Stoff sollte wasserdurchlässig sein und schnell trocknen. Wachsen Melonen am Boden, können die Früchte auf Melonenhaltern aus Kunststoff, auf Brettern oder auf Stroh gebettet und so vor Fäulnis geschützt werden.
Melonen haben noch mehr mit Kürbis und Co. gemeinsam: Es gibt männliche und weibliche Blüten. Bei Zuckermelonen kann man etwas nachhelfen, damit sich weibliche Blüten entwickeln, indem man die Jungpflanzen nach dem fünften Blatt kappt. So bilden sich schon frühzeitig Seitentriebe. Bei Wassermelonen ist diese Nachhilfe nicht nötig. Hier kürzt man die Triebe wie bei Kürbissen, wenn sie den ihnen zugedachten Platz verlassen und die anderen Beetbewohner überwachsen wollen. Sollte allerdings nach zwei Metern Trieb immer noch keine weibliche Blüte erschienen sein, kann man das Seitentriebwachstum fördern, indem man die Spitze einkürzt.
Wie bei Kürbis und Co. tragen die weiblichen Melonenblüten schon die kleine Frucht. Sie erscheinen bei beiden Arten eher an den Seitentrieben und ungefähr 10 bis 14 Tage nach den ersten männlichen Blüten. Insekten bestäuben die Blüten, doch um auf Nummer sicher zu gehen, kann man morgens den Pollen der männlichen Blüten mit einem Pinsel auf die weiblichen Blüten übertragen.
Und wie erkennt man, wann Melonen reif sind? Das ist manchmal gar nicht so einfach, und bei den ersten eigenen Melonen kann man auch mal danebenliegen. Aber je mehr Melonen man erntet, desto sicherer wird man. Haben die Früchte die sortentypische Größe erreicht, also etwa handball- bis fußballgroß, kann man nach den Reifezeichen Ausschau halten. Wassermelonen haben einen gelben Fleck, wo die Früchte aufliegen, und wenn man anklopft, klingen sie hohl – wie man es auch vom Markt kennt. Bei Zuckermelonen sind die äußeren Zeichen nicht so eindeutig. Bei einigen erkennt man den optimalen Erntezeitpunkt am intensiveren Duft, bei anderen an einem Riss rund um den Stiel. Doch wenn es so ein Jahrhundertsommer wie 2018 gibt, kann man beim Ernten nur nach Gefühl gehen, denn alle Rechnerei mit Tagen bis zur Reife wird auf den Kopf gestellt: Da kann es passieren, dass die ersten Früchte schon im Juli überreif sind …
Melonen sind allemal einen Versuch wert, auch wenn man zur Pflanzzeit Ende Mai und erst recht zur Aussaatzeit im April noch nicht weiß, ob es ein warmer, trockener Melonensommer wird. Lassen Sie sich im Gartencenter nicht von den großfrüchtigen Sorten verführen, sondern setzen Sie lieber auf die kleinen Sorten wie ‘Charentais’, ‘Melba’ und ‘Sugar Baby’. Die reifen schneller und sind spätestens im August erntereif. NATALIE FASSMANN
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