Sobald die Tage wieder kurz und dunkel werden und Weihnachten in greifbare Nähe rückt, sieht man ihn in den Fenstern leuchten – die Rede ist vom Schwibbogen. Dank seiner strahlenden Lichter vermittelt er in der Adventszeit Wärme und Gemütlichkeit. Doch wo liegt eigentlich der Ursprung dieser aufwändig verzierten Bögen? Und wie wurden sie zu einer beliebten Weihnachtsdekoration? Wir gehen dem Schwibbogen auf den Grund.
Genau wie anderes traditionelles Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge, z. B. die beliebten Weihnachtspyramiden und Leuchterfiguren, entwickelte sich auch der Schwibbogen zu einem Symbol für Weihnachten. Seinen Namen können sich die meisten von uns jedoch nur schwer herleiten, denn er stammt aus der Architektur, wo ein Schwib- oder auch Schwebebogen ein Bauteil benennt. Diese Bauteile sind Bögen und tragen diese Bezeichnung, da sie zwischen Häusern oder Mauern zu schweben scheinen.
Hierzulande werden Schwibbögen meist als traditionelle Volkskunst in der Adventszeit und an Weihnachten aufgestellt. Die behagliche Beleuchtung besteht aus Wachskerzen oder auch aus elektrischen Lichtern. Die Bögen weisen meist aufwendige szenische Verzierungen auf, die mit den verschiedensten Motiven bestückt sind.
Es gibt kleinere Schwibbögen zum Aufstellen, aber auch die bereits erwähnten großen Schwebebögen im Außenbereich. Sie sind architektonische Bindeglieder zwischen Gebäuden oder Mauern. Am Eingang des Dresdner Striezelmarkts ist traditionell z. B. auch ein großer Schwibbogen (Bild oben) zu sehen. Dieser verziert allerdings ein Büdchen auf dem Markt.
Wo wurde der Schwibbogen erfunden? Die Geschichte des Schwibbogens begann im Erzgebirge des 18. Jahrhunderts – der älteste Bogen, von dem man weiß, stammt bereits aus dem Jahr 1740. Allerdings ging man bis 2003 noch davon aus, dass dieser Bogen im Jahr 1829 gefertigt wurde. Als dann 2003 eine Replik des Schwibbogens in Auftrag gegeben wurde, entdeckte der zuständige Restaurator unter der Bemalung eine weitere Farbschicht mit der Jahreszahl 1740. Zuvor hatte ein Johanngeorgenstädter Schwibbogen mit der Jahreszahl 1778 als ältester erhaltener Schwibbogen gegolten. Kulturinteressierte können ihn im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg begutachten.
Der Ursprung des Schwibbogens hat übrigens nicht direkt etwas mit Weihnachten zu tun. Neben einer christlichen Symbolik auf sehr frühen Bögen, waren später auch Bildthemen zu finden, die das Erwerbsleben der Landbevölkerung darstellten. Ein bekanntes Motiv sind etwa zwei Bergleute, ein Schnitzer und eine Klöpplerin.
Inspirierend für die Bogenform mit den aufgesetzten Kerzen könnten die brennenden Grubenlampen der Bergarbeiter gewesen sein, die oft im Halbkreis am Stolleneingang aufgehängt wurden. Licht war für die Minenarbeiter der Region in den Wintermonaten rar, da sie oft vor Sonnenaufgang mit der Arbeit anfingen und erst nach Sonnenuntergang wieder heimkehrten.
Eine andere Überlieferung lehnt an diese an und beschreibt den Schwibbogen ebenfalls als Sehnsuchtssymbol der Bergleute nach Licht. Der Bogen steht dabei jedoch für den Himmelsbogen, während die aufgesetzten Lichter das Tageslicht symbolisieren, nach dem die Arbeiter eine so große Sehnsucht hegten.
Eine Ausstellung im Jahr 1937 in Schwarzenberg, die den Lichterbogen als etwas Charakteristisches für das Erzgebirge präsentierte, verhalf dem Schwibbogen dann wohl zu seiner heutigen Beliebtheit. Kommerzielle Anbieter kamen hinzu, und die Vielfalt der Motive vergrößerte sich zunehmend.
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Auch von der traditionellen, halbrunden Form gab es ab den 1990er-Jahren vermehrt Abweichungen. Heutzutage stehen besonders weihnachtliche oder winterliche Darstellungen hoch im Kurs – aber auch saisonunabhängige Naturmotive sind zu haben. Inzwischen gibt es Schwibbögen in allen möglichen Farben, Formen und Materialien – und natürlich auch mit moderner Beleuchtung.
Über die Jahrhunderte entwickelten sich sowohl die Verzierungen der Schwibbögen weiter als auch die verwendeten Materialien. Während die ursprünglichen Objekte fast ausschließlich aus Metall geschmiedet worden waren, gesellten sich im 20. Jahrhundert auch Bögen aus Holz dazu, deren Verzierungen noch filigraner anmuten.
Trotz der vielen Veränderungen, die der Schwibbogen über die ganzen Jahre mitgemacht hat, ist seine Tradition im Erzgebirge ungebrochen. Dort werden bis heute in Handarbeit Schwibbögen aus Metall oder Holz gefertigt und in alle Welt exportiert.
Konnten wir Ihr Wissen über Schwibbögen erweitern? Falls Sie noch mehr Interesse an traditionellen Weihnachtssymbolen haben, finden Sie vielleicht Gefallen an unserem Artikel über Mistelzweige.
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