Schlehen mit Rauhreif. Foto: AdobeStock_Guntar Feldmann

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Köstliches Winterobst: Lohnenswerte Ernte in der kalten Jahreszeit

Dr. Natalie Faßmann
Chefredakteurin, Fachredakteurin, Ressorts Küchengarten, Gestaltung & Pflanzenschutz

Haben Sie nicht auch schon wieder Lust aufs Ernten? Mit etwas Glück hängen vielleicht noch Schlehen, Mispeln, Mehlbeeren oder andere Winterobstarten an den Bäumen, die darauf warten, von Ihnen entdeckt und verarbeitet zu werden.

Wo findet sich Winterobst?

Die Apfel- und Quittensaison ist im Spätwinter schon längst vorbei – mit viel Schälerei, Kocherei und unzähligen Gläsern mit Apfelmus, Gelee und Konfitüre. Viel Arbeit war es zwar, aber Spaß macht es trotzdem immer wieder. Und nun kribbelt es schon wieder in den Fingern, doch der Garten schlummert noch im Kälteschlaf. Wer jetzt jedoch genau hinschaut, findet im Garten noch so einiges Winterobst.

Schlehen: Essbare Steinfrüchte zwischen langen Dornen

Zwischen den kahlen, dornigen Zweigen hängen blau bereifte Früchte. Schnee und Frost gab es auch schon, die die etwas bitteren Früchte milder schmecken lassen. Im Garten kann man Schlehen ernten, ohne erst nach ihnen suchen zu müssen. Schlehen sind pflegeleicht und bodentolerant. Sie gedeihen auf trockenen, mageren Böden ebenso wie auf feuchten, nährstoffreichen.

Schlehen im Schnee. Foto: AdobeStock_EXTREMFOTOS

Sich eine Schlehe in den Garten zu holen, ist allerdings ein waghalsiges Unternehmen, besonders wenn es ein kleiner Garten ist. Die Wildsträucher breiten sich mithilfe ihrer Wurzelausläufer aus. Darum entstehen diese Dickichte, die in großen, naturnahen Gärten als Grenze höchst willkommen sind. Denn in den dornigen Sträuchern finden Vögel, Insekten und kleine Säuger Unterschlupf und Nahrung. Man findet Schlehen in der Natur an sonnigen Waldrändern und Böschungen, meist als dichtes Gebüsch. Im März und April erkennt man sie an den schneeweißen Blütenwolken. Haben die Zweige dann noch imposante Dornen, sind es mit Sicherheit Schlehen.

Tipp: Prägen Sie sich den Ort gut ein – und kommen Sie im Winter wieder her, um zu ernten. Man kann die Früchte auch schon vor dem Frost sammeln. Sie sollten dann aber für 48 Stunden in der Tiefkühltruhe lagern, bevor Sie sie weiterverarbeiten.

Mispel: Ein altes Winterobst

Eine Mispel reicht für mehrere Haushalte und bietet reichlich Ernte. Diese in Vergessenheit geratene Obstart ist sehr robust, macht wenig Arbeit und braucht ein sonniges bis halbschattiges, windgeschütztes Plätzchen. Der Boden sollte tiefgründig und nährstoffreich sein. Die Bäume wachsen langsam und werden etwa zwei bis fünf Meter hoch. Im Frühling beeindrucken die ziemlich großen, weißen Blüten.

Vor der Ernte brauchen die Früchte unbedingt Frost. Der macht sie weich und aromatisch. Normalerweise lässt man die Früchte deshalb bis in den Winter am Baum hängen. Wer nicht die Geduld hat, kann die Früchte auch schon ab November ernten und für zwei bis drei Wochen kühl lagern. Sie reifen dann nach. Von einem ausgewachsenen Baum erntet man bis zu 30 Kilogramm. Aus den Mispeln kann man all das machen, was man auch aus Äpfeln und Quitten bereiten würde: außer Gelee auch Kompott, Mus oder einen Aufgesetzten. Am leckersten ist allerdings immer noch das Gelee.

MIspel mit Raureif. Foto: AdobeStock_antje.rotpunkt

Weitere Winterobstarten

Ein eher seltenes Gehölz ist die Schneebirne (Pyrus nivalis). Sie gilt als Ahne unserer heutigen Kulturbirnen. Die Schneebirne ist eine Wildbirne, gedeiht in warmen Lagen und verträgt Trockenheit. Sie punktet mit weißen Blüten im Frühling und roter Laubfärbung im Herbst. Die runden, harten Früchte von Pyrus nivalis werden durch Frost weich und sehr süß. Man macht aus ihnen vor allem Wein und Schnaps.

Die roten Früchte der Mehlbeere (Sorbus aria) sind schon im Oktober reif, besser schmecken sie allerdings, wenn sie Frost abbekommen haben. Ihre Früchte sind etwas größer als die der nahe verwandten Eberesche (Sorbus aucuparia), der auch manchmal nachgesagt wird, dass ihre Früchte nach Frosteinwirkung weniger bitter sind. Man kann dieses Winterobst zwar auch roh essen, meist wird es jedoch mit Äpfeln, Birnen und Quitten zu Konfitüre oder Mus verarbeitet. Mehlbeeren können bis zu 15 Meter hoch werden.

Erstaunlich, wie viel es im Winter noch zu ernten gibt. Lassen Sie ein paar Wildfrüchte den Singvögeln übrig. Die freuen sich auch über die vitaminreiche Kost.

Es gibt noch ein paar andere Wildobstgehölze, deren Früchte entweder erst nach dem Frost genießbar sind oder sehr lange an den Ästen haften. Bis tief in den Winter bleiben die Früchte der Hunds-Rose (Rosa canina) und der Berberitzen (Berberis vulgaris und B. koreana) hängen. Hagebutten und Berberitzen können getrocknet oder mit Äpfeln zu Konfitüre oder Mus verarbeitet werden.

Rezepte mit Winterobst

Mispelgelee

  • 1 kg Mispeln vierteln und mit Wasser bedeckt mit 2 EL Zitronensaft köcheln lassen, bis die Früchte sehr weich und breiig sind.
  • Der heiße Fruchtbrei wird durch ein feuchtes Safttuch gegossen. Bis der Saft komplett durchgelaufen ist, dauert es etwa zwölf Stunden.
  • Für das klassische Gelee misst man pro 500 ml Saft 225 g Zucker ab. Beides gibt man mit 2 EL Zitronensaft und den Zesten einer Bio-Zitrone in einen Topf.
  • Aufkochen und weitere 15 min unter Rühren köcheln. Dann eine Gelierprobe machen und eventuell noch einmal 10 bis 15 min weiterköcheln.
  • Fertiges Gelee heiß in Gläser füllen. Für die schnellere Variante wird Gelierzucker verwendet.
Mispelgelee schmeckt herrlich auf frischen Brötchen.  GartenFlora/Sabine Rübensaat

Konfekt aus Mispelmus

  • 500 g Mispeln und 50 ml Apfelsaft werden in einem Topf so lange erhitzt, bis die Früchte weich sind.
  • Dann streicht man die Fruchtmasse durch ein Sieb oder gibt sie in die Flotte Lotte. Das gewonnene Mus wiegt man ab und gibt dieselbe Menge Zucker hinzu.
  • Die Masse in einem großen Topf bei mittlerer Hitze etwa eine Stunde lang einkochen, bis es dicklich ist.
  • Dann auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech etwa 1 cm hoch ausstreichen und an einem warmen Ort drei bis vier Tage trocknen.
  • Nun wird das Mispelkonfekt in Würfel oder Rauten geschnitten, in Zucker gewälzt und noch einmal für ein bis zwei Tage getrocknet.

Schlehenlikör auf Gin-Basis

  • Wählen Sie einen Dry Gin oder London Dry Gin und mischen ihn 1:1 mit Schlehen.
  • Pro Liter Gin gibt man noch 100 g Zucker dazu, am besten passt Kandiszucker.
  • Der Ansatz wird etwa acht Wochen lang dunkel aufgestellt und ab und an geschüttelt. Dann seiht man ihn ab und lässt ihn noch drei Wochen ziehen.
  • Den „Sloe Gin“ (von engl. sloe = Schlehe) trinkt man pur oder auf Eis.