Ein Naturgarten im Herbst bedeutet nicht schiere Wildnis und Müßiggang: Die sehr wohl nötige Gartenpflege wird aber dem Rhythmus der Natur angepasst. Insekten, Vögeln, Igeln und Co. tun Sie damit etwas Gutes – schließlich erweisen uns die kleinen Helfer in der nächsten Saison auch wieder nützliche Dienste. Die Pflege eines Naturgartens im Herbst ist überschaubar, denn abgeblühte Stängel, Totholz und Laubhaufen sind im Winter Nahrungsquelle und Unterschlupf für viele Tierarten.
Eine Laubschicht unter Hecken bietet Insekten und Kleintieren Unterschlupf und schützt den Boden vor Frost. Im Mulm der langsam verrottenden Laubschicht leben unzählige Asseln, Käfer und Würmer. Die Insektenfresser unter den Vögeln gewinnen proteinreiche Nahrung von den zahlreichen Insekten in der Laubstreu. Aber auch Amphibien, Reptilien und Igel finden im Laubhaufen Schutz vor der Kälte. Dieser lässt sich durch zusammengetragenes Laub im Herbst einfach an einer geschützten Stelle im Naturgarten anlegen. Auf Rasenflächen sehr dichte Laubschichten wegräumen, da hier das Gras verpilzen und absterben könnte. Mit einem Laubrechen geht die Arbeit schnell und präzise von der Hand, sie hat sogar etwas Meditatives. Laubbläser und Laubsauger sollten in keinem Garten eingesetzt werden, denn sie gefährden Kleinstlebewesen, und sie schaden der gesamten Bodenökologie. Nicht nur die Umwelt, auch Ihre Nachbarn danken es Ihnen – Laubbläser sind nicht nur laut, sondern belasten zudem die Luft mit Abgasen.
Lassen Sie sich einfach mal verzaubern! Im Altweibersommer bieten sie eine Bühne für Spinnennetze, die uns mit glitzernden Tautropfen in der Morgensonne erfreuen. Und im Winter, vom Raureif überzogen, sehen sie wunderschön aus. Halten Sie die Gartenschere im Zaum und lassen in Ihrem Naturgarten im Herbst so viel wie möglich stehen, auch wenn die Beete dann nicht so ordentlich aussehen. Im Winter, wenn das Nahrungsangebot knapp wird, suchen Vögel zwischen Verblühtem nach Insekten, und trockene Samenstände werden zu einer wertvollen Nahrungsquelle. „Nützlinge“ überwintern gerne in hohlen Pflanzenstängeln, und für die winzig kleinen Wildbienen sind sie eine Kinderstube, die erst im nächsten Frühling verlassen wird. Belassen Sie daher die Samenstände möglichst bis zum Frühling.
Die stachligen Tierchen machen sich jetzt auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Die futterlose Zeit von November bis März überbrücken Igel im Winterschlaf. In diesem Zeitraum läuft ihr Körper auf Sparflamme. Ein Ast-Laub-Haufen ist ein natürlicher Unterschlupf für Igel, und eine ruhige und schattige Lage verhindert, dass er vorzeitig aus dem Winterschlaf erwacht. Auch andere Tiere wie Insekten, Würmer und Blindschleichen verkriechen sich dort gerne. Lassen Sie daher im Herbst einen Laubhaufen in Ihrem Naturgarten liegen oder stellen ein geeignetes Häuschen auf.
Der Herbst ist die beste Zeit, um im Naturgarten wurzelnackte Sträucher im noch frostfreien Boden zu pflanzen. Ob als Solitär, Heckenpflanze, in die Höhe kletternd oder als flache Bodendecker – für jede Gartensituation gibt es passende Gehölze. Achten Sie auf eine ausgewogene Mischung der unterschiedlichen Blühmonate und helfen so Insekten, zu allen Jahreszeiten reichlich Nahrung zu finden. Auch Stauden lassen sich jetzt noch gut pflanzen. Wer gerne aussät, beachte, dass einige Pflanzen wie Iris, Eisenhut, Phlox, Glockenblumen und Mohn zu den Kaltkeimern gehören und den Kältereiz brauchen, um keimhemmende Stoffe abzubauen. Säen Sie diese in einen Topf und stellen ihn an eine geschützte Stelle nach draußen.
Wer im Herbst noch Zwiebelblumen wie Schneeglöckchen, Tulpen, Blausterne, Hyazinthen, Krokusse oder Winterlinge ins Staudenbeet des eigenen Naturgartens steckt, kann sich im Frühling an den bunten Farbtupfern erfreuen. Setzen Sie Blumenzwiebeln doppelt so tief, wie sie hoch sind. Die fröhlich bunten Blüten lassen nach den grauen Wintertagen das Herz aufgehen, und die ersten Hummeln, Bienen und Schmetterlinge finden in den Blüten die so wichtige erste Nahrung im Jahr.
Ein Naturgarten hat auch Nutzflächen für den Gemüseanbau, und Sie können schon im Herbst den Boden für die nächste Saison optimal vorbereiten. Gründüngung lockert den Boden, und Pflanzen wie Winterwicken reichern ihn mit Stickstoff an, da sie mithilfe von Wurzelbakterien Luftstickstoff binden. Außerdem werden im Herbst die Restnährstoffe im Boden genutzt, die ansonsten ausgewaschen würden. Im Winter bedecken die Gründüngerpflanzen den sonst offenen Gartenboden. Im September und Oktober können noch Ölrettich, Phacelia, Winterraps, Winterroggen und Winterwicke ausgesät werden. Der winterharte Winterraps oder Ölrettich sollte aber nicht vor oder nach Kohlgewächsen auf die Fläche ausgesät werden. Ölrettich und Phacelia frieren auf dem Beet noch vor der Blüte ab. Im Frühling wird die Gründüngung vier Wochen vor der Aussaat flach eingearbeitet. Der Bienenfreund (Phacelia) gedeiht auf nahezu allen Böden, auch im Schatten.
Michaela Kitschke
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