Aus dem Mittelmeerraum gelangte der Borretsch vermutlich etwa zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert nach Zentraleuropa. Zunächst in Spanien und Frankreich, später auch in Deutschland, kultivierte man die Gewürzpflanze in Bauern- und Klostergärten. Später legte der Borretsch den Status als Kulturpflanze ab und trat seine Reise fernab der Grenzen des Gartens an. Wildwachsend ist er auf Wiesen und Kulturbrachen zu entdecken. Erfahren Sie alles über Verwendung, Pflanzung und Pflege.
Bis zu 70 Zentimeter erreicht der einjährige Borretsch (Borago officinalis), auch Gurkenkraut genannt, in der Wuchshöhe. Seine Stängel und Blätter sind von feinen, weißen Borsten besetzt, was typisch für die Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) ist. Magisch glitzern die Härchen in der Sonne und schützen die delikaten Pflanzen zudem vor Umwelteinflüssen. Unter den starren Borsten trägt der Borretsch ein sattes Dunkelgrün.
Seltenes Blau
Lediglich um die 7 % aller Blütenpflanzen bringen Blütenfarben hervor, die wir als Blau wahrnehmen. Für die Pflanzen bedeutet das Herstellen des blauen Farbstoffs einen vergleichsweise hohen Energieaufwand. Allerdings verschaffen sich viele dadurch einen Vorteil im Wettbewerb um bestäubende Insekten. Bienen nehmen die Farbtöne besonders intensiv wahr.
Während sich die eiförmigen Blätter noch eher unscheinbar geben, beginnt spätestens ab Juni ein Blütenfest am Gurkenkraut, das in zartem Rosa einsetzt und schließlich strahlend blau aufleuchtet. Dass Malerei und Dichtkunst der Romantik in der »Blauen Blume« Sehnsucht und Unendlichkeit verkörpert sahen, scheint beim zauberhaften Anblick von Borago officinalis nicht mehr verwunderlich.
In üppigen Büscheln stehen die sternförmigen Blüten dicht gedrängt und neigen sich leicht gen Erdboden. Je näher man ihnen kommt, desto besonderer wirkt das farbliche Zusammenspiel der Blütenblätter und Blütenorgane.
Aufgrund seines gurkenähnlichen Aromas der enthaltenen ätherischen Öle hat der Borretsch auch den Namen Gurkenkraut. Besonders gut passt das Würzkraut darum zu (Gurken-)Salaten, Quark oder Soßen. Auch als Heilpflanze findet der Borretsch seit dem Mittelalter Verwendung. Aus seinen Samen wird beispielsweise Öl gewonnen, das entzündungshemmend wirken soll.
Ist Borretsch giftig?
Etwas Vorsicht ist aufgrund der in den Borretsch-Blättern enthaltenen Giftstoffe, bestimmten Alkaloiden, geboten. Unbedenklich ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung der gelegentliche Verzehr von bis zu drei Gramm pro Tag. Kleinen Kindern, Schwangeren und Stillenden ist davon hingegen eher abzuraten. Blüten und Samen enthalten weniger bis gar keine der Stoffe.
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Ab Mitte April können Sie Borretsch ganz unkompliziert direkt ins Beet säen. Vorgezogene Pflanzen dürfen ab Mitte Mai ebenfalls ins Freiland. Wählen Sie für den Borretsch einen windgeschützten, sonnigen Standort. Der Gartenboden sollte zudem durchlässig und leicht kalkhaltig sein – ein pH-Wert von 6,5 bis 7,5 ist empfehlenswert, Borretsch ist aber wenig wählerisch.
Wenn Sie in Reihen säen, sollten Sie einen Pflanzabstand von 25 bis 30 Zentimeter sowie einen Reihenabstand von etwa 40 Zentimetern wahren. Da Gurkenkraut zu den Dunkelkeimern zählt, müssen die Samen ein bis zwei Zentimeter tief in den Boden gedrückt werden. Halten Sie das Saatgut besonders in den ersten zwei Wochen, aber auch danach, ausreichend feucht, bis es gekeimt ist. Einmal angepflanzt, sät sich Borago officinalis meist selbst wieder aus.
Im Gemüsebeet verträgt er sich mitunter gut mit Salaten, Kohl, Tomate, Kohlrabi, Zucchini, Erdbeeren und – natürlich – Gurken. Auch im Kräuterbeet ist Borretsch ein verlässlicher Pflanzpartner, ganz besonders für Dill, Majoran, Petersilie und Kerbel.
Auch im Topf können Sie Borretsch auf Balkon oder Terrasse anpflanzen. Vorteilhaft sind tiefe Pflanzgefäße, in welchen die mitunter langen Pfahlwurzeln der Pflanzen ausreichend Platz finden. Damit keine Staunässe entstehen kann, sind lockernde Substratzusätze wie Quarzsand oder Perlite ratsam.
Für die Freilandkultur genügt eine Düngung jährlich mit ausgereiftem Kompost. Im Topf steht den Pflanzen weniger Bodenvolumen zur Verfügung, weshalb regelmäßigere Düngergaben mit kleineren Mengen vorzuziehen sind – beispielsweise mit organischem Kräuterdünger. Borretsch ist zwar sehr robust und pflegeleicht, die Wasserversorgung sollte allerdings stimmen. Im Freiland wie im Topf sollte die Erde außerdem nie vollständig austrocknen. Gießen Sie je nach Bedarf und dabei vermehrt in den heißen Sommermonaten.
Tipp: Krankheiten zeigen sich selten am Gurkenkraut. Pilzbefall (z.B. Echter Mehltau) kann durch einen ausreichenden Pflanzabstand gut vorgebeugt werden.
Etwa Mai lassen sich junge Blätter ernten, indem man sie mit einem scharfen Messer abtrennt. Die Ernte ist aber prinzipiell das ganze Jahr über möglich. Verarbeiten Sie die Blätter zeitnah und frisch, da sie sonst schnell welken. Auch die Blüten kann man ernten und verzehren, sie schmecken leicht süßlich, können aber auch als reine Dekoration auf dem Teller landen.
Achtung: Im Jungpflanzenstadium kann Verwechslungsgefahr bei Borretsch und dem hochgiftigen Fingerhut liegen, da sich die Blätter der beiden Pflanzen ähneln. Die Blätter des Borretsch sind gestielt, die des Fingerhutes stattdessen grundständig. Bei Unsicherheit sollten Sie auf die Ernte verzichten.
Verzehrt werden können kleine Mengen roh oder schonend gekocht. Der frischsäuerliche Geschmack schmeckt gut im Salat oder kleingehackt in Quark, Tzaziki oder anderen Dips. Eingelegt in Essig hält sich das Aroma länger.
Es lohnt sich nicht nur aufgrund seines schönen Anblicks, Borretsch im eigenen Garten anzupflanzen. Das aromatische Kraut ist die ideale Ergänzung fürs Gemüsebeet, die Kräuterspirale oder eine insektenfreundliche Blumenwiese.
Nicht nur werden Bienen und andere Bestäuber besonders stark von der blauen Blütenfarbe angezogen, sie werden auch reich belohnt: Pollen und ungewöhnlich große Nektarmengen erwarten sie. Nach Fruchtreife tragen auch Ameisen zur Verbreitung des Borretschs bei, indem sie die kleinen Nüsschen mit den Samen sammeln und weitertragen.
Für eine Bienenweide im Garten ist das Gurkenkraut eine hervorragende – wenn nicht sogar die beste – Wahl. Manchmal setzt er bereits im Mai die ersten Blüten an und bis etwa Ende August hält die Pflanze ein üppiges Insektenmahl bereit.
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