Braunkehlchen sind zwar eher unscheinbare Vögel, die Langstreckenflieger leisten aber Großes: Jedes Jahr machen sie sich von ihrem Winterquartier südlich der Sahara auf den Weg und kehren im April zum Brüten zurück nach Europa. Dort haben die gefährdeten Braunkehlchen nur wenige Monate, um ihren Nachwuchs durchzubringen.
Braunkehlchen – voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Wer das Braunkehlchen im eigenen Garten entdecken möchte, der kann ab April Glück haben. Denn dann kehren die Vögel aus ihrem Winterquartier südlich der Sahara zurück nach Europa. Sie haben zu der Zeit über 5.000 Kilometer Flugstrecke hinter sich gebracht.
Der Vogel ist zwar nur zwölf bis 14 Zentimeter groß, gerade das Männchen platziert sich auf der Suche nach einer Partnerin aber immer recht präsent im Garten. Gut eignen sich als sogenannte erhöhte Sitzwarten beispielsweise:
Dort nimmt das Männchen platz und stößt seine Lockrufe aus, die die Weibchen erreichen sollen. Den Braunkehlchen-Gesang beschreibt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) als einen Ton, der ähnlich klingt wie „djüt“. Daran schließt sich ein schnalzender Warnruf mit „zkzkzk“-Lauten an. Markiert der Vogel sein Revier, stößt er gepresst klingende Laute hervor, die er durch flötende Geräusche ergänzt.
Am Bauch ist das Gefieder des Männchens weißlich und wird dann an der Kehle rahmfarben. Das Gefieder auf der Oberseite des Vogels ist bräunlich gehalten, aber durchzogen von weißen und schwarzen Flecken und Sprenkeln. Besonderes Merkmal des Braunkehlchens ist ein weißer Streifen oberhalb seiner Augen. Den behält der Vogel sein Leben lang. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen insofern, als dass sein Gefieder im Ganzen heller ist.
Vorgärten dienen oft nur praktischen Zwecken. Wir möchten das ändern und zeigen im GartenFlora SPEZIAL, wie abwechslungsreiche Gestaltung gelingt.
Erfahren Sie von ambitionierten Hobbygärtnern und renommierten Planern, wie sie schwierige Gegebenheiten in ästhetische und funktionale Vorgärten verwandelt haben. Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie Ihren Vorgarten zu einem grünen Paradies!
Das Braunkehlchen verweilt nur von April bis August bei uns, dann tritt es seinen Rückflug in den warmen Süden nach Afrika an. Anders als vielleicht erwartet, fliegt das Braunkehlchen nachts. Tagsüber ist es mit der Suche nach Futter und Ausruhen beschäftigt.
Die wenigen Wochen, die er hierzulande verbringt, bedeuten für den Vogel Paarungszeit. Dafür brütet das Weibchen am liebsten in einem versteckten Braunkehlchen-Nest am Boden. Der natürliche Lebensraum des Vogels sind dementsprechend Wiesen oder Gräben, Brachflächen, Raine wie beispielsweise Feldränder oder Moore und Heiden.
Nahrung: In diesen Bereichen findet der Vogel auch besonders viele Insekten, von denen er sich hauptsächlich ernährt. Spinnentiere, Schnecken und Würmer verschmäht er ebenfalls nicht. Im Herbst kommen auch schon mal Beeren und Früchte dazu.
Die Lebensräume Moore und Heiden sind mit der Zeit aus der Not heraus entstanden. Immer häufiger müssen Wiesen und Weiden menschlichen Zwecken dienen und stehen so als Lebensort nicht mehr für die Vögel zur Verfügung. Wiesen werden häufiger pro Jahr gemäht, sodass dort Nester zerstört werden oder gar nicht erst entstehen. Brachflächen versiegelt der Mensch immer häufiger, sodass auch dieser Ort als Nestplatz wegfällt. Das und andere Faktoren haben in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt, dass der Bestand des Braunkehlchens stark zurückgegangen ist.
Das stille Verschwinden der Braunkehlchen
Seit Jahrzehnten lassen sich immer weniger Brutpaare in Deutschland finden. Der Bayerische Landesverband für Umwelt hat beispielsweise eine bestimmte Region in Bayern regelmäßig auf den Braunkehlchen-Brutpaarbestand hin überprüft. Dabei hat er festgestellt, dass 2006 in diesem Bereich noch 200 Brutpaare mehr lebten als 2014/2015. Laut dem Naturschutzbund Deutschland leben in Deutschland zwischen 20.000 und 35.000 Brutpaare. Der Vogel steht mittlerweile in allen Ländern auf der Roten Liste, außer in Ungarn und Polen.
Ist ein geeigneter Platz für das Nest gefunden, legt das Weibchen meist sechs grünlich-blaue Braunkehlchen-Eier hinein. Es brütet die Eier elf bis 13 Tage aus, dann schlüpfen die Jungtiere. Nach etwa zwei Wochen verlassen die kleinen Vögel das Nest, können allerdings noch nicht fliegen. In dieser Zeit halten sie sich noch in der Nähe des Nestes auf. Katzen und andere Fressfeinde haben dann sehr leichtes Spiel, die Jungtiere sind in dieser Zeit am stärksten gefährdet.
Dieser Zustand hält jedoch nicht lange an, schon ein paar Tage später sind die Jungtiere in der Lage zu fliegen und sich selbst zu versorgen. Eine Zweitbrut ist bei diesen Vögeln möglich, laut dem Landesverbund für Vögel und Naturschutz aber selten. Braunkehlchen erreichen nur ein durchschnittliches Lebensalter von zwei Jahren – eine erfolgreiche Brut ist also entscheidend für das Fortbestehen des Vogels.
Braunkehlchen und Rotkehlchen gehören beide zur Familie der Fliegenschnäpper. Auch vom Bewegungsverhalten sind sich die Tiere ähnlich: Sie sitzen selten einfach ruhig da, häufig wippen sie mit dem Schwanz oder knicksen ihre Beine ein. Ansonsten lassen sich die beiden Vögel aber gut voneinander unterscheiden, denn das Gefieder ist bei Rotkehlchen deutlich sichtbar rot gefärbt, wohingegen das Braunkehlchen braune Federn trägt.
In diesem Jahr hat der NABU dem Braunkehlchen den Titel „Vogel des Jahres“ verliehen. Mit dieser Aktion hebt der NABU jedes Jahr einen anderen Vogel in den Vordergrund und klärt über ihn und seine Lebensweise auf. Das beinhaltet auch, dass verstärkt Schutzmaßnahmen für die bedrohte Vogelart vorangetrieben werden.
Wer mehr darüber lernen möchte, wie das Rotkehlchen in unseren Gärten lebt, kann das in diesem Artikel nachlesen: Rotkehlchen: Vogel mit unverkennbarem Gesang. Im Gegensatz zum Braunkehlchen ist das Rotkehlchen keine bedrohte Vogelart.
ANNA KATHARINA KÜSTERS
Das sind die Top-Themen: