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Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Pflanzenaufzucht durch Aussaat

Luisa Roth
Online-Redakteurin

Die Aussaat legt den Grundstein für so manch erfolgreiche Ernte oder blühende Pflanzenpracht. Doch nicht jeder Samen keimt gleich – je nach Pflanzenart ergeben sich Unterschiede. Trotzdem lassen sich einige grundlegende Prinzipien feststellen, die bei jeder Aussaat beachtet werden sollten. In diesem Beitrag erfahren Sie, was für diese Vermehrungsart wichtig ist.

Generative Vermehrung

Die Aussaat ist die Grundlage für die Pflanzenanzucht bis zum Jungpflanzenstadium. Wer also Gemüse, Kräuter oder Balkonblumen selbst vorziehen möchte, startet genau hier. Mit der Aussaat machen wir uns die generative Vermehrung der Pflanzen zunutze. Statt es dem Zufall zu überlassen, wo ein Samen landet und keimt, bereiten Gärtner*innen einen passenden Boden, sorgen für Wasser und genügend Licht. Aus jedem Samen wächst dann ein neues, einzigartiges Individuum. Schließlich steckt in jedem Samen eine individuelle genetische Mischung seiner beiden Pflanzenelternteile.

Ein Gemisch aus verschiedenen Wildblumensamen von oben fotografiert.
Die generative Vermehrung sorgt für genetische Vielfalt in der Pflanzenwelt. [Foto: AdobeStock_M. Schuppich]

Hierin besteht übrigens auch der entscheidende Unterschied zur vegetativen Vermehrung, bei der neue Pflanzen aus vegetativen Teilen einer Mutterpflanze entstehen, also genetische Klone sind. In der Natur passiert das zum Beispiel bei Pflanzen, die sich selbst durch Ausläufer ausbreiten. Aber auch Gärtner*innen nutzen diese Methode gezielt, beispielsweise indem sie Stecklinge oder Steckhölzer schneiden, die dann zu eigenständigen Pflanzen herangezogen werden.

Wann keimt ein Samen?

Damit ein Samen keimen kann, bedarf es einiger Grundvoraussetzungen: Wärme, Wasser, Sauerstoff und (gegebenenfalls) Licht. Während die Samen einiger Pflanzen gewissermaßen darauf ‚programmiert‘ sind, sofort zu keimen, sobald diese Bedingungen gegeben sind, gibt es aber auch solche, sich zunächst in einer Keimruhe befinden.

Die Keimruhe (auch Dormanz genannt) tritt bei Pflanzen auf, die sich gegen ungünstige Umweltbedingungen absichern müssen. Ihre Samen warten sozusagen auf bessere Zeiten. Die Keimruhe verhindert beispielsweise, dass sie nicht schon bei den letzten warmen Herbsttagen keimen, sondern erst im nächsten Frühjahr. Was genau zum Abbau der Keimruhe führt und wie lange sie andauert, ist je nach Pflanzenart verschieden. Den gezielten Abbau der Keimruhe nennt man Stratifikation.


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Stratifikation betrifft vor allem Pflanzen, die eine Winterkältephase benötigen. Für sogenannte Frostkeimer (beispielsweise das Adonisröschen oder der Enzian) gilt, dass sie eine längere Frostperiode erleben müssen, also schon im Herbst ausgesät werden sollten. Beachten Sie in jedem Fall die Angaben auf der Saatgutpackung.

Die richtige Aussaaterde

Nicht jede Erde eignet sich für die Aussaat. Spezielle Aussaaterde oder Anzuchterde ist besonders fein, nährstoffarm und locker, sodass die kleinen Keimlinge nicht mit hohem Widerstand oder überflüssigen Nährstoffen konfrontiert werden. Alles, was die Pflanzen zum Treiben benötigen, tragen die Samen ohnehin bereits in sich. Auch Kräutererde kann eine gute Basis sein.

Licht- oder Dunkelkeimer?

Samenpflanzen werden in Licht- und Dunkelkeimer unterschieden, da ihre Samen auf unterschiedliche Lichtspektren reagieren. Lichtkeimer benötigen kurze Lichtwellen, um austreiben zu können. Durch den Erdboden schaffen es diese Lichtwellen aber nicht. Bedeckt man das Saatgut solcher Pflanzen mit Substrat, wartet man also wahrscheinlich vergeblich.

Für die Dunkelkeimer wirkt das kurzwellige Licht dagegen keimhemmend. Die langwelligen Lichtstrahlen, welche den Erdboden auch bis zu mehreren Zentimetern durchdringen können, geben stattdessen den Startschuss für das Triebwachstum. Bei der Aussaat sollte man sie also mit Erde bedecken.

Mehrere Bohnensämlinge sprießen in einer Aussaatpalette. Die Pflanzen wurden von der Seite fotografiert. An den frischen Blättern der Keimlinge sind noch die Samen zu sehen, aus denen die Pflanzen gekeimt sind. Im Hintergrund sind verschwommen größere Sträucher zu sehen. [Foto: AdobeStock_elesco16]
Bohnen sind Dunkelkeimer. Nach etwa ein bis zwei Wochen heben sich die ersten Blättchen aus der Erde. [Foto: AdobeStock_elesco16]

Erkennen können Sie die Licht- beziehungsweise Dunkelkeimer übrigens meistens an der Größe des Saatguts. Lichtkeimer-Samen sind tendenziell klein und leicht, Dunkelkeimer eher etwas größer und schwerer. Im Zweifel hilft Ihnen aber auch hier der Blick auf das Samentütchen.

Licht- und Dunkelkeimer: Tipps zur Aussaat 

  • Bei Lichtkeimern legen Sie die Samen direkt auf das vorbereitete Substrat. Sollte die Gefahr bestehen, dass sie weggeweht werden, kann man sie (sehr sparsam) mit einer dünnen Substratschicht bedecken.
  • Für Dunkelkeimer gilt: Setzen Sie die Samen doppelt so tief ein, wie sie selbst hoch sind.

Aussaat: Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Ganz grundlegend gilt: Sobald ausreichend Licht und Wärme vorhanden sind, können die meisten Samen ins Rennen geschickt werden. Der ideale Zeitpunkt für die Aussaat ist dann erstmal davon abhängig, um welche Pflanzenart es sich handelt. Auch die Temperaturen, Lichtverhältnisse und der Aussaatort (also im Haus oder im Freien) spielen eine Rolle.

Aussaat – Junge grüne Pflänzchen wachsen in dunkler Erde, die in einer aufgeschnittenen Eierkarton-Verpackung eingepflanzt ist. Der Eierkarton steht in einer schwarzen Schale. Die Keimlinge besitzen dünne, gerade Stängel und jeweils zwei kleine Blättchen. [Foto: AdobeStock_Petra Schueller]
In einem recycelten Eierkarton wachsen die Samen platzsparend und umweltfreundlich. [Foto: AdobeStock_Petra Schueller]

Auf der Fensterbank oder im Gewächshaus können viele Pflanzen bereits ab Februar oder März ausgesät werden. Bei der Direktsaat im Freiland hängt es wiederum von der Winterhärte der jeweiligen Pflanze ab. Die Aussaat frostempfindlicher Pflanzen im Freien sollte erst nach den Eisheiligen erfolgen. Im Laufe des Sommers schließt sich dann bei den meisten Pflanzen das Zeitfenster, da irgendwann nicht mehr genügend Zeit bleibt, um vor dem Winter Blüten und Früchte auszubilden. Späte Gemüsesorten oder schnelle ein- und zweijährige Blumen lassen sich aber oft auch noch bis zum Herbst ausbringen.

Unser Aussaatkalender gibt Ihnen einen Überblick für die besten Zeitpunkte verschiedenster Nutz- und Zierpflanzen.

Aussaat: Schritt für Schritt

Aussaat – Gärtnerisches Equipment für die Aussaat liegt verstreut auf einem Holzboden, darunter Aussaatschalen aus Pappe (links oben), ein größerer Messingtopf (Mitte oben), eine Schale aus Messing (Mitte), in der zwei weiße Schälchen mit verschiedenen Samen stehen, ein kleines Papiertöpfchen mit Erde gefüllt, eine kleine Handpumpe zur manuellen Bewässerung sowie ein kleines Pflanzholz.
Töpfe, Substrat, einen feinen Aufsatz zum Bewässern, eventuell ein Pflanzholz und natürlich Saatgut: Viel mehr braucht es nicht für die Aussaat. [Foto: AdobeStock_knipseria]
  1. Vorbereitung: Befüllen Sie zunächst ein Anzuchtgefäß (zum Beispiel kleine Anzuchttöpfe oder Anzuchtschalen) locker mit geeigneter Aussaaterde. Biologisch abbaubare Anzuchttöpfchen (meist aus Zellulose) haben den Vorteil, dass die Pflanzen, sobald sie soweit sind, mitsamt ihres Töpfchens ins Beet gesetzt werden können. Das Material zersetzt sich dann einfach in der Erde.
  2. Samen platzieren: Verteilen Sie die Samen gleichmäßig und bedecken Sie sie gegebenenfalls mit Erde (je nachdem, ob Licht- oder Dunkelkeimer). Für größere Samen kann ein kleines Pflanzholz beim Vergraben des Saatguts hilfreich sein.
  3. Angießen: Gießen Sie Ihre Aussaat vorsichtig an. Bei kleinen Samen, die leicht wegschwemmen können, empfiehlt sich eine Sprühflasche zur Bewässerung.
  4. Feucht halten und lüften: Ihre Aussaat sollten Sie von nun an gleichmäßig feucht halten. Ein Deckel oder eine Folienabdeckung im Freien können unterstützend die Feuchtigkeit einschließen und für zusätzliche Wärme sorgen. Um Schimmelbildung zu vermeiden, muss aber auch regelmäßig gelüftet werden.
  5. Abhärten: Wenn sich die Samen zu kleinen Jungpflanzen entwickelt haben, wird es Zeit für einen größeren Topf – oder das Auspflanzen ins Freie. Haben Sie Ihre Pflanzen geschützt im Gewächshaus oder auf der Fensterbank vorgezogen, sollten Sie sie allerdings erst langsam an den rauen Wind und die kräftigen Sonnenstrahlen im Freien gewöhnen. Sie können dann beispielsweise zunächst die Töpfe für einige Tage tagsüber draußen platzieren – an einem geschützten und halbschattigen Ort – oder die Pflanzen in den ersten Nächten noch mit einem Vlies abdecken.

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