Sie ist einer der bekanntesten Naturdünger, obendrein ein wirkungsvolles Pflanzenschutzmittel und hilft auch gegen Schädlinge: Brennnesseljauche ist ein wahres Wundermittel im Garten. Man kann sie ganz einfach herstellen. Wir erklären, wie Sie Brennnesseljauche ansetzen und wie Sie sie verwenden können.
Für was genau ist Brennnesseljauche eigentlich gut und wo kommt sie zum Einsatz? Wer im Garten auf die Kraft der Natur setzen möchte, ist mit Brennnesseljauche immer gut beraten. Sie versorgt als Bio-Dünger sowohl Gemüse- und Zierpflanzen als auch Gehölze mit wichtigen Mineralien und Stickstoff. Darüber hinaus zeigt sie aber auch als Schädlingsbekämpfungsmittel Wirkung – und das ganz ohne Gift und Chemie. Kurzum: Um Ihren Pflanzen etwas Gutes zu tun, ist Brennnesseljauche die richtige Wahl.
Ist Brennnesseljauche in Deutschland verboten?
Brennnesseljauche ist in Deutschland nicht verboten, auch wenn im Netz häufig anderslautende Angaben kursieren. Diese sind schlichtweg falsch! Anders sieht es allerdings beispielsweise in Frankreich aus. Dort sind seit 2002 der Verkauf, seit 2006 auch der Besitz und der Einsatz von Brennnesseljauche verboten. Grundlage für das Verbot ist ein Gesetz, das verhindern soll, dass Pflanzenextrakte zur Wachstumsförderung und zum Pflanzenschutz nur zum Einsatz kommen sollen, wenn sie staatlich genehmigt wurden. Eine Marktzulassung erhalten solche Mittel nur, wenn sowohl die Wirksamkeit als auch die Bedenkenlosigkeit zuverlässig und wissenschaftlich belegt werden.
Eine Brennnesseljauche herzustellen und den begehrten Pflanzensaft zu gewinnen, ist nicht kompliziert. Der österreichische Journalist, Fernseh-Gärtner und Buchautor Karl Ploberger hat vor einigen Jahren in der GartenFlora verraten, wie Sie vorgehen müssen und was es zu beachten gilt. Wir haben hier das Rezept noch einmal zusammengefasst. Folgen Sie einfach der Anleitung Schritt für Schritt:
Brennnesseln finden sich überall dort, wo der Boden humus- und nährstoffreich ist. Hier lagern sie wertvolle Inhaltsstoffe wie Stickstoff, Kalium, Kalzium und Kieselsäure ein. Diese geben sie als Jauche wieder an andere Pflanzen ab. Für eine Brennnesseljauche ernten Sie die Pflanzen, bevor sie blühen oder Samen ausgebildet haben. Dabei empfehlen sich als Schutz derbe Lederhandschuhe mit hohen Schäften. Ansonsten kann die Bekanntschaft mit den wehrhaften Brennhaaren ziemlich unangenehm ausfallen!
Tipp: Brennnesseln vor der Weiterverarbeitung liegenlassen
Die Brennflüssigkeit der Brennnessel befindet sich im unteren, verdickten Teil der Brennhaare, die überwiegend auf der Blattoberseite und an den Stängeln sitzen. Sie beinhaltet unter anderem Ameisensäure und Histamin. Bei Berührung brechen die feinen Brennhaare und verursachen kleinste Verletzungen auf der Haut. Die Brennflüssigkeit dringt ein und verursacht die schmerzenden Irritationen. Werden Brennnesseln geerntet und beginnen langsam zu trocknen, verlieren die Brennhaare allerdings schon nach wenigen Stunden ihre brennende Eigenschaft.
Damit die Gärung rasch zustande kommt, zerkleinern Sie die Pflanzen in kleine Teilstücke. Je sorgfältiger Sie die Teile zerkleinern, desto schneller kommt die Brennnesseljauche in Gang.
Die kleingeschnittenen Pflanzenteile können Sie direkt ins Wasser geben. Zum Auffüllen nutzen Sie ein Holzfass (es geht auch Plastik) und Regenwasser. Für zehn Liter Wasser benötigen Sie etwa einen Kilo frische Brennnesseln.
Lagern Sie das Fass im Halbschatten, ohne es zunächst fest zu verschließen. Legen Sie den Deckel nur lose auf oder decken Sie das Fass stattdessen mit einem Netz ab. Je wärmer der Standort, desto rascher die Umsetzung.
Tipp: Kraut in ein Netz (z. B. eine alte Strumpfhose) geben. So können Sie die Pflanzen nach der Gärung leicht entfernen. Der Pflanzensaft ist dann klar und sofort verwendbar.
Rühren Sie regelmäßig um – am besten täglich –, das beschleunigt den Gärprozess. Wie lange braucht Brennnesseljauche, bis sie fertig ist? Die Jauche sollte im Frühjahr bei niedrigen Temperaturen nach zwei bis drei Wochen, im Sommer bereits nach einer Woche einsatzbereit sein. Jetzt verschließen Sie das Jauchefass mit einem Deckel und entnehmen daraus nach Bedarf Pflanzensaft.
Brennnesseljauche meldet sich, wenn sie fertig ist, so sagt man, denn sie beginnt ganz kräftig zu stinken. Damit der Geruch etwas gebunden wird, hilft aufgestreutes Urgesteinsmehl. Dieses können Sie bereits beim Aufgießen mit Wasser großzügig hinzufügen.
Tipp: Kein frisches Kraut zur Hand? Verwenden Sie getrocknetes Brennnessel-Pulver aus dem Fachhandel oder der Apotheke.
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Auch unserer Kooperationspartner Dr. Markus Phlippen von Gardify hat sich im Video mit der Herstellung von Brennnesseljauche befasst. Schauen Sie doch mal rein:
Zur Person
Dr. Markus Phlippen ist promovierter Biologe und Buchautor. Seit Jahrzehnten ist er als TV-Gartenexperte im WDR bekannt. Er ist der wissenschaftliche Leiter von Gardify, einer Garten-App für Hobby- und Profigärtner, die unter anderem einen To-do-Kalender bereithält, Pflanzen scannt und bestimmt, das Garten-Wetter präsentiert und in der Kategorie „Pflanzen-Doc“ Nutzer-Fragen zu Pflege, Krankheiten und Schädlingsbefall beantwortet.
Pflanzenjauchen sind von den Wissenschaftlern schon oft untersucht worden. Betrachtet man die Inhaltsanalyse z. B. einer Brennnesseljauche, sind neben Düngestoffen wie Stickstoff und Kalium auch in geringen Mengen Spurenelemente und Wuchsstoffe (Hormone) vorhanden. Ihre ganz besondere Wirkung entfalten die Jauchen im Verborgenen: Sie können Mineralien, die im Boden festgelegt wurden, für die Pflanzenwurzeln verfügbar machen. Das Wurzelwerk selbst wird gefördert. Das zeigt sich am kräftigen Wachstum der Pflanzen. Fahle, hellgrüne Blätter färben sich wieder sattgrün und strotzen vor Kraft.
Das richtige Mischverhältnis für Brennnesseljauche als Dünger
Wer Brennnesseljauche als Dünger einsetzen möchte, muss die fertige Jauche in einem Verhältnis von etwa 1:10 bis 1:20 mit Wasser verdünnen. Bei Kräutern, Salat und Möhren oder für eine schnell wirkende Blattdüngung erhöhen Sie auf 1:50.
Nutzen Sie zum Gießen Ihre Gießkanne ohne Brausekopf und geben Sie den verdünnten Pflanzensaft direkt auf die Erde, nie auf die Blätter. Gießen Sie eher abends, schon wegen des strengen Geruchs! Danach bedecken Sie den Boden mit Mulch. Wenden Sie eine Jauchekur nicht zu häufig an, bei Starkzehrern wie Tomate, Kohl, Sellerie, Kürbis, Gurke etwa alle zwei Wochen. Schwachzehrer wie Erbsen, Bohnen, Zwiebeln und Knoblauch vertragen sie gar nicht.
Auch gegen Blattläuse kann das Wundermittel eingesetzt werden. Allerdings muss das Mischverhältnis angepasst werden. Die Jauche wird hier im Verhältnis 1:20 mit Wasser verdünnt und dann mit einer Blumenspritze auf die Stellen gespritzt, an der die Schädlinge sitzen. Dieser Vorgang muss gegebenenfalls mehrfach wiederholt werden.
Nicht nur die Brennnessel eignet sich, um daraus Pflanzenschutzmittel auf biologische Weise herzustellen. Auch andere Kräuter lassen sich zu Jauchen oder Brühen und Tees (Rezepturen finden Sie weiter unten), die im Garten und auf dem Balkon zum Einsatz kommen können, verarbeiten. Aus dem Reigen geeigneter Pflanzen kommen hier die „fantastischen Vier“:
Brennnessel: Ihre Blätter sind ein hervorragender Mulch. Zu Brennnesseljauche vergoren, ist sie natürlicher Stickstoffdünger für starkwüchsiges Gemüse und hungrige Kräuter (Minze, Basilikum). Neben Wurzel- und Pflanzenwachstum fördert sie auch das Bodenleben. Als Tee gut gegen Blattläuse.
Rainfarn: Sein Inhaltsstoff Pyrethrin ist ein Kontaktgift, das Insekten lähmt – leider nicht nur die unerwünschten! Für Menschen, Säugetiere und Vögel gilt dieses zwar als unwirksam, trotzdem: behandeltes Gemüse und Obst erst nach drei Tagen essen!
Ackerschachtelhalm: Kein Kraut beugt besser Pilzerkrankungen vor. Die Kieselsäure wird in die Zellen behandelter Pflanzen eingebaut. So werden die Zellwände fester. Pilze und Schadinsekten beißen sich sprichwörtlich die Zähne daran aus. Als Brühe vorbeugend auf Gurken, Zucchini, Rosen sprühen.
Beinwell: Früher als Heilmittel bei Wunden und Knochenbrüchen geschätzt, reichern heute Biogärtner mit der Jauche den Boden mit Nährstoffen (Kalium) an. Fördert die Knollen-/Fruchtbildung bei Tomaten, Kartoffeln und Beeren.
Es muss nicht immer eine Jauche sein. Auch Brühen und Tees lassen sich aus Kräutern herstellen. Hier finden Sie eine kleine Übersicht sowie die Wirkung der selbst erzeugten Pflanzenstärkungsmittel:
1 kg frisches bzw. 100–200 g trockenes Kraut (z. B. Beinwell, Brennnessel, Ringelblume) zerkleinern. In zehn Liter kaltem Wasser ansetzen, aber nicht in Metallgefäßen! Jeden Tag rühren. Die Jauche ist nach ein bis drei Wochen fertig. Sie ist dann dunkel und schäumt nicht mehr. Auf 1:10 bis 1:20 verdünnt (für Blattdüngung auf 1:50 verdünnt) gießen.
Von Pflanzen wie Schachtelhalm, Meerrettich oder Rainfarn 1 kg frisches (100–200 g trockenes Kraut) zerkleinern und 24 Stunden in Regenwasser einweichen. Dann 30–45 Min. köcheln. Auskühlen lassen, abseihen und unverdünnt bzw. im Verhältnis 1:5 über Pflanzen sprühen.
Tipp: Jauchen und Brühen sind nur kurz haltbar. Jauchen halten gut verschlossen in der Regel bis zum Ende der Gartensaison. Sollten Reste übrig bleiben, kann man damit den Kompost übergießen. Brühen sollten innerhalb von 3–5 Tagen aufgebraucht werden.
Frisches bzw. getrocknetes Kraut mit heißem Wasser überbrühen und 30–60 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Danach abseihen, abkühlen lassen und meist unverdünnt über die Pflanzen sprühen. Tee von Salbei und Thymian wehrt Schädlinge ab, Knoblauchtee beugt Mehltau und anderen Pilzkrankheiten vor. Kaltwasserauszüge (zur Schädlingsabwehr und Pflanzenstärkung) eignen sich dort, wo Gärung oder Hitze die wertvollen Inhaltsstoffe zerstören würde (z. B. bei Kamille). 24 Stunden in kaltem Wasser einweichen, Kraut auspressen. 1:1 verdünnt oder unverdünnt gießen bzw. sprühen. Auszüge halten nicht lange, am selben oder nächsten Tag aufbrauchen.
Pilzfreier Obstgarten: Ackerschachtelhalmbrühe gilt als das beste vorbeugende Pilzbekämpfungsmittel. Es soll z. B. gegen Mehltau, Kraut- und Braunfäule, Apfelschorf, Monilia, Rost und Sternrußtau wirken. Wermutjauche steht in dem Ruf, Schadinsekten zu vertreiben und Johannisbeer-Säulenrost abzuwehren. Am besten diese biologischen Pflanzenschutzmittel nach jedem Regen erneut auf den Wurzelbereich gießen oder auf befallene Blätter sprühen.
Läusefreier Ziergarten: Damit Rosen kräftig wachsen, mit Brennnesseljauche düngen und immer wieder mit Ackerschachtelhalmbrühe übersprühen. Salbei- oder Thymiantee schlägt Ameisen in die Flucht. Brennnesseltee bzw. -auszug hilft gegen Blattläuse. Jeweils unverdünnt auf die Ober- und Unterseiten der Blätter sprühen. Die Anwendung wöchentlich wiederholen.
Gesundes Gemüse: Neben der Brennnesseljauche ist die Beinwelljauche (Comfreyjauche) die beste für den Gemüsegarten. Sie enthält viel Stickstoff und Kalium sowie Spurenelemente. Das Rezept: 1 kg frische Beinwellblätter bzw. 150 g getrocknete Blätter mit zwei Handvoll Ringelblumenblättern und -blüten auf 10 Liter Wasser vergären lassen. Ideal für Fruchtgemüse, außerdem als Kompostbeigabe. 1 x pro Woche 1:10 verdünnt anwenden.
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