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Garten umgraben: Eine überholte Praxis?

Von GartenFlora

Wenn die Gemüsebeete weitgehend leer sind, ist es Zeit, den Boden spatentief zu bearbeiten – daher heißt es nun: loslegen und Garten umgraben! Das sagen jedenfalls viele alte Gartenhasen. Heute weiß man, dass das tiefgründige Wenden des Bodens meist nicht nötig ist und sich stattdessen sogar oftmals nachteilig auswirkt. Wir erklären Ihnen, woran das liegt und wie Sie den Boden stattdessen schonend lockern können.

Garten umgraben: Das macht es mit dem Bodenleben

Umgraben bringt den empfindlichen Mikrokosmos des Erdreichs durcheinander.

Grundsätzlich gilt: Das Umgraben des Gartens ist in den meisten Fällen gar nicht nötig. Vor allem leichte Böden mit einem hohen Sandanteil müssen keinesfalls umgegraben werden. Generell reicht es bei den meisten Bodenarten völlig aus, sie wenige Wochen vor der neuen Saison im Frühjahr spatentief zu lockern, zum Beispiel mit einem Sauzahn.

Das Umgraben ist aber auch auf schweren Böden nicht unbedingt förderlich. Mehrere Billionen Kleinstlebewesen versammeln sich in einem Quadratmeter eines fruchtbaren Gartenbodens – Bakterien, Einzeller, Nematoden, Strahlenpilze und natürlich Regenwürmer. Die Organismen sind dabei angepasst an die jeweilige Bodenschicht. Wird der Boden dann umgegraben, bringt das den gesamten fein abgestimmten Mikrokosmos durcheinander und die Bodenflora und -fauna werden dabei nachhaltig gestört. Denn gelangen wichtige Bodenorganismen in tiefere Schichten, sterben sie ab, weil dort die Sauerversorgung nicht mehr gegeben ist. Bodenbewohner aus tieferen Schichten sollten hingegen möglichst nicht an die Oberfläche befördert werden.

Bodenschichten im Querschnitt. Foto: AdobeStock_SoilPaparazzi
Die verschiedenen Bodenschichten haben sich über viele Jahre hinweg angereichert und wurden von den jeweiligen darauf wachsenden Pflanzen beeinflusst. [Foto: AdobeStock_SoilPaparazzi]

Für stark verdichtete Böden – Garten schonend umgraben

Nur wer auf sehr schwerem oder stark verdichtetem Boden gärtnert oder ein Gemüsebeet neu anlegt, muss manchmal doch zum Spaten greifen. Achten Sie jedoch beim Umgraben des Beets unbedingt darauf, die Bodenschichtung so wenig wie möglich zu stören. Gräbt man im Herbst um, hat das den Vorteil, dass die verdichteten Schollen durch den Frost zerfallen und eine feinkrümelige Gartenerde entsteht. Außerdem entsteht so mehr Raum für eine Belüftung. Allerdings leidet auch hier wieder das Bodenleben – durch den Frost überleben viele Lebewesen, die an die Oberfläche befördert wurden, den Winter nicht.

Für das Umgraben des Gartens im Frühjahr spricht zwar, dass Nährstoffe und Bodenlebewesen in tieferen Schichten vor Frost geschützt bleiben, allerdings ist das Umgraben meist aufwendiger, weil der Boden zum Jahresanfang oft nass und schwer ist. Außerdem sollten Sie warten, bis die Frostgefahr wirklich vorüber ist. Daher kann es sein, dass man unter Umständen erst spät mit der Bepflanzung beginnen kann.

Harten Boden auflockern mit diesen Geräten

Geeignete Geräte zum Auflockern eines schweren Lehmbodens sind beispielsweise eine Grabegabel oder Mistforke. Die Zinken werden dabei in den Boden eingeführt und der Boden durch eine Hebelwirkung leicht angehoben. Auf diese Weise bleiben die Bodenschichten intakt und es kommt dennoch Luft ins Erdreich.

Gartenboden verbessern Foto: AdobeStock_M.DoerrM.Frommherz
Mit einer Grabegabel lässt sich die Erde mit geringem Kraftaufwand etwas auflockern. [Foto: AdobeStock_M.DoerrM.Frommherz]

Ein Sauzahn eignet sich besonders gut für Böden, die von Staunässe betroffen sind. Das einzinkige, gebogene Gartenwerkzeug ist mit einem langen Stiel zum aufrechten Arbeiten erhältlich. Handsauzähne sind etwa 40 cm lang und weisen einen kurzen „Zahn“ auf, um den Boden zu lockern. Dieser Tiefenlüfter lässt sich mühelos durch leichte und gare Böden ziehen und lockert diese, je nach Modell, bis etwa 25 cm Tiefe. Die Bodenschichtung bleibt dabei erhalten. Wegen des hohen Kraftaufwands ist der Sauzahn zum Bearbeiten schwerer, verdichteter Böden weniger gut geeignet. Verbessert man einen derartigen Boden jedoch mit ausreichend Sand und regelmäßigen Kompostgaben, kann man ihn längerfristig ebenfalls mit diesem Gerät bearbeiten. Der Sauzahn wird vor der Saat in Längs- und Querrichtung durch den Boden gezogen, so dass Rauten entstehen. Danach kann sich die Erde etwas setzen. Der Einsatz eines Rechens kurz vor der Aussaat sorgt schließlich für ein feinkrümeliges Beet.

Boden lockern ohne umgraben

Die Lockerung bietet mehrere Vorteile: Tiefere Bodenschichten werden gut mit Sauerstoff versorgt, wovon die Bodenorganismen profitieren. Durch ihre verstärkte Aktivität wird organische Substanz schnell umgebaut, sodass viele pflanzenverfügbare Nährstoffe entstehen. Zudem kann auf schweren Böden Wasser besser eindringen.

Boden verbessern durch Mulchen

Eine bodenschonende und meist deutlich fruchtbarere Alternative zum Umgraben des Gartens ist es, die Fläche zu mulchen oder eine Gründüngung auszubringen. Das sorgt für die Verbesserung der Bodenqualität und -struktur. Für das Mulchen verwendet man meist pflanzliche Reststoffe aus dem eigenen Garten oder sogar spezielle Mulchpflanzen, die ohne Mühe im Umfeld wachsen. Als Faustregel gilt: Die Mulchschicht wird nicht zu dick aufgetragen – 2 bis 5 Zentimeter reichen in der Regel aus. Die Decke aus organischem Material kann kurz vor der Pflanzung oder Aussaat vorsichtig oberflächlich eingearbeitet werden.

Sowohl das Mulchen als auch die Gründüngung schützen das Erdreich vor Nährstoffverlust, Frostschäden und Austrocknung. Außerdem sorgt eine durchgehende Bepflanzung wie bei der Gründüngung dafür, dass der Boden seine lockere Struktur auch behält – Umgraben wird also erst recht überflüssig!


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