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No Dig Gardening: Beete ohne Umgraben?

Von Luisa Roth

Umgraben im Garten galt lange Zeit als gängige Praxis. Doch mittlerweile sieht man in den meisten Fällen davon ab. Die Methode hat sogar einen Namen: No Dig Gardening. Es geht darum, einen humusreichen Mutterboden zu kultivieren, ohne Erdschichten miteinander zu vermischen. Denn das Umgraben bringt das Bodenleben durcheinander. Ziel ist es, den Mikrokosmos im Boden zu schonen, statt ihn zu zerstören, und dadurch gesundes Pflanzenwachstum zu fördern und eine reiche Ernte zu erzielen. Hier erfahren Sie alles, was Sie über das Prinzip wissen müssen. Probieren Sie es aus!

  • Beim No Dig Gardening wird auf das Umgraben von Beeten verzichtet
  • Das soll den Boden und die darin lebenden Organismen schonen – und gezielt fördern
  • Wenn der Gartenboden nicht umgegraben wird, bleiben die Bodenschichten in ihrer individuellen Zusammensetzung und Struktur erhalten
  • Die Methode schont außerdem das Klima

No Dig Gardening: Was ist das?

No Dig Gardening – auf Deutsch also das Gärtnern ohne Graben – bezeichnet eine Kultivierungsmethode, bei der der Boden nicht durch Graben beziehungsweise Umgraben gestört wird. Stattdessen wird Jahr für Jahr eine Schicht aus organischem Material wie Kompost oder Mulch auf der Oberfläche des Bodens ausgebracht. Die natürliche Bodenstruktur bleibt damit erhalten. Durch das aktive Bodenleben, also die Stoffwechselprozesse zahlreicher Mikroorganismen, fällt das so angelegte Beet dank natürlicher Zersetzungsprozesse immer wieder in sich zusammen. Je öfter dieser Vorgang wiederholt wird, desto tiefer und dichter reicht die damit entstehende Schicht aus äußerst fruchtbarem Humus.

Mangold wächst in einem kleinen Hochbeet im Garten. Feine Wasserstrahlen treffen die Pflanzen von oben. Foto: AdobeStock_Viktor Pravdica
Das No-Dig-Beet hat damit Ähnlichkeiten zum Hochbeet – anders als das Hochbeet muss das Substrat aber nicht nach einigen Jahren erneuert werden. [Foto: AdobeStock_Viktor Pravdica]

Woher kommt No Dig Gardening?

Die Ursprünge des No Dig Gardenings reichen weit zurück. Vermutlich wurden schon in vorindustriellen Zeiten ähnliche Methoden angewandt. Unabhängig voneinander entwickelten sich mehrere Ansätze des Konzepts „Gärtnern ohne Umgraben“. Als Pionier einer pfluglosen Landschaft gilt der japanische Biologe und Landwirt Fukoka Masanobu. Schon im Jahr 1938 soll er mit Forschungen zum Thema begonnen haben. An Popularität gewann das Konzept dann in den 1980er Jahren: Der britische Gärtner Charles Dowding hat zahlreiche Werke über die Methode veröffentlicht und gibt bis heute „No-Dig-Kurse“.

Weshalb ist das Bodenleben so wichtig?

Es ist mit bloßem Auge nicht erkennbar, doch einem Esslöffel gesunden Erdreichs leben mehr Bodenorganismen, als es Menschen auf unserem Planeten gibt. Neben Würmern, Insekten und Pilzen tümmeln sich dort auch unzählige Milben, Algen, Flechten und Einzeller. Sie sind nicht nur unabkömmlich für das gesamte Ökosystem, sondern leisten auch die Hauptarbeit zur Erhaltung eines gesunden Gartenbodens.

No dig gardening – Oberseite einer Karrotte streckt sich aus dem Boden. Foto: AdobeStock_M.Dörr & M.Frommherz
Der Großteil der Gemüsepflanzen gedeiht prächtig in den No-Dig-Beeten. [Foto: AdobeStock_M.Dörr & M.Frommherz]

Auch Pflanzen profitieren von einem regen Bodenleben. Denn dank der Stoffwechselprozesse wird organisches Material zersetzt und für Pflanzen aufnahmefähig gemacht. Außerdem wird der Boden durch die Bewegungen der Klein- und Kleinstlebewesen auf ganz natürliche Weise aufgelockert und durchlüftet – gewissermaßen ein ständiges Umgraben im winzigen Maßstab. Auch der Wasserhaushalt der Gewächse wird verbessert, zum Beispiel durch sogenannte Mykhorrhiza-Pilze, deren Pilzmyzel sich mit den Feinwurzeln der Pflanzen verbinden. Im Austausch gegen Nährstoffe der Pflanzen erweitern die Pilze so das Wurzelsystem der Gewächse, sodass sie mehr Wasser aufnehmen können. Wenn die Mikroorganismen im Erdreich fleißig arbeiten, passiert aber auch noch etwas anderes: Der Boden erwärmt sich. Für Gärten in gemäßigten Klimazonen bietet das den Vorteil, dass die Pflanzen bereits früher im Jahr austreiben können, außerdem fällt die Ernte dementsprechend üppiger aus.

Was passiert beim Umgraben?

Ein Boden besteht aus mehreren Schichten, die in ihrer Struktur und Zusammensetzung voneinander abweichen. Die Bodenorganismen sind spezialisiert auf ihren Lebensraum, also die jeweilige Bodenschicht. Wird nun mit dem Spaten oder gar größeren Maschinen der Boden umgegraben, gerät der fein abgestimmte Mikrokosmos durcheinander. Viele Lebewesen, die sich für gewöhnlich in tieferen Erdschichten aufhalten, sterben ab, wenn man sie nach oben befördert. Andere, die sich eigentlich in den oberen Erdschichten befinden, sind nach dem Umschichten nicht mehr für die Pflanzenwurzeln erreichbar und förderlich. Beim No Dig Gardening wird das Bodenleben aber nicht nur geschont, sondern auch gezielt gefördert, indem die Organismen mit neuem Futter versorgt werden.

Umgraben bringt den empfindlichen Mikrokosmos des Erdreichs durcheinander.

Die Organismen sind dabei angepasst an die jeweilige Bodenschicht. Wird der Boden dann umgegraben, bringt das den gesamten fein abgestimmten Mikrokosmos durcheinander und die Bodenflora und -fauna werden dabei nachhaltig gestört. Denn gelangen wichtige Bodenorganismen in tiefere Schichten, sterben sie ab, weil dort die Sauerversorgung nicht mehr gegeben ist. Bodenbewohner aus tieferen Schichten sollten hingegen möglichst nicht an die Oberfläche befördert werden.

Vor- und Nachteile der No-Dig-Methode

Vorteile

In vielen Köpfen ist noch fest verankert, dass Umgraben zum Anlegen und Pflegen der Beete unweigerlich dazugehört. Besonders für starkzehrendes Gemüse ist das Prinzip des Nicht-Umgrabens bestens geeignet, da mit den Jahren eine nährstoffreiche Humusschicht entsteht. Aber auch für Zierpflanzen ist die Methode geeignet, zum Beispiel bei Blumenrabatten. Dabei liegen die Vorteile des No Dig Gardenings klar auf der Hand:

  • Körperlich anstrengendes und zeitaufwendiges Umgraben entfällt.
  • Das Bodenleben wird geschont und sogar gefördert.
  • Die meisten Gemüsearten werfen mehr Ernte ab.
  • Der Boden erwärmt sich schneller, sodass auch Wachstumsperiode und Reifezeit der Pflanzen früher einsetzen.
  • Beikräuter schaffen es seltener an die Erdoberfläche und werden auf natürliche Weise eingedämmt.
  • Der Wasserhaushalt verbessert sich und Feuchtigkeit kann länger gespeichert werden.
  • Der im Boden gespeicherte Kohlenstoff verbleibt dort – No Dig Gardening ist also auch gut fürs Klima!

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Mögliche Nachteile

Wir finden: Besonders aus ökologischer Hinsicht überwiegen klar die Vorteile der No-Dig-Methode. Einige wenige Nachteile können sich aber dennoch ergeben.

Bis die Vorteile des Prinzips zum Tragen kommen, kann es mitunter einige Jahre dauern. Das ist aber anhängig von der jeweiligen Bodenqualität. Handelt es sich um einen sehr kargen oder sehr schweren Boden, braucht es Zeit, bis sich eine fruchtbare Schicht aufgebaut hat. Bei gewöhnlichen Gartenböden ist dieser Punkt aber meist nicht ausschlaggebend, sodass sich schnell erste Erfolge zeigen.

Wer außerdem noch keinen eigenen Kompost im Garten produziert, hat zunächst einige Vorkehrungen zu treffen. Am besten ist es, selbst einen Komposthaufen anzulegen, da man für die No-Dig-Methode regelmäßig größere Mengen reifen Komposts benötigt.

Ansicht eines Gartens – ein Huhn pickt im mit Holz umzäunten Komposthaufen. Foto: AdobeStock_Jonas
Nicht nur bei der No-Dig-Methode lohnt sich ein eigener Komposthaufen im Garten. [Foto: AdobeStock_Jonas]

Übrigens: Wer nur wenig Platz hat oder nur ein kleines Beet anlegen möchte, kann es auch mit einer Wurmkiste versuchen.

So funktioniert es: No-Dig-Beet anlegen

Das Anlegen eines No-Dig-Beets ist schnell erledigt. Besonders im Vergleich zu herkömmlichen Umgraben und aufwendigen Abtragen der Grasnarbe. Wichtig sind mehrere Lagen organischer Pappe sowie reifer Kompost.

Karton auf einem Gartenbeet, mit alten Ziegeln auf der Oberseite fixiert. Foto: AdobeStock_Mara Louvain
Dank No Dig Gardening entsteht im Handumdrehen ein neues Beet. [Foto: AdobeStock_Mara Louvain]
  1. Wählen Sie zunächst einen passenden Standort für das Beet – gemäß der Ansprüche der jeweiligen Pflanzen, die darauf wachsen sollen.
  2. Direkt zu Beginn noch eine gute Nachricht: Um Rasen oder dichten Bewuchs mit Beikräutern müssen Sie sich keine Gedanken machen. Das darf alles so bleiben, wie es ist, denn das No-Dig-Beet wird einfach darüber angelegt.
  3. Legen Sie nun die Fläche mit organischer Pappe aus – und zwar so, dass keine Lücken bleiben. Die Pappe wird mit der Zeit verrotten. Zu Beginn sorgt sie aber dafür, dass keine unerwünschten Pflanzen durchdringen.
  4. Feuchten Sie die Pappe einmal gründlich an.
  5. Abschließend folgt der reife Kompost: Verteilen Sie gleichmäßig eine Schicht von etwa 10 Zentimetern.
  6. Und das war es schon! Pflanzensamen können direkt ausgesät und Jungpflanzen sofort eingepflanzt werden, denn in der Kompostschicht finden sie beste Startbedingungen.
  7. Optional: Um das Eindringen von Rasen oder Wildkräutern einzudämmen, kann das Beet noch in Beetkanten eingefasst werden, zum Beispiel aus dünnen Holzplanken.

Als Alternative können Sie die No-Dig-Methode auch ohne Pappe ausführen. Vor allem, wenn das Beet ohnehin schon freigeräumt ist, ist die Pappe nicht nötig und Sie können direkt mit Aufschichten starten.

Tipp: Kompost reicht zum Anlegen des No-Dig-Beetes völlig aus. Sie können aber auch, ähnlich wie beim Anlegen eines Hochbeetes, unverarbeitetes organisches Material darunter schichten – beispielsweise Rasenschnitt, Holzhäcksel, Gemüse- und Obstabfälle oder auch Laub und andere Pflanzenreste.

No Dig Gardening – ein Gartenbeet im Sommer, auf dem reifer Kompost verteilt liegt. Foto: AdobeStock_plazaccameraman
Die Hauptaufgabe besteht im jährlichen Ausbringen einer neuen Kompostschicht – abgesehen davon ist das No Dig Gardening aber nicht sehr arbeitsaufwendig. [Foto: AdobeStock_plazaccameraman]

Wie sieht die weitere Pflege aus?

Der wichtigste Punkt zur Erhaltung des Beetes ist das jährliche Erneuern der Kompostschicht. Nach dem Anlegen im ersten Jahr darf es etwas weniger sein – etwa 5 Zentimeter genügen. Am besten bringt man schon im Herbst nach der letzten Ernte neuen Kompost aus, oder aber im Frühjahr vor Beginn der nächsten Kultur.

Die weiteren Pflegemaßnahmen bleiben bei dieser Methode überschaubar. Nach einigen Jahren müssen Sie dank der optimierten Wasserspeicherkapazität nur noch äußerst selten gießen. In den ersten Jahren empfiehlt sich aber noch die regelmäßige Wasserversorgung. Eine Fingerprobe gibt Aufschluss, ob die obersten Erdschichten zu trocken sind.

Wenn einzelne Beikräuter sprießen, zupfen Sie diese am besten händisch aus, um der Devise des No Dig Gardenings treu zu bleiben. Im Sommer ist eine zusätzliche Mulchschicht aus Stroh oder Rasenschnitt zu empfehlen, die sowohl die Feuchtigkeit im Boden hält als auch das Keimen von Wildkräutern hemmt. Auch im Winter lohnt sich das Abdecken der Fläche zum Schutz vor Frost und Nährstoffverlust.

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