Der pH-Wert im Boden bestimmt die Aktivität des Bodenlebens und die Verfügbarkeit von wichtigen Nährstoffen. Selbst wenn ausreichend Nährstoffe vorhanden sind, kann ihre Aufnahme bei einem ungünstigen Wert behindert sein. Wie Sie den Boden-pH messen und beeinflussen können, erklären wir Ihnen im Folgenden.
Über den so genannten pH-Wert wird die Konzentration von positiv geladenen Wasserstoffionen in einer Flüssigkeit (Bodenflüssigkeit) gemessen. Er ist ein messbares Merkmal des Säure-Basen-Haushalts von Böden, der durch natürliche Puffersysteme beeinflusst wird. Die Skala reicht in den meisten wässrigen Lösungen von pH 0 bis 14 – ein Wert von 7 gilt als neutral.
Viele Pflanzen fühlen sich in einem leicht sauren bis neutralen Milieu wohl. Ein humusreicher Boden, wie etwa ein typischer Waldboden, ist von Natur aus leicht sauer. Seine pH-Werte liegen bei etwa 5,5 bis 6,5. Einen Skalenwert, der größer als 9 ist, tolerieren nur wenige Pflanzenarten.
Pflanzen nehmen wichtige Nährstoffe über die Wurzeln auf, wenn diese im Bodenwasser gelöst sind. Die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium und Magnesium sind im Bereich zwischen pH 6 und pH 8 gut pflanzenverfügbar. Manche wichtige Spurenelemente (Eisen, Kupfer, Zink, Mangan oder Bor) können hingegen im sauren Milieu von den Wurzeln leichter aufgenommen werden.
Dr. Markus Phlippen ist promovierter Biologe und Buchautor. Seit Jahrzehnten ist er als TV-Gartenexperte im WDR bekannt. Er ist der wissenschaftliche Leiter von Gardify, einer Garten-App für Hobby- und Profigärtner, die unter anderem einen To-do-Kalender bereithält, Pflanzen scannt und bestimmt, das Garten-Wetter präsentiert und in der Kategorie „Pflanzen-Doc“ Nutzer-Fragen zu Pflege, Krankheiten und Schädlingsbefall beantwortet.
Um den pH-Wert in Ihrem Gartenboden zu überprüfen, können Sie beispielsweise einen Bodentester mit digitaler Anzeige verwenden. Oder aber Sie nehmen eine professionelle Bodenanalyse in Anspruch, bei der Ihr Gartenboden im Labor untersucht wird.
Alternativ sind im Handel spezielle Teststreifen erhältlich. Hierfür vermengt man zerbröselte Erde mit destilliertem Wasser und kann damit anschließend den Farbwert auf dem Streifen ablesen.
Tipp: Man sollte bei der Messung beachten, dass der pH-Wert nur bedingt etwas über den tatsächlichen Kalk- und Säuregehalt des Bodens aussagt. Schwere Böden weisen eine viel bessere Pufferwirkung auf als leichte Böden – der Säuregehalt fällt also bei gleichem pH-Wert unterschiedlich hoch aus.
Saure Böden sind ein schwieriges Terrain für zahlreiche Gartenpflanzen. In versauerten Böden werden wichtige Nährstoffe festgelegt, sie sind also gebunden und können nicht von der Pflanze aufgenommen werden. Sinkt der pH-Wert des Bodens unter 5,5, geht Aluminium als Kation (Al³) in die Bodenlösung über. Ein Kümmerwuchs ist die Folge, da das Metall die Wurzeln der Pflanzen schädigt.
Ein optimaler pH-Wert ist auch für die Bodenlebewesen von großer Bedeutung, denn sie setzen die organische Substanz zu Humus um. Ist der pH-Wert im sauren Bereich, lässt ihre Tätigkeit merklich nach oder kann ganz zum Erliegen kommen.
Zudem wirkt sich ein günstiger pH-Wert (also relativ viel Kalk im Boden) positiv auf das Bodengefüge aus. Zusammen mit Humusteilchen bildet das Kalzium aus dem Kalk eine feste Verbindung mit Tonmineralen. So bleibt der Boden schön locker, und der Wasserhaushalt ist ideal.
Bevor Sie aber gleich zur Tat schreiten, sollten Sie auch die jeweiligen Kulturen berücksichtigen, denn es besteht nicht immer Handlungsbedarf. Kartoffeln und Erdbeeren gedeihen zum Beispiel auch bei pH-Werten um 5,5 – Tomaten bei etwa 6 bis 7.
Die Bodenart gibt die Richtwerte vor
Die Ausbringung von Kalk ist das Mittel der Wahl für die Erhöhung des Boden-pH-Wertes. Werden die oben genannten pH-Grenzwerte nur geringfügig unterschritten, reicht auch eine so genannte Erhaltungskalkung völlig aus (mit etwa 150 Gramm Kalk pro Quadratmeter). Diese wird im Schnitt alle drei Jahre durchgeführt. Weicht der Wert dabei um eine ganze Zahl vom Optimum ab, ist allerdings eine Gesundungskalkung mit höheren Mengen nötig.
Für den Hausgarten eignen sich Algenkalk, Kalkmergel oder auch Gartenkalk („Dolomitkalk“). Achten Sie jedoch bei der Ausbringung auf die Herstellerangaben. Wird der Boden regelmäßig mit Kompost versorgt oder flächig gemulcht, hält man den pH-Wert des Bodens relativ stabil. Komposte weisen mittlere Gehalte von 4 bis 5 % Calciumoxid in der Trockensubstanz auf – das sind die „basisch wirksamen Stoffe“. Auf eine zusätzliche Kalkung des Bodens kann somit meist verzichtet werden – insbesondere, wenn der Kompost mit Gesteinsmehl angereichert wird.
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Ist der pH-Wert im Bodensubstrat generell zu hoch (im alkalischen Bereich), führt dies zu einer Verminderung der Nährstoffaktivität bei Phosphat und bestimmten Spurenelementen. In der Folge können Mangelerscheinungen auftreten, und im schlimmsten Fall sterben Pflanzen ab. Zugleich werden die Bodenlebewesen dazu angeregt, Humus abzubauen, was sich langfristig negativ auf das Bodengefüge auswirkt.
Für Rhododendron kann der Boden fast nicht sauer genug sein. Der pH-Wert der Erde sollte zwischen 4 und 5 liegen. Auch Pflanzen, deren Ursprünge in den Wäldern liegen, lieben ein saures Milieu. Das gilt zum Beispiel für Heidelbeeren und Preiselbeeren.
Durch ein flächiges, spatentiefes Einarbeiten von Torf mit einem pH-Wert von etwa 4,0 oder von Rhododendronerde werden ideale Wachstumsbedingungen für Moorbeetpflanzen geschaffen. Versauernd wirkt auch ein spezieller Rhododendrondünger.
Aus Umweltschutzgründen ist es jedoch empfehlenswert, gänzlich auf Torf zu verzichten. In diesem Fall kann man von anderen Methoden profitieren: Nadelbäume, Walnussbäume oder Eichen haben ein sehr saures Laub. Die gesammelten Blätter kann man vor der Ausbringung kompostieren. Aber auch die Streu von Nadelbäumen senkt den pH-Wert.
Bewährt haben sich auch Fichtensägemehl oder gehäckseltes Nadelholz – der pH-Wert liegt hier jedoch meist über 5. Für eine weitere Senkung des pH-Wertes kann man auch elementaren Schwefel verwenden. Und auf kleineren Flächen wirkt auch Kaffeesatz leicht sauer.
Tipp: Wird mit hartem Wasser gegossen, führt das enthaltene Hydrogencarbonat längerfristig zu einer pH-Wert-Erhöhung. Gießen Sie also bei säureliebenden Pflanzen möglichst nur mit kalkarmen Regenwasser.
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