Die Amsel ist ein wahrer Überlebenskünstler. Sie hat im Laufe der Zeit Stück für Stück Garten, Parks und Städte erobert und sich vom scheuen Waldvogel zu einem der bekanntesten Gartenvögel entwickelt. Sogar im Winter hält sie es hierzulande aus und lässt sich an einer Futterstelle im Garten leicht beobachten.
Amsel – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten
Wohl fast jeder, der oder die einen Garten besitzt, hat schon mal Besuch von ihr bekommen: Die Amsel ist mittlerweile in jeder Stadt zu finden, hüpft fröhlich über grüne Parkwiesen, nistet in Gebüschen an Spielplatzrändern und pickt in naturnahen Gärten nach Würmern in der Erde. Höchste Zeit, mehr über sie zu lernen, denn der beliebte Gartenvogel steckt voller Überraschungen!
Menschen und Amseln wohnten nicht immer so nah beieinander wie heute. Der heimische Gartenvogel bewohnte ursprünglich vor allem dichte, dunkle Wälder, in denen er ungestört brüten konnte. Mit der Zeit bot sich der Amsel jedoch in Städten und damit verbundenen Parks und Gärten ein immer komfortableres Leben. Sie profitiert vor allem von dem ausreichenden Futterangebot und den angenehmeren Temperaturen in Stadtnähe. Zwei Aspekte, die den Vogel dazu brachten, sich den Menschen immer weiter anzunähern und die besiedelten Gebiete als Lebensraum für sich zu erschließen.
Usutu-Virus bedroht die Amsel
2010 wurde das Usutu-Virus erstmals in Deutschland nachgewiesen, eine Infektion von Amseln wurde im Jahr 2011 erstmals bestätigt. Es wird durch Stechmücken übertragen. Für Amseln bedeutet das Virus eine tödliche Gefahr. Damals führte das Virus zu einem Amselsterben im Rhein-Main-Gebiet. Spätestens seit 2018 hat sich das Virus fast im gesamten Bundesgebiet ausgebreitet.
Ist ein Vogel mit dem Usutu-Virus infiziert, zeigen sich eindeutige Symptome. DieTiere werden apathisch, flüchten nicht mehr und sterben in der Regel binnen weniger Tage. Auch auf Menschen kann das Virus übertragen werden. Jedoch kommt es meist nicht zu schwerwiegenden Erkrankungen.
Die Anpassungsfähigkeit der Amsel ist also eine ihrer Hauptstärken. Sie ist aber nicht nur flexibel, wenn es um ihren Lebensraum geht, auch beim Futter kann sie sich den gegebenen Umständen anpassen. Besonders gerne frisst die Amsel Regenwürmer. Im Garten hilft sie aber auch bei der Schädlingsbekämpfung, denn Schnecken stehen mit auf ihrem Speiseplan. Sollten weder Regenwürmer noch Schnecken zu finden sein, scheut sie auch vor Insekten als Nahrung nicht zurück. Auch im Winter bekommt die Amsel keineswegs Probleme, denn sie passt sich einfach wieder an: Beeren und Früchte sind ihr genauso lieb und bringen sie durch die kalten Monate.
Kein Wunder also, dass sich der Vogel in Europa so weit verbreiten konnte. Als Schutz kommt ihr der Amsel ihr eher unauffälliges Gefieder zur Hilfe. Die Amsel-Männchen haben ausschließlich schwarze Federn und werden etwa 29 Zentimeter groß. Neben ihrem dunklen Federkleid haben sie noch zwei weitere charakteristische Merkmale, an denen sie sich gut erkennen lassen:
Die Weibchen hingegen haben weder einen gelben Schnabel noch gelbe Augenringe. Ihre Federn sind braun, ihr Schnabel weniger leuchtend und sie ist ein wenig kleiner als das Männchen – im Dickicht von Büschen und Sträuchern ist das Weibchen gut geschützt, was vor allem in der Brutzeit wichtig ist.
Jungvögel gleichen in den ersten Wochen noch stark Amsel-Weibchen. Allerdings sind ihr Hals und ihr Bauch stärker gefleckt. Am restlichen Körper lassen sich zudem immer wieder helle Schaftstriche erkennen.
Aufbau einer Feder
Der mittlere Teil der Feder heißt Federkiel. Er besteht aus der Spule, also dem kahlen Ende, das in der Haut steckt, sowie dem Schaft. Vom Schaft zweigen zu beiden Seiten die Federäste ab. Sie bilden die Federfahne, die wiederum im unteren Teil aus den wärmenden Daunen, im oberen Bereich aus der normalen Federfläche besteht.
Eine Vogelfeder ist ein komplexes wie faszinierendes Konstrukt.
[Foto: iStock_hudiemm]
In der Balzzeit ist der Gesang der männlichen Amsel ebenfalls ein sicheres Erkennungszeichen. Dabei singt der Vogel meist spätabends oder sehr frühmorgens als einer der ersten Vögel im Garten seine eher melancholische, aber facettenreiche Melodie. Die Weibchen hingegen singen nicht.
Während der Balzzeit lassen sich männliche Amseln häufiger auch bei Kämpfen mit rivalisierenden anderen Amsel-Männchen beobachten. Die Auseinandersetzungen sehen teils spektakulär aus. Sorgen machen müssen sich Beobachter aber nicht, die Tiere regeln die Streitigkeiten unter sich.
Amseln sind den größten Teil des Jahres Einzelgänger. Nur zur Brutzeit schließen sich Männchen und Weibchen zusammen und sorgen für ihren Nachwuchs. Beim Nestbau passt sich das Amsel-Weibchen den gegebenen Umständen an. Sie kann ihr Nest sowohl auf Bäumen, im Gebüsch oder in Gebäudenischen errichten. Um dem Nest Stabilität zu schenken, kleidet sie das Konstrukt aus Ästen und Blättern noch mit einer Schicht aus feuchter Erde aus. So bricht es unter der Last von vier bis fünf Eiern nicht auseinander.
Die Weibchen brüten sehr früh im Jahr, teilweise schon Ende Februar. Das ermöglicht es dem Vogel, zwei bis drei Bruten pro Jahr durchzubringen. Normalerweise brütet nur das Weibchen, das das Nest nur noch zum Fressen verlässt. Nach etwa 10—15 Tagen schlüpfen dann die Küken innerhalb von etwa 48 Stunden. An diesem Punkt kommt auch das Männchen wieder ins Spiel, denn es kümmert sich mit um die Fütterung der Jungtiere. Stirbt das Weibchen, kann das Männchen die Aufzucht auch komplett allein übernehmen.
Schon nach 18 Tagen sind die Kleinen flugfähig, das Nest verlassen sie bereits eher. In diesem Stadium sitzen sie oft auf dem Boden an einem eher versteckten Ort, denn als Nichtflieger sind sie sehr leichte Beute für Katzen und andere Feinde. Die Amsel-Eltern kümmern sich bis zum Abschied von den Jungtieren nach etwa sieben bis acht Wochen noch mit um deren Ernährung.
Kurz gesagt: Jede Amsel ist eine Drossel, aber nicht jede Drossel eine Amsel. Das klingt erst mal verwirrend, ist aber leicht zu erklären. Amseln gehören zur Familie der Drosseln und tragen aufgrund des schwarzen Gefieders des Männchens auch schon mal den Namen Schwarzdrossel. Die Familie der Drosseln ist groß, zu ihnen zählen zum Beispiel auch folgende Vögel:
Am häufigsten hierzulande ist aber die Schwarzdrossel beziehungsweise Amsel. Bezeichnen Gartenfans eine Amsel also als Drossel, ist das nicht falsch.
ANNA KATHARINA KÜSTERS
Nicht nur Amseln lassen sich gern in unseren Gärten blicken. Schauen Sie doch mal hier vorbei, wenn Sie mehr über heimische Gartenvögel erfahren wollen.
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