Schafskälte, Eisheilige und Siebenschläfertag – was hat es mit diesen Wetterregeln auf sich und wie zuverlässig sind sie? Wie hilfreich sind die Bauernregeln für den Gärtner? Und können Tiere wirklich das Wetter vorausahnen?
Das Wetter ist eines der letzten Phänomene dieser Welt, die vom Menschen nur marginal beeinflusst werden können. Und dabei ist es doch so existenziell! Kein Wunder also, dass Gärtner und vor allem Bauern seit jeher versuchten, aus diesem Wunder der Natur schlau zu werden. Langjährige Beobachtungen waren dazu ein probates Mittel.
Um sich die gewonnenen Erkenntnisse auch ohne Stift und Papier merken zu können (viele Wetterregeln gehen bis in vorchristliche Zeiten zurück), verpackte man sie in eingängige Verse, andere verknüpfte man mit den Namenstagen der Heiligen im Kalender.
Ein wenig Durcheinander allerdings entstand im Jahre 1582, als Papst Gregor XIII. den bis dahin geltenden Julianischen Kalender durch den heute weltweit verbreiteten Gregorianischen Kalender ersetzte. Dazu strich er dem Oktober 1582 kurzerhand zehn Tage (auf den 4.10. folgte ausnahmsweise direkt der 15.10.).
Von dieser Verschiebung sind bis heute auch die Wetterregeln betroffen, die vor jener Zeit entstanden, darunter so bedeutende wie die des Siebenschläfertags. Von den alten Römern auf den 27. Juni festgesetzt – das Datum, unter dem wir ihn auch heute noch kennen – müsste er nach Einführung des Gregorianischen Kalenders eigentlich am 7. Juli angewandt werden.
Trotz dieser Ungenauigkeit hat gerade die Siebenschläferregel eine außergewöhnlich hohe Trefferquote von bis zu 80 % – je nach Region. Denn viele Wetter- oder Bauernregeln haben, wenn überhaupt, vor allem dort Gültigkeit, wo sie erfunden wurden. Selbst kleinräumliche Veränderungen wie Wälder oder Berge können sie andernorts schnell unwirksam werden lassen.
Wir haben daher die wichtigsten Wetterregeln auf den Prüfstand gestellt und aus langjährigen Aufzeichnungen ermittelt, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie zutreffen – falls möglich, eben auch im regionalen Bezug. Einige Werte entpuppten sich dabei als „knapp überm Zufall“. Manch andere aber können durchaus als brauchbare Orientierung gelten. Immerhin, eine der verheißungsvollsten geht eigentlich immer in Erfüllung: „Wind im Mai verweht den Gram, der Juni wird danach stets warm.“
Eigentlich etwa zehn Tage später (Kalenderumstellung 1582) „Erst Mitte Mai ist der Winter vorbei.“ „Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.“ „Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.“
Besagt: Mitte Mai gibt’s eine letzte heftige Kälteperiode mit Nachtfrostgefahr. Daher mit dem Auspflanzen von Sommerblumen und der Aussaat empfindlicher Sämereien lieber bis nach den Eisheiligen warten.
Geht zurück auf: die Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia
Trefferquote: Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Eisheiligen-Regel noch eine sehr hohe Trefferquote. Obst- und Weinbauern entzündeten Mitte Mai große Feuer, damit sich der Rauchnebel schützend um Blüten und Triebe legte.
Heute gilt allerdings: Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 67 % wird es ab dem 20.5. (!) bis Monatsende nass und deutlich kühler. Das heißt, „neuerdings“ sollte man sich eher an dem um die Kalenderumstellung korrigierten Datum orientieren. Vor allem aber sind die späten, einst so gefürchteten Fröste zu Eisheiligen heute deutlich seltener und schwächer!
Vermutlich entstand die Regel während einer mittelalterlichen Kälteperiode. Von 950 bis etwa 1200/1300 gab es in der Klimageschichte eine mittelalterliche Warmzeit. Darauf folgte eine sogenannte Kleine Eiszeit, die vom Anfang des 15. bis ins 19. Jahrhundert hineinreichte.
In der Kleinen Eiszeit häuften sich sehr kalte, lang andauernde Winter, die nicht selten zu Hungersnöten führten. Seit dem Ende der Kleinen Eiszeit und erst recht seit dem Einsetzen der globalen Erwärmung sind die Vegetationsperioden aber länger und die frühjährlichen Frosteinbrüche deutlich seltener und weniger streng. So wurden zum Beispiel in Trier innerhalb der zehn Jahre von 1951 bis 1961 noch vier Frosttage im Mai gezählt – von 1991 bis 2006 gab es dagegen keinen einzigen mehr.
Der Grund für das oft schmuddelige Wetter Ende Mai (ob nun mit oder ohne Frost) ist übrigens in etwa der gleiche wie bei der Schafskälte: Anfang Mai sind die Temperaturen in Mitteleuropa bereits recht hoch. Doch einströmende Polarluft unterbricht diese Milde immer wieder. Ist der Himmel dabei klar (Wolken halten die Wärme des Tages), gibt’s Bodenfrost.
Besagt: Nach einer ersten sommerlich warmen Witterungsperiode im Mai stellen sich meist noch vor Mitte Juni empfindlich kühle (5–10 °C), wechselhafte und oft regenreiche Tage ein.
Geht zurück auf: Schafe sind bis Mitte Juni meist bereits geschoren und leiden dann unter dem Kälteeinbruch. Trefferquote: 89 %, mit nur sehr geringen regionalen Unterschieden!
Schafskälte entsteht durch die unterschiedlich schnelle Erwärmung von Landmassen und Meerwasser. Das Land ist Mitte Juni bereits stark erwärmt, das Meer noch relativ kalt. Das über Europa entstehende Tiefdruckgebiet führt daher von Westen Kaltluft des Atlantiks heran.
„Ist Siebenschläfertag ein Regentag, regnet’s noch sieben Wochen danach.“ „Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnet’s sieben ganze Wochen.“ „Ist Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.“
Besagt: Das Wetter am Siebenschläfertag hat sieben Wochen lang Bestand. Geht zurück auf: nicht auf die gleichnamige Schlafmaus, die angeblich sieben Monate des Jahres verschläft. Sondern auf sieben christliche Brüder, die im Jahre 251 in Ephesus wegen ihres Glaubens verfolgt wurden und sich in eine Höhle flüchteten. Auf Befehl des Kaisers Decius wurden sie dort eingemauert. So verschliefen die sieben die Zeit bis zum 27. Juni 446, als ein Bürger die Höhle als Schafstall nutzen wollte und die Mauer entfernen ließ. Die Brüder erwachten und fanden sich in einer inzwischen christlich gewordenen Stadt wieder. Die Bauern verbanden ihre Wetterbeobachtungen mit dieser Sage.
Trefferquote: durchschnittlich etwa 63 %, mit regionalen Unterschieden: Berlin 68,75 %, München 80 %, in Hamburg bzw. Norddeutschland aber nicht der Regel wert. Tatsächlich sind Prognosen, die am 7.7. erstellt werden, zuverlässiger als jene vom 27.6. Viel wichtiger als ein einzelner Tag ist für die Vorhersage aber der gesamte Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli!
Ende Juni/Anfang Juli hat sich der Verlauf des sogenannten Jetstreams festgelegt. Dabei handelt es sich um einen starken Wind von West nach Ost, der die gefürchteten Tiefausläufer des Atlantiks mit sich bringt. Verläuft er hoch im Norden, können sich in Mitteleuropa freundliche Azorenhochs durchsetzen. Verläuft er aber weiter südlich, gelangt Mitteleuropa in den folgenden Wochen unter den Einfluss von Tiefs, die über Nord- und Ostsee zu uns herüberziehen.
Weitere Bauernregeln und ihre Trefferquoten
Tiere spüren, wenn „etwas in der Luft liegt“. Bienen bleiben am Stock, und auch lästige Stechinsekten halten sich vorsichtshalber in Bodennähe auf:
„Wenn die Mücken im Schatten spielen, werden wir bald Regen fühlen.“
Schwalben folgen ihren Beuteinsekten, sodass entsprechend gilt:
„Wenn die Schwalben niedrig fliegen, wird man Regenwetter kriegen; fliegen sie bis in die Höh’n, bleibt das Wetter weiter schön.“
„Dem Korn unterm Schnee tut die Kälte nicht weh.“
Eine dichte Schneedecke ist ein Indiz für eine gute zukünftige Ernte. Denn die weiße Decke schützt die Vegetation vor extremer Kälte – obwohl sie selbst aus lauter Eiskristallen besteht. Doch durch zahlreiche Lufteinschlüsse zwischen diesen Kristallen wirkt der Schnee wie eine Isolierschicht, sodass der Boden auch in frostklaren Nächten kaum Wärme an die Luft abgibt.
Selbst bei extremen Minusgraden sinken die Temperaturen unter einer Schneedecke selten unter 5 °C. Nachteilig allerdings kann sich die weiße Pracht auswirken, wenn sie immer wieder schmilzt und neu gefriert, also verharscht. Dann entsteht eine harte, luftundurchlässige Schicht, die überwinternde Pflanzen wie Feldsalat oder Spinat faulen lässt.
„Regenbogen am Morgen macht dem Schäfer Sorgen, Regenbogen am Abend ist dem Schäfer labend.“
Diese Regel hilft zu orten, welchen Weg aktuelle Regenschauer nehmen werden: Ein Regenbogen entsteht durch Brechung und Reflexion der Sonnenstrahlen an Regentropfen, die ein gutes Stück entfernt fallen. Reflexion heißt Rückstrahlung, ihr Ausgangsort liegt also dem Betrachter gegenüber, der die „Hinstrahlung“ der Sonne im Rücken hat.
Ein Regenbogen gegenüber der östlichen Morgensonne kündigt demnach Schauer aus Westen an, während ein Regenbogen bei Abendsonne zeigt, dass die Schauer abziehen. Denn: Unsere Wetterrichtung ist meist von West nach Ost!
„Siehst du im März gelbe Blumen im Freien, magst getrost du Samen streuen.“
Der Aufdruck „Aussaat im März“ auf den Samentütchen ist eigentlich eine Metapher. Denn weniger der Monat, als vielmehr die Bodentemperatur ist für die kommenden Pflanzen entscheidend.
Die Saatgutproduzenten wollen mit dieser Angabe schlicht einen Zustand beschreiben, bei dem eine Bodentemperatur von 5–6 °C herrscht – und genau bei dieser Temperatur blüht in der Natur der Huflattich. Ein Blick auf ihn sagt also deutlich zuverlässiger als der Kalender, ob der Zeitpunkt für die „Märzsaaten“ tatsächlich bereits gekommen ist.
Bauernregeln allein sind, wie der Beitrag zeigt, nicht allzu zuverlässig und zudem oft langfristig orientiert. Wolkenbilder dagegen gehören zu den verlässlichsten Anhaltspunkten für die lokale, kurzfristige Wetterprognose – wenn man sie zu lesen weiß!
Leider treten die verschiedenen Wolkenarten oft in kunterbunter Gesellschaft auf. Ihre Unterscheidung ist nicht leicht, und der Wind treibt häufig sein wildes Spiel mit ihnen. Es braucht also ein wenig Übung, um aus den Schäfchen schlau zu werden.
Hier schon einmal eine Grundregel, die das Verhalten der Wolken über den Tag beschreibt:
„Frühe Gäste gehen auch früh, Mittagsgäste bleiben bis zum Abend.“
Kerstin Ackermann