Bei Heuschnupfen müssen Betroffene häufig niesen und sich die Nase putzen. [Foto: AdobeStock:Robert Kneschke]

Voraussichtliche Lesedauer:  30 Minuten

Heuschnupfen: Wenn die Augen ständig tränen

Schon früh im Jahr, ab Februar, beginnt die Pollenflug-Hauptsaison. Mit fortschreitendem Frühling, mehr Sonne und wärmeren Temperaturen steigt auch die Zahl derjenigen, für die die Zeit des Leidens beginnt. Leichtes Nasenkribbeln, starker Niesreiz, juckende Augen – solche Symptome quälen die vielen Pollen-Allergiker, die in Deutschland leben. Mehrere Millionen Menschen sind hierzulande betroffen. Wir verraten, was bei Heuschnupfen hilft und wann welche Pollen unterwegs sind.

Heuschnupfen: Symptome, die immer wieder auftreten

Heuschnupfen meint eine allergische Reaktion der oberen Atemwege auf Pflanzenpollen in der Luft. Die Pollenallergie-Symptome, die auf eine Heuschnupfenerkrankung hinweisen können, sind zum Beispiel:

  • Erschöpfung, Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Hautreizungen/Schwellungen
  • Juckende Nase
  • Fließschnupfen
  • Häufiges Niesen
  • Tränende, juckende und entzündete Augen

Manchmal ähneln die Symptome auch denen einer Erkältung, so können beispielsweise Halsschmerzen und Husten auftreten. Häufig fühlen sich Betroffene im Alltag stark eingeschränkt. Unbehandelt können sich die Beschwerden mit der Zeit verschlimmern und sich laut dem Gesundheitsinformationsdienst sogar zu einem allergischen Asthma oder einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung entwickeln.

Tipp: Auch wer unter leichten Heuschnupfensymptomen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen und sich beraten und bei Bedarf behandeln lassen. Denn ständiges Niesen, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche belasten nicht nur den Körper und das Wohlbefinden. Tatsächlich bergen sie auch Gefahren. Ein Beispiel: Wer durch die plagenden Symptome erschöpft ist, ist möglicherweise auch in seiner Fahrtüchtigkeit eingeschränkt. Ratsam ist es daher, das Auto zeitweise stehen zu lassen – zumindest so lange, bis ärztlicher Rat eingeholt wurde und Medikamente möglicherweise Linderung verschafft haben.

Was ist der Unterschied zwischen Heuschnupfen und Pollenallergie?

Heuschnupfen entsteht, weil das Immunsystem des Körpers auf Pflanzenpollen in der Luft überreagiert. Pollen zählen zu den Allergenen und in bestimmten Fällen nimmt der Körper sie als schädliche Substanzen wahr. Dann bildet das Immunsystem Antikörper gegen das Allergen. Diese Antikörper binden sich an bestimmte Zellen, welche dann beispielsweise Histamin freigeben, sobald der Körper noch mal Kontakt mit dem Allergen hat. Stoffe wie Histamin sind verantwortlich für die allergische Reaktion. Pollenallergie ist also nicht gleich Heuschnupfen, sondern der Heuschnupfen ist das Symptom der Allergie.

Heuschnupfen: Kinder zeigen immer häufiger Symptome

Die Anzahl derer, die an Heuschnupfen erkranken, steigt seit Jahren an. Jedes elfte Kind in Deutschland ist mittlerweile von der allergischen Reaktion auf Pollen betroffen. Ein Ansatz, mit dem Wissenschaftler versuchen, den drastischen Anstieg der Anzahl der Betroffenen in den vergangenen Jahrzehnten zu erklären, nennt sich Hygienehypothese. Sie sagt – vereinfacht ausgedrückt – aus, dass die hohen Hygienestandards der westlichen Welt dafür verantwortlich sein könnten. Kinder seien demnach heute immer weniger infektiösen Keimen und Mikroorganismen ausgesetzt. Ganz unwissenschaftlich ausgedrückt: Das Immunsystem sei weniger trainiert und reagiere beim Kontakt mit Allergenen dann empfindlicher als es sollte. Einen abschließenden Beweis für die Gültigkeit der Hypothese gibt es bislang aber nicht. In der Wissenschaft werden auch weitere Einflussfaktoren diskutiert, etwa die Veränderung der Ernährung mit mehr Fertigprodukten und industriell hergestellten Lebensmitteln, mehr Schadstoffe, denen man ausgesetzt ist, oder weniger körperlicher Aktivität, nur um ein paar Beispiele zu nennen.

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Was hilft gegen Heuschnupfen?

Mittel gegen Heuschnupfen gibt es mittlerweile zum Glück einige. Ist Heuschnupfen von einem Arzt oder einer Ärztin eindeutig via Pricktest diagnostiziert, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. So helfen beispielsweise laut dem Allergieinformationsdienst folgende Medikamente bei Heuschnupfen:

  • Antihistaminika
  • Glukokortikoide
  • Spezifische Immuntherapie
  • Cromone

Am bekanntesten sind wohl die sogenannten Antihistaminika im Kampf gegen den Heuschnupfen. Sie führen die Zellen in unserem Körper quasi an der Nase herum: Es gelingt ihnen, bestimmte Rezeptoren für den Stoff Histamin zu blockieren. Das heißt, dass die Zellen Histamin zwar noch ausschütten, aber andere Zellen dieses Histamin nicht mehr wahrnehmen können. Allergiker sollten beachten, dass Antihistaminika etwas müde machen können.

Piksen für die Diagnose

Ein Pricktest ist eine gängige Methode, um Allergien zu diagnostizieren. Dabei träufelt der Arzt oder die Ärztin auf eine markierte Hautstelle eine Lösung mit Allergenen. Danach ritzen sie die Haut dort minimal ein, sodass die Allergene in den Körper eindringen können. Besteht eine Allergie, fängt die Haut an der Stelle an zu jucken, rötet sich und bildet Quaddeln.

Glukokortikoide sind bekannt unter dem Namen Cortison. Als Nasenspray lindert es Entzündungen und stoppt den Fließschnupfen. Cortison gehört zurzeit zur Standardbehandlung bei Heuschnupfen und kann als Nasenspray Nebenwirkungen wie Nasenbluten oder trockene Schleimhäute hervorrufen.

Langfristige Erfolge

Mit einer Spezifischen Immuntherapie kann es sogar gelingen, den Heuschnupfen auf lange Sicht in den Griff zu bekommen. Bei dieser Form der Therapie nehmen Betroffene bewusst in bestimmten Abständen in Form von Tropfen oder Tabletten das Allergen zu sich, auf das sie am stärksten reagieren. Mit der Zeit gewöhnt das Immunsystem sich an den Stoff und reagiert immer weniger bis gar nicht mehr darauf. Solch eine Therapie, auch Hyposensibiliserung genannt, dauert in der Regel bis zu drei Jahre.

Heuschnupfen: Frühschwangerschaft und Schwangerschaft verbietet nicht alle Medikamente

Cromone sind laut dem Allergieinformationsdienst die mildeste Medikamentenvariante und sind daher oft das Mittel der Wahl für Schwangere. Cromone schaffen es, die Ausschüttung von Histamin aus bestimmten Zellen zu unterbinden und verhindern dadurch allergische Reaktionen.

Tipp: Schon bevor die ersten Pollen fliegen, sollten Betroffene Cromone in Form von Augentropfen oder Nasenspray nehmen.

Pflanzliche Mittel bei Heuschnupfen nur als Ergänzung

Wer seinen Körper zusätzlich zur ärztlich betreuten Therapie auch noch mit Hausmitteln gegen Heuschnupfen unterstützen möchte, hat ebenfalls ein paar Möglichkeiten. So hilft es einigen Betroffenen beispielsweise, eine Nasendusche mit Kochsalzlösung durchzuführen. Der Allergieinformationsdienst weist allerdings darauf hin, dass Studien den positiven Effekt solcher Nasenspülungen noch nicht eindeutig belegen können.

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Es muss allerdings nicht immer ein Heuschnupfen-Naturmittel sein, mit dem Sie sich Ihr Leben erleichtern. Heuschnupfen-Hausmittel können auch bestimmte Verhaltensweisen sein, die Sie zur Pollenflug-Zeit befolgen sollten. Darunter fallen zum Beispiel:

  • Fenster und Türen tagsüber geschlossen halten
  • Lüften auf dem Land am besten abends, dann ist dort die Pollendichte am geringsten
  • Lüften in der Stadt am besten morgens, dann sinken dort die Pollen zu Boden
  • jeden Abend Haare waschen
  • Kleidung jeden Tag wechseln und waschen
  • Kleidung nicht im Schlafzimmer, sondern an einem anderen Ort ablegen
  • Bettwäsche mindestens einmal pro Woche waschen
  • Urlaubsorte nach Stärke des Pollenflugs auswählen

Bei einer leichten Pollenallergie lassen sich allergische Reaktionen mit diesen Tipps schon etwas besser in den Griff bekommen. Wohltuend können auf pflanzliche Mittel bei Heuschnupfen sein, wie etwa frischer Ingwer und Honig im Tee. Das sollte bei Heuschnupfen Halsschmerzen lindern.

Welche Pollen fliegen jetzt?

Wer sich gefragt hat „Welche Pollen fliegen zur Zeit?“, der bekommt eine eher ernüchternde Antwort. Denn die Pollen-Hochsaison streckt sich von Februar bis September, das Frühjahr ist also voll betroffen. In dieser Zeit leiden Allergiker*innen vor allem unter den Pollen von Birken, Buchen, Eichen, Eschen, verschiedenen Gräsern, Beifuß und Ambrosia. Doch auch in den eher pollenschwachen Monaten ist die Luft nicht komplett rein.

Frühblühende Hasel macht im Dezember den Anfang

Besonders früh im Jahr finden sich Spuren der Haselblüte in der Luft. Nicht umsonst orientiert sich der phänologische Kalender an diesem Frühblüher: Sobald die männlichen Blütenstände zu sehen sind, beginnt der sogenannte Vorfrühling. Aufgrund des Klimawandels und der immer wärmeren Winter hierzulande kann das mitunter sogar schon im Dezember der Fall sein. Für Allergiker und Allergikerinnen ist das keine gute Nachricht, denn für sie beginnt damit die Pollensaison noch früher oder klingt nie ab.

Als Familienmitglied der Birkengewächse ist die Gemeine Hasel in Deutschland weit verbreitet. Bei den lang herabhängenden Blütenständen, auch Kätzchen genannt, handelt es sich um männliche Blüten. Das weibliche Pendant ist eine kleine Knospe mit einer leicht hervorschauenden roten Narbe. Die Hasel ist also einhäusig, da männliche und weibliche Blüten an einer Pflanze vorkommen.

Zu sehen ist ein Blütenstand der Haselnuss und eine Frau, die sich die Nase putzt.
Der Haselnussbaum blüht teilweise schon im Dezember und löst Heuschnupfen aus. [Foto: AdobeStock_schulzie]

Tipp: Der Naturschutzbund Deutschland empfiehlt die Hasel besonders für naturnah gestaltete Gärten. Sie ist schnittverträglich, wächst recht schnell heran und bietet Insekten schon früh im Jahr Nahrung. Allergiker, die auf die Allergene der Hasel ansprechen, sollten diese Pflanze jedoch am besten nicht in ihren Garten pflanzen.

Die Erle kurz nach der Hasel

Nicht zu vergessen ist zu Beginn des Jahres auch die Erle. Sie gehört ebenfalls zur Familie der Birkengewächse und blüht bereits ab Ende Dezember und Anfang Januar. Die Erle ist einhäusig, bildet also sowohl männliche als auch weibliche Blüten an einer Pflanze. Die Blütenstände ähneln denen der Hasel, nur sehen männliche und weibliche bei der Erle gleich aus.

Erlen wachsen besonders häufig in feuchten Gebieten. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland kann die Erle auch unter Wasser Wurzeln bilden und regelt ihren Luftaustausch über große Poren im Kork an der Stammbasis. Ein weiterer Trick hilft der Erle, unter Wasser genügend Nährstoffe aufzunehmen: Die Erle lebt in Symbiose mit einem Bakterium, das in seinen Wurzeln lebt. Dieses Bakterium speichert Stickstoff aus der Luft und stellt es so dem Baum zur Verfügung. So gelingt es der Pflanze, auch an nährstoffarmen Plätzen zu überleben.

Besonders wohl fühlen sich in der Nähe von Erlen beispielsweise die Sumpfmeise oder der Schwarzstorch. Da sie allerdings bis in den Juli hinein blühen kann, sollten Allergiker und Allergikerinnen auch diese Pflanze für ihren Garten nicht in Betracht ziehen.

Zu sehen sind Blütenstände der Schwarzerle, deren Pollen vom Wind davongetragen werden.
Der Wind verteilt die Blütenpollen der Schwarzerle. [Foto: AdobeStock_Jürgen Kottmann]

Achtung: Nach Hasel und Erle kommen die Pollen der Pappel, Weide und Esche dazu. Dicht darauf, teils auch gleichzeitig folgen Birke und Hainbuche.

März, April und Mai bringen die meisten Pollen

Ist das Frühjahr erstmal so richtig im Gang, kommt für Allergiker die schwerste Zeit. Denn März, April und Mai ist die Hochsaison für die meisten Pollen. Besonders hoch konzentriert ist in diesen Monaten folgender Blütenstaub in der Luft:

  • Pappel
  • Weide
  • Esche
  • Hainbuche
  • Buche
  • Birke
  • Eiche
  • Kiefer

In dieser Zeit können auch schon Gräser unterwegs sein, doch ist der Pollendichte meist im Hochsommer im Juni, Juli und August am höchsten. Besonders die Pappelpollen machen sich im Frühjahr bemerkbar, wenn sich überall in der Luft und auf dem Boden die watteweiche, weiße Pappelwolle verteilt. Diese Wolle löst aber nicht die eigentliche Allergie aus, denn sie enthält keine Allergene. In der Wolle sind nur die Samenfäden der Früchte enthalten, die allerdings keine Niesattacken auslösen.

Im Sommer und Herbst kommen Gräser und Kräuter

Das Frühjahr ist längst um und viele Allergiker und Allergikerinnen hoffen, jetzt endlich aufatmen zu können. Doch Gräser und Roggen machen diesen Menschen besonders im Sommer und Herbst zu schaffen. Auch Wildkräuter wie Brennnessel, Beifuß oder Wegerich sind bis in den späten Herbst pollentechnisch aktiv.

Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst empfiehlt besonders bei der sogenannten Beifuß-Ambrosie im Garten wachsam zu sein. Die Ambrosie ist nicht zu verwechseln mit dem Beifuß, trägt aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeiten aber seinen Namen. Von Juni bis Oktober sollten Gärtnerinnen und Gärtner Beet und Rasen regelmäßig auf die Pflanze kontrollieren. Entdecken Sie eine Ambrosie, ist es wichtig, sie samt Wurzel zu entfernen. Sonst bildet sich an der Schnittkante schnell ein weiterer Arm der Pflanze. Tragen Sie dabei auf jeden Fall Handschuhe und stecken die Pflanzenteile danach in einer Plastiktüte in den Restmüll.

Pollenkalender: Das erleichtert die Tagesplanung

Wer sich fragt „Welche Pollen fliegen jetzt?“, der sollte einen Blick auf den Pollenflug-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes oder die Wochenprognose des Pollenflugs Deutschland von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst werfen. Dort lässt sich ablesen, wie stark die Pollenbelastung ist und welche Pflanzenpollen gerade vermehrt in der Luft sind – Allergiker*innen können dann mit diesem Heuschnupfen-Kalender entsprechend ihren Tag planen.

Was für Allergiker*innen ein Graus ist, ist für die Natur lebenswichtig: Ohne Pollen, die Insekten oder der Wind von Pflanze zu Pflanze tragen, gibt es keine Bestäubung. Wie Insektenbestäubung genau funktioniert, lesen Sie hier: Insektenbestäubung: So finden Hummel und Co. zur Blüte.

ANNA KATHARINA KÜSTERS

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