Nachts gehen sie auf Patrouille, um Raupen und Schnecken nachzustellen: die Laufkäfer. Etwa 760 Arten sind in Mitteleuropa heimisch. Und ihr wertvoller Beitrag zum Pflanzenschutz ist schon lange kein Geheimnis mehr. Wir möchten Ihnen den flinken Nützling genauer vorstellen und erklären, was es braucht, damit er sich vielleicht auch in Ihrem Garten wohlfühlt.
Laufkäfer – voraussichtliche Lesedauer: 3 Minuten
Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts rief Carl von Linné dazu auf, sich den Großen Puppenräuber, eine überaus nützliche Art unter den Laufkäfern, in den Garten zu holen. Damit er „jede Nacht auf die Bäume klettern und dort grausam mit den Raupen hantieren und sie dort in kurzer Zeit vertilgen” möge.
Der Große Puppenräuber (Calosoma sycophanta) macht Jagd auf allerlei schädliche Falterraupen, vor allem aber auf die des Eichen-Prozessionsspinners. Als ob Linné geahnt hätte, wie überaus lästig dieser Schädling einmal werden würde.
Pro Saison vertilgt ein Puppenräuber etwa 400 Raupen und Puppen, auch seine Larven sind eifrige Jäger. „Grausam mit den Raupen hantieren” tun die Laufkäfer dabei, zumindest nach menschlichem Empfinden, tatsächlich: Anstatt die Beute rasch herunterzuschlucken, wird sie mit zersetzendem Magensaft eingespeichelt — und die so verflüssigte Nahrung schließlich aufgesogen.
Linné riet damals dazu, in „dichte(n) Wäldern, wo Stämme und Stümpfe fast verfault herumliegen (…) diese entzwei” zu reißen und in ganzen Stücken im heimischen Garten abzulegen. Denn das morsche Totholz dient den Laufkäfern als liebster Unterschlupf und Eiablageplatz.
Doch aufgepasst:
Selbst wenn Sie heutzutage in einem naturnahen Wald auf entsprechendes Material stoßen sollten, dürfen Sie es nicht mehr entnehmen. Auch der Puppenräuber selbst steht unter Naturschutz und darf nicht umgesiedelt werden. Bleibt also nur, ihn freiwillig in den Garten kommen zu lassen …
Wie alle anderen Laufkäfer mag der Puppenräuber es etwas ungepflegter. Es muss nicht gleich morsches Totholz herumliegen, doch dunkle, feuchte Unterschlupfmöglichkeiten sind ein Muss. Diese finden sich in Laub-, Reisig- und Steinhaufen, in Trockensteinmauern, Wildstrauchhecken und hohen Wiesen. Auch Bodendecker im Beet oder eine Schicht Laubmulch helfen den Käfern.
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Am wichtigsten jedoch ist der konsequente Verzicht auf Schädlingsbekämpfungsmittel. So darf selbst der für den Menschen gefährliche Eichen-Prozessionsspinner nur im Ausnahmefall mit der chemischen Keule bekämpft werden. Baumpfleger vernichten das Schädlingsheer, sofern die Laufkäfer es nicht alleine schaffen, durch Absammeln bzw. Absaugen der Nester oder durch das Ausbringen parasitärer Nematoden.
Beide Maßnahmen empfehlen sich übrigens auch dann für den Hobbygärtner, wenn er mit anderen Lästlingen wie Schnecken konfrontiert ist … wobei Nematoden nur gegen gefräßige Ackerschnecken, nicht gegen noch gefräßigere Wegschnecken helfen.
Zum Glück stehen diese, und vor allem ihre Eigelege, auf der Speisekarte gleich mehrerer anderer Laufkäferarten, darunter Goldlaufkäfer (Carabus auratus) und Goldleiste (Carabus violaceus). Wo sie auftauchen, sollte man auf die — ohnehin sehr zweifelhafte — Bierfalle zur Schneckenbekämpfung verzichten. Oder diese zumindest einen Zentimeter weit aus dem Boden ragen lassen: Die Schleimer überwinden die Hürde mühelos. Die flinken Käfer aber werden vor einem rauschhaften Absturz so sicher geschützt.
KERSTIN ACKERMANN
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