Wer einen Schmetterling in Ruhe beobachten kann, kann sich glücklich schätzen. Denn oft landen die filigranen Tiere bei ihrer Suche nach Nahrung nur kurz an einem Ort und fliegen dann weiter. Mit den richtigen Pflanzen für Schmetterlinge im Garten locken Sie die Insekten jedoch an und bieten ihnen gleichzeitig Lebensraum.
Pflanzen für Schmetterlinge – voraussichtliche Lesedauer: 9 Minuten
Schmetterlinge haben es längst nicht mehr so leicht wie früher. Seit Jahren gehen die Population und die Artenvielfalt der bunten, in der Luft tanzenden Tiere zurück. Schuld daran ist in den meisten Fällen der Mensch, der den Tieren mit fortschreitender Erschließung der Landschaft den Lebensraum nimmt. Darüber hinaus verringert der Einsatz von Pestiziden ihre Überlebenschance. Als passionierter Gärtner oder leidenschaftliche Gärtnerin lässt sich gegen den rückläufigen Trend der Schmetterlingspopulation allerdings etwas unternehmen. Denn wer seinen Garten möglichst naturnah gestaltet, der bietet Schmetterlingen eine neue Heimat mit genügend Nahrung und Schutz für seine Raupen.
Artenvielfalt geht stark zurück
Innerhalb eines Jahrzehnts ist die Artenvielfalt bei Schmetterlingen in Deutschland um zehn Prozent zurückgegangen – das ist das ernüchternde Ergebnis einer Studie zur Artenvielfalt der Schmetterlinge des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung von 2018. Die Forschenden ermittelten dieses Ergebnis aus dem von 2005 bis 2015 laufenden Tagfalter-Monitoring Deutschland. Dabei gingen sogenannte Bürgerforschende von April bis September jeden Tag eine ihnen zugeordnete Strecke ab und schrieben sich jeden Tagfalter auf, den sie entdecken konnten. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung wählte aus den Strecken 245 aus und konzentrierte sich auf 122 leicht erkennbare Tagfalterarten. Die Teststrecken lagen sowohl in ungeschützten Gebieten als auch in Naturschutzgebieten. Dadurch konnten die Wissenschaftler*innen ermitteln, ob Naturschutzreservate einen Einfluss auf den Rückgang der Artenvielfalt hatten oder nicht. Der Rückgang der Artenvielfalt machte den Ergebnissen nach jedoch auch vor geschützten Gebieten nicht halt. Allerdings konnten Beobachtende in Naturschutzgebieten und an deren Rändern mehr Tagfalter entdecken als in ungeschützten Gebieten.
Der erste und wichtigste Schritt bei der Planung eines Schmetterling-Gartens ist, sich auf heimische Pflanzen zu konzentrieren. Natürlich dürfen auch exotische Exemplare den Weg ins Beet finden. Grundsätzlich sollten nektarreiche, heimische Pflanzen jedoch im Garten dominieren. Ihr großer Vorteil ist, dass diese Pflanzen meist sehr pflegeleicht sind und mit den vorhandenen Bodenbedingungen bestens zurechtkommen. Gärtner*innen helfen also nicht nur den Schmetterlingen, sondern sparen sich zeitgleich sogar Arbeit.
Abwechslung ist bei einem naturnahen Garten ebenfalls garantiert, denn die Vorlieben der Schmetterlinge sind vielfältig und lassen sich mit verschieden gestalteten Biotopen umsetzen. So lässt sich beispielsweise eine heimische Hecke pflanzen, ein Kräuterbeet anlegen, ein Staudenbeet gestalten und ein Teil der Rasenfläche in eine Blumenwiese umwandeln. An allen Plätzen fühlen sich Schmetterlinge wohl und finden Nahrung.
Tipp: Wer einen Teil seines Rasens in eine Blumenwiese umwandeln möchte, sollte zu Beginn den Nährstoffgehalt dieses Abschnitts etwas senken. Heimische Wildblumen wachsen besonders gut auf kargem Untergrund. Deswegen lohnt es sich, die Grasnarbe zuerst zu entfernen und dann den darunterliegenden Boden mit etwas Sand zu durchmischen. So haben die Wildblumen den perfekten Untergrund, um zu wachsen und kräftig zu blühen.
Heimische, blühende Pflanzen sind für Schmetterlinge aufgrund ihrer ungefüllten Blüten wichtig. Das bedeutet, dass ihre Blüten nicht bis in den Kern hinein mit Blütenblättern gefüllt sind, sondern sich in ihrer Mitte noch viel Nektar und Pollen befinden. Schmetterlinge bevorzugen dabei Blüten, die möglichst tiefe Blütenröhren haben. Mit ihrem ausgestülpten Rüssel gelangen sie dort besonders gut an den versteckten Nektar.
Wichtige Bestäuber
Schmetterlinge übernehmen im Ökosystem als sogenanntes Bestäuberinsekt eine wichtige Rolle. Pflanzen mit besonders langen Blütenhälsen, die von anderen Insekten wie Bienen nicht angeflogen werden, sind auf die Bestäubung von Schmetterlingen angewiesen. Für Schmetterlinge sind die bis zu vier Zentimeter tiefen Blütenhälse kein Problem, sie nutzen ihren Rüssel, um den wertvollen Nektar vom Boden des Blütenhalses aufzusaugen. Gleichzeitig bestäuben sie damit die Pflanze und sorgen für deren Fortbestand. Doch nicht nur Tagfalter sind wichtige Bestäuber, auch Nachtfalter übernehmen diese Rolle. Sie schaffen es zum Teil sogar, Nektar aus 20 Zentimeter tiefen Blütenhälsen zu gewinnen.
Schmetterlinge flattern im besten Fall vom Frühjahr bis in den Herbst durch den Garten. Das bedeutet aber auch, dass sie bis auf die Winterzeit Nahrung finden müssen. Für die Planung eines naturnahen Gartens mit Pflanzen für Schmetterlinge bedeutet das, dass immer etwas blühen muss. Im Frühjahr eignen sich beispielsweise Margeriten, Schlüsselblumen und Blaustern als Schmetterlingspflanzen, im Herbst liefert die Fetthenne noch genügend Nektar vor dem Winter.
Die beste Gartenplanung hilft den Schmetterlingen wenig, wenn Gärtner*innen nicht beachten, dass das Reich der Schmetterlinge groß ist und die verschiedenen Tiere unterschiedliche Bedürfnisse haben. Bei der Auswahl der Pflanzen für Schmetterlinge müssen Gärtner*innen drei Gruppen unterscheiden:
Zu den bekanntesten Tagfaltern gehören beispielsweise der Admiral, der Aurorafalter, der Kleine Fuchs, der Distelfalter, das Tagpfauenauge und der Zitronenfalter. Über 80 Prozent der hierzulande lebenden Schmetterlinge sind Nachtfalter und flattern erst nach Anbruch der Dunkelheit durch den Garten. Wichtige Vertreter der Nachtfalter sind zum Beispiel der Birkenspanner, das Kleine Nachtpfauenauge, das Taubenschwänzchen und der Frostspanner.
Die Gruppe der Raupen ist meist am unscheinbarsten, aber genauso wichtig wie die ausgewachsenen Tiere. Tag- und Nachtfalter wie auch die Raupen brauchen auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Pflanzen, um überleben zu können. Im Garten sollte das Nahrungsangebot also für jede Gruppe abgedeckt sein.
Um tagsüber in Ruhe dem flatternden Treiben über den Stauden- und Kräuterbeeten zuschauen zu können, braucht es für die Tagfalter im Garten nicht nur Pflanzen mit langen Blütenhälsen, sondern auch mit bunten Blüten. Besonders gerne fliegen Tagfalter rote, blaue oder gelbe Blüten an. Die blaublühende Kugeldistel (Echinops) ist daher die perfekte Schmetterlingspflanze. Die Kugeldistel stammt zwar ursprünglich aus Eurasien und Afrika, ist mittlerweile hierzulande aber schon so lange Bestandteil der Pflanzenwelt, dass sie durchaus im Garten blühen darf. Sie wächst besonders gut auf eher trockenem und kargem Boden und bietet nicht nur den Schmetterlingen einen Vorteil. Auch optisch macht sie was her, denn der Blütenkopf der Kugeldistel erinnert an den Kopf eines blauen Lollipops.
Auf feuchten, sehr nährstoffreichen Böden, an die Sonnenlicht dringt, können Gärtner*innen sich auf die heimische Bach-Kratzdistel verlassen. Sie wächst besonders in Teichnähe gut heran und hat kein Problem mit längeren Regenperioden. Allgemein sind Disteln immer eine gute Wahl im Garten, denn Schmetterlinge lieben diese Pflanzen und ihre Blüten. Der Distelfalter trägt diese wichtige Pflanze sogar im Namen und lässt sich an Disteln wunderbar beim Nektarsammeln beobachten.
Ebenfalls beliebt bei Tagfaltern sind Judastaler, Prachtscharte, Steinkraut, Blaukissen, Lavendel, Zinnie und Phlox. Diese Pflanzen lieben die Sonne und wachsen besonders gut auf nahrhaftem, gleichmäßig feuchtem Boden. Wer auch anderen Insekten eine Freude machen will, pflanzt sich Wasserdost ins Beet. Die Pflanze kann bis zu zwei Metern hoch wachsen und macht sich im Beet besonders in den hinteren Reihen als hoher, blühender Abschluss eines Blütenmeeres gut.
Ein großer Teil der Schmetterlinge taucht im Gartenleben tagsüber kaum auf: die Nachtfalter. Diese Tiere orientieren sich nicht etwa an der Blütenfarbe ihrer Nektarspender, denn im Dunkeln lassen sich Blau und Rot kaum mehr unterscheiden. Sie lassen sich viel mehr vom Duft der Blüten anlocken. Pflanzen, die auf die Bestäubung durch Nachtfalter angewiesen sind, öffnen sich in der Dämmerung und verströmen dann einen intensiven, süßlichen Geruch. Besonders anziehend wirken auf Nachtfalter folgende Pflanzen:
Gärtner*innen, die abends auf der Terrasse sitzen und den Ausblick in den dunkler werdenden Garten genießen, wehen diese Pflanzen garantiert einen angenehmen, sommerlichen Duft entgegen. Wieder einmal profitieren also sowohl Tiere als auch der Mensch von der richtigen Bepflanzung.
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Die Raupen der Schmetterlinge sind hoch spezialisiert, wenn es um ihre Nahrung geht. So steht und fällt die Population unserer häufigsten Tagfalter mit der Brennnessel. Viele Schmetterlingsraupen fressen ausschließlich die Blätter des oft als Unkraut verschrienen Krauts. Dabei tummeln sie sich nicht alle auf denselben Pflanzen: Der Kleine Fuchs legt seine Eier an Brennnesseln ab, die sonnig-trocken stehen. Das Tagpfauenauge dagegen an Brennnesseln im luftfeuchten Halbschatten. Beim nächsten Unkrautjäten lohnt es sich also, ein paar der Stängel stehen zu lassen. Ohne sie haben die Schmetterlinge keine Überlebenschance.
Nicht alle Raupen leben allerdings auf der Brennnessel. Die Raupen des Schwalbenschwanzes bevorzugen die Wilde Möhre oder Petersilie. An Gräsern lassen sich vor allem Raupen von Schachbrett und Ochsenauge finden, und auf Fuchsien krabbeln häufig die Raupen des Mittleren Weinschwärmers herum.
Schmetterlingsraupen profitieren außerdem von folgenden Pflanzen als Lebensraum und Nahrung:
Im Hinterkopf müssen Gärtner*innen auch behalten, dass die Raupen der Schmetterlinge exotische Pflanzen und Gewächse für sich kaum nutzen können. Heimische Arten sind also Grundvoraussetzung für einen schmetterlingsreichen Garten.
Es muss nicht immer das Blumenbeet sein, das für genügend Schmetterlingsnahrung sorgt. Auch Gehölze sind eine gute Futterquelle und liefern vor allem dann Nektar, wenn viele Blumen schon nicht mehr blühen. So etwa der Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch (Heptacodium miconioides). Der Hauptflor erscheint im August bis November. Dem nahenden Winter hält der bis zu vier Meter hohe, äußerst robuste Strauch dazu noch einen zarten Sommerduft entgegen. Auch der Knopfbusch (Cephalanthus occidentalis) dient als spätblühendes Gehölz als Nahrungslieferant, wenn andere Quellen bereits versiegt sind.
Schmetterlinge beschränken sich in ihrem Lebensraum natürlich nicht nur auf große Gärten. Die Pflanzenauswahl auf dem Balkon kann genauso entscheidend und wichtig sein für das Überleben der Tiere. Gärtner*innen müssen sich lediglich an etwas kleineren Pflanzen für Schmetterlinge orientieren, damit ihnen das Grün nicht über das Balkongeländer wächst. Gut eignet sich zum Beispiel die Zwergform ‘Buzz’ des Sommerflieders. Sie erreicht maximal eine Höhe von 1,2 Metern und erträgt sogar pralle Sonne auf einem Südbalkon. Daneben wächst auch die Knautie bei Hitze gut heran und belohnt Pflanzenfans und Schmetterlinge bei guter Pflege von Juni bis zum ersten Frost mit prächtigen hellvioletten und weinroten Blüten.
Folgende Pflanzen für Schmetterlinge eignen sich außerdem für einen Balkon:
Wie klein oder groß Ihr Balkon auch sein mag: Mit der richtigen Planung findet sich für jeden Außenbereich die passende Bepflanzung. Wer die richtigen Pflanzen auswählt, kann auch jeden Winkel seines Balkons nutzen.
ANNA KATHARINA KÜSTERS
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