Wildbienen werden häufig unterschätzt. Dabei leisten auch sie Beachtliches. Zwar produzieren sie keinen leckeren Honig wie ihre berühmte Verwandten. Vielmehr nehmen sie eine wichtige Rolle als Bestäuber für Wild- und Kulturpflanzen ein. So sichern sie nicht nur deren Überleben, sondern leisten einen wesentlichen Beitrag in der Sicherung unserer Ernten. Doch Wildbienen sind bedroht. Erfahren Sie hier, was Sie für die fleißigen Helferlein tun können – denn nun ist Ihrerseits Hilfe gefragt!
Nicht alle Bienen produzieren Honig? Bei manch einem mag das für Verwunderung sorgen. Tatsächlich gibt es neben den Honigbienen aber noch viel mehr Arten. Dennoch sind auch die sogenannten Wildbienen überaus wichtig, denn sie stehen für Artenvielfalt! Viele Menschen wissen gar nicht, dass es diese Einzelgänger gibt – und das ist kaum verwunderlich. Denn sie fliegen buchstäblich unter unserem Radar. Etwa 75 Prozent der Arten legen ihre Nester im Boden an – und sind für uns selten zu sehen.
Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen Wildbienen damit, erstaunliche Nester zu bauen, Eier zu legen und Pflanzen zu bestäuben. Ihre Rolle dabei ist weitaus größer, als bislang angenommen. Ein Viertel aller Wildbienen lebt als Spezialisten in enger Symbiose mit „ihrer Wildpflanze“. Das heißt, sie ist auf Pollen ganz bestimmter Pflanzen angewiesen und kümmert sich daher genau um deren Fortbestehen. So sichern die kleinen Insekten das Überleben zahlloser Wildpflanzen.
In Mitteleuropa gibt es 750 Bienenarten, davon ca. 560 Arten in Deutschland. Nur wenige von ihnen betreiben nach der Eiablage noch Brutpflege oder bilden erste primitive Staaten. Zu diesen staatenbildenden Insekten, in denen die Töchter der Mutter bei der Aufzucht der folgenden Generationen helfen, gehören etwa auch die 70 Hummelarten in Mitteleuropa (41 davon in Deutschland). Wobei Hummeln wiederum ebenfalls zur Familie der Bienen gehören.
Die viel häufiger vorkommenden Arten sind Solitärbienen, also die Einzelgänger unter den Bienen. Doch ihre Bestände nehmen dramatisch ab: Wildbienen mangelt es an Nahrung und an Nistressourcen. Bienenschutz wird daher immer wichtiger. Unterstützen wir deshalb die einzelgängerischen Verwandten der Honigbienen und geben ihnen etwas Wildnis zurück.
Nistplätze als Ersatzlebensraum sind ein kleiner Schritt zur Bienenhilfe: Wildbienen sind an vielfältige Nisthabitate angepasst und lassen sich, von einigen hoch spezialisierten Arten abgesehen, grob in drei Kategorien einteilen: Altholznister, Stängelnister und Bodennister. Es muss dabei nicht immer gleich ein selbstgebautes Insektenhotel sein. Effektiv helfen kann man schon mit kleinem Aufwand.
Die Altholznister nutzen alte Käferbohrungen abgestorbener Bäume. Nur die Große Holzbiene (Xylocopa violacea) nagt daumendicke Gänge für ihre Nester selbst. Alte Bäume mit abgestorbenen, aber stabilen Holzpartien sollten Sie daher nicht entfernen, sondern im Garten stehen lassen. Müssen Sie den Baum aus Sicherheitsgründen fällen, können Sie dickere Äste und Stammpartien auch in einer besonnten Ecke des Gartens senkrecht aufstellen. Diese Hölzer können Sie genauso gut für die Ausstattung einer Wildbienennisthilfe nutzen. Nach dem Baumschnitt im Winter können Sie darüber hinaus Holz aufschichten und sich selbst überlassen. Der Stapel sollte von einer Seite besonnt sein, und ein Dach schützt vor Regen.
Abgelagertes Laubholz:
Bohren Sie Gänge von 5 bis 10 cm Tiefe, mit unterschiedlichen Durchmessern von 2 bis 9 mm. Bohren Sie nicht ins Stirnholz, wo die Jahresringe sind, sondern dort, wo ursprünglich die Rinde war. Grobfaseriges und harzendes Nadelholz ist ungeeignet.
Die Bodennister (75 Prozent der Wildbienen) benötigen offene Bodenstellen, eine lückige Grasnarbe, Sandflächen, Steilwände oder Abbruchkanten, um ihre Nester im Boden anzulegen. Wollen Sie den Bodennistern helfen, könnten „Sandinseln“ für sie anlegen.
Die Stängelnister bauen ihre linearen Nester in markhaltigen oder hohlen Stängeln. Die marknagenden Wildbienen nehmen allerdings nur einzelne senkrecht (!) orientierte Stängel von Brombeere, Holunder, Distel, Königskerze, Heckenrose, Kletten, Beifuß und Karde an. Schneiden Sie daher nach der Blühperiode mit der Gartenschere die Stängel im oberen Bereich an, um das Mark freizulegen.
Mit diesen Alternativen können Sie Stängelnistern helfen:
Statt die von den Blüten befreiten Stängel stehen zu lassen, können Sie die markhaltigen Stängel als lange Stücke zuschneiden. Anschließen sollten Sie sie möglichst einzeln senkrecht bzw. leicht schräg an sonnigen, windgeschützen Stellen (beispielsweisse am Zaun) fixieren.
Standort: Nisthilfen an einem besonnten Platz – am besten südost-/südwestexponiert – in Kopfhöhe anbringen. Achten Sie bei hohlen Stängeln wie Schilf, Stroh und Bambus auf eine waagerechte Ausrichtung der Gänge, wenn Sie Hauswand, Zaunpfahl oder Balkonbrüstung nutzen.
Achtung! Die Oberflächen der Holzbohrung und Bambuszuschnitte jeweils mit feinem Schmirgelpapier glätten. Ein Kaninchendraht im Abstand von 5–10 cm schützt im Winter die Nisthilfe vor hungrigen Vögeln wie Spechten oder Meisen.
Darüber hinaus können Sie Bienen auch bei der Futtersuche unterstützen. Lesen Sie hier, welche bienenfreundlichen Stauden im Garten nicht nur Bienen und andere Insekten, sondern auch den Menschen erfreuen.
Beim NABU-Projekt „Insektenfreude mit regionalen Wildpflanzen” geht es darum, regionale Wildpflanzen zurück in unsere Gärten zu bringen, damit die Insekten vor Ort beste Bedingungen vorfinden. Dr. Markus Phlippen verrät mehr dazu.
Dr. Markus Phlippen ist promovierter Biologe und Buchautor. Seit Jahrzehnten ist er als TV-Gartenexperte im WDR bekannt. Er ist der wissenschaftliche Leiter von Gardify, einer Garten-App für Hobby- und Profigärtner, die unter anderem einen To-do-Kalender bereithält, Pflanzen scannt und bestimmt, das Garten-Wetter präsentiert und in der Kategorie „Pflanzen-Doc“ Nutzer-Fragen zu Pflege, Krankheiten und Schädlingsbefall beantwortet.
Wildbienen unterscheiden sich von Honigbienen, in ihrer Größe ist die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) aber durchaus mit der Honigbiene vergleichbar. Sie schlüpft im Spätsommer, beginnt im September mit dem Nestbau und fliegt oft bis Anfang November. Sie ist auf Efeupollen als Larvennahrung spezialisiert. Diese seltene Wildbienenart ist in Mitteleuropa nur sehr lokal verbreitet. Sie kann aber unter günstigen klimatischen Bedingungen und bei reichem Efeubewuchs gelegentlich in Massen auftreten. In Deutschland war sie nur am Kaiserstuhl und in der Oberrheinebene bekannt. Mittlerweile findet man sie auch im südlichen Niedersachsen oder am Bodensee. Sie wurde erst 1993 als eigene Seidenbienenart von Konrad Schmidt und Paul Westrich beschrieben. Eine weitere Verwandte ist die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius), die früher häufig in Mitteleuropa vorkam, mittlerweile aber stark gefährdet ist.
Was man über die Efeu-Seidenbiene wissen muss
Die Efeu-Seidenbiene gilt als Vorbotin des Herbstes. Hier ein Überblick über Wissenswertes zu dieser Wildbienenart.
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