Sie möchten Beeren einkochen? Klar! Beeren sind die Stars des Sommers. Ihr Aroma kann man in Konfitüre und Saft für den Winter einfangen – und mit den richtigen Sorten sogar einen kleinen Vorrat anlegen. Jetzt ist noch Pflanzzeit.
Eine Konfitüre aus meinen eigenen Brombeeren, das ist mein lang gehegter Traum. Doch reichen die paar Früchtchen an meiner Brombeere gerade so, um sie direkt vom Strauch zu naschen. Eine nennenswerte Ernte im Kilogrammbereich, um überhaupt an Beeren-Kuchen oder gar Einkochen zu denken, ist nicht zu erwarten. Also wie vorgehen?
Ich müsste schon sehr diszipliniert sein, alle reifen Früchte einfrieren und so lange sammeln, bis es für ein paar kleine Gläschen des süßen Brotaufstrichs reicht. Wenn ich dann aber vor den reifen Brombeeren stehe, siegt am Ende doch die Lust, die schwarzen Früchte gleich auf der Zunge zergehen zu lassen. Hätte ich doch nur mehr Platz für die ausladenden Pflanzen!
Dann würde ich eine Reihe mit Brombeeren anlegen. Die müsste dann aber ziemlich lang sein. Denn zwischen zwei Pflanzen sollten drei Meter Abstand sein. Und mindestens drei verschiedene Sorten möchte ich schon haben, und zwar nicht nur die modernen Naschsorten mit den großen Früchten, sondern auch die reichtragenden Beeren zum Einkochen, zum Beispiel die Brombeeren ‘Black Satin’ und ‘Theodor Reimers’. Dafür kann ich dann aber auch bis zu vier Kilogramm pro laufendem Meter ernten. Das wär doch mal was!
Himbeeren dürfen dann aber auch nicht fehlen. Und schon ist in meinem Traumbeerengarten die nächste Reihe geplant. In diese passen noch mehr Pflanzen hinein. Pro laufenden Meter kann ich zwei Pflanzen unterbringen und damit auch mehr Sorten, etwa meine Wunschkandidaten ‘Meeker’ und ‘Aroma Queen’. Rund zwei Kilogramm Himbeeren würde ich dann pro laufendem Meter ernten. Mal kurz durchrechnen … Hmm … diese Beeren-Beute könnte ich dann nicht nur einkochen, sondern auch einen kleinen Tiefkühlvorrat anlegen.
Bis der Traum meiner Marmeladenmeile eines Tages Wirklichkeit wird, setze ich auf Johannisbeeren und Stachelbeeren, die kompakter wachsen und dennoch reichen Ertrag liefern. Selbst in einem kleinen Garten haben fünf, sechs Sträucher Platz. Dafür zieht man sie als eintriebige Spindeln an dicken Bambusstäben. Zwischen ihnen reicht ein Abstand von 50 cm. Entscheidet man sich für die klassische Erziehungsmethode als Strauch, lässt man zwischen den Pflanzen mindestens 1,50 Meter Platz.
Die Roten Johannisbeeren sind für mich vor allem Verarbeitungsbeeren. Die säuerlichen Früchte stehen bei Süßmäulern als Naschfrucht nicht sehr hoch im Kurs. Auch ich nasche sie selten und ernte sie erst, wenn ich mit ihnen einen Kuchen mit zuckersüßer Baiserhaube backe. Von einem gut entwickelten Johannisbeerstrauch kann ich bis zu vier Kilogramm ernten, das reicht locker für ein, zwei Kuchen und ein paar Gläser Konfitüre oder Gelee, wenn ich die Beeren einkoche. Mit der reichtragenden ‘Jonkheer van Tets’, die bis zu zehn Kilogramm pro Strauch bringt, sind auch ein paar Flaschen Saft drin …
Wer wie ich viele Beeren einkochen möchte, setzt auf solche ertragreichen Verarbeitungssorten. Sie reifen gleichmäßig ab, sodass viele Früchte auf einmal zur Verfügung stehen. Und nach dem Beeren Einkochen bleiben sowohl Farbe als auch Geschmack weitestgehend erhalten. Diese Sorten haben allerdings einen Nachteil: Es sind oft keine Naschfrüchte.
So sind die Schwarzen Johannisbeeren schottischer Herkunft mit dem Zusatz „Ben“ im Namen hochertragreich, roh aber leider eine Enttäuschung. Sie offenbaren ihr hervorragendes Aroma erst als Konfitüre oder Cassis Likör. Zu diesen Sorten gehören ‘Ben Alder’, ‘Ben Sarek‘ und ‘Ben Lomond’. Die Schwarze Johannisbeere ‘Titania’ ist die rühmliche Ausnahme unter den Beeren, die sowohl roh vernascht als auch gut eingekocht werden kann.
Bei den Stachelbeeren ist das anders, die esse ich am liebsten gleich vom Strauch – mit dem angemessenen Schauer, wenn es erst sauer und dann süß schmeckt. Doch erinnere ich mich auch gern an das Stachelbeerkompott meiner Oma. Das wurde aus noch unreifen Beeren eingekocht. Mein Opa hat dafür, meist im Juni, etwa die Hälfte der unreifen Beeren gepflückt und den Rest bis zur Reife hängen lassen. Doppelte Ernte hat er das genannt.
Bei all den neuen Naschsorten ist diese Grünpflücke fast in Vergessenheit geraten. Doch tut die den am Strauch verbliebenen Beeren gut: Sie haben mehr Platz zum Wachsen und lagern mehr Zucker ein. So schmecken die süß-sauren Früchtchen noch viel besser. Dass da ein paar Beeren schon im Kompott gelandet sind, merkt man gar nicht. Schließlich trägt so ein Stachelbeerstrauch gute vier Kilogramm. Aus den reifen Stachelbeeren, egal ob rot, grün oder gelb, kann man gut Saft oder Konfitüre herstellen.
Unter den Kultur-Heidelbeeren gibt es (noch) keine ausgesprochenen Verarbeitungssorten. Die Beeren sind alle gleichermaßen zum Naschen wie zum Einkochen geeignet. Möchte man allerdings große Mengen ernten, wählt man Sorten mit einem hohen bis sehr hohen Ertrag wie ‘Reka’, ‘Duke’ und ‘Bluecrop’. Die bringen dann pro Strauch bis zu sieben Kilogramm! Und jetzt schaue ich gleich mal im Garten nach, ob sich nicht vielleicht doch noch ein Platz für eine zweite Brombeere findet …
NATALIE FASSMANN
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