Trotz guter Versorgung mit Nährstoffen und Wasser wachsen die Pflanzen und das Gemüse im Garten kümmerlich? Die Blätter vergilben und die Wurzeln entwickeln sich mit Anomalien? Dann ist die Fruchtfolge im Gemüsegarten vielleicht nicht ausgewogen geplant.
Für eine langfristig gute Gemüseernte im Garten ist die Fruchtfolge, auch Felderwirtschaft genannt, wichtig. Am besten eignen sich die Wintertage, um einen Gemüsegarten zu planen.
Die Fruchtfolge bezeichnet die zeitlich bestimmte Reihenfolge des Anbaus verschiedener Kulturpflanzen oder Gemüsearten auf einer landwirtschaftlichen Fläche. Durch die Felderwirtschaft bleibt der Boden fruchtbar. Sie sichert gesundes Gemüse und beugt Krankheiten und Schädlingen vor.
Die Fruchtfolge im Gemüsegarten ist eine wichtige Maßnahme, um Pflanzenkrankheiten und Mangelerscheinungen zu vermeiden. Die Kohlhernie zum Beispiel ist eine gefürchtete Pilzerkrankung. Ihr Erreger reichert sich auf Nutzflächen mit Kohl im Boden an. Ist die Krankheit etabliert, lässt sich diese schwer bewältigen. Totalausfall beim Kohlrabi!
Eine abwechslungsreiche Felderwirtschaft wirkt Unverträglichkeiten entgegen. Einige Pflanzen geben über ihre Wurzeln Botenstoffe in den Boden ab, um ihr Revier abzustecken. Andere Pflanzen, gerade aus der eigenen Familie, werden im Wachstum gehemmt. Insbesondere trifft das auf Schmetterlingsblütler (wie Erbsen) und alle Doldenblütler (wie Möhren) zu.
Sie profitieren gleich in doppelter Hinsicht von einer drei- bis vierjährigen Anbaupause.
Der unterschiedliche Nährstoffanspruch der Gemüsekulturen ist ein entscheidender Grund für die Fruchtfolge im Gemüsegarten. Arten wie Kohl oder Gurken, die zu den Starkzehrern gehören, haben einen hohen Nährstoffbedarf (vor allem der Stickstoffverbrauch ist hoch). Ein einseitiger Anbau von Starkzehrern lässt den Boden auf Dauer verarmen.
Erbsen, die zu den Schwachzehrern im Gemüsebeet gehören, sind hingegen mit einem Überangebot an Nährstoffen überfordert. Sie sind also nach den Regeln der Fruchtfolge erst nach den Starkzehrern anzubauen.
Krankheitserreger in Schach halten
Vor Jahrhunderten haben unsere Vorfahren den bewährten Fruchtfolgeplan entwickelt. Der Gemüsegarten wird dabei in vier Beete mit rotierenden Anbaugruppen aufgeteilt.
Die Fruchtfolge ist an Hand verschiedener Kriterien festgelegt. Dabei ist die Verträglichkeit der Kulturpflanzen untereinander und die Selbstverträglichkeit zu berücksichtigen. Die Felderwirtschaft sorgt dafür, dass die Feldfrüchte in einem zeitlichen eingeordneten Ablauf abwechselnd wiederkehren.
In jedem Jahr gehört jeweils ein Beet den Starkzehrern: Dazu gehören Sellerie, Lauch, alle Kohlarten außer Kohlrabi, alle Kürbisgewächse und alle Nachtschattengewächse. Ein weiteres Beet gehört den Mittelzehrern, zu denen Möhre, Fenchel, Zwiebel, Knoblauch, Kohlrabi, Mais, Kopfsalate, Schwarzwurzeln, Rettich, Radieschen und alle Gänsefußgewächse gehören. Dem dritten Beet sind die Schwachzehrer zugeordnet. Zur dieser Gruppe gehören Fruchtpflanzen, die gerne auf stickstoffärmeren Böden wachsen, wie Bohnen, Erbsen, Radieschen, Feldsalat, Rucola und Fenchel.
Das vierte Beet ist der Gründüngung vorbehalten. Auf diesem Beet wachsen bodenfördernde Pflanzen, die Blattmasse (und damit Humus) einbringen und mit weitreichenden Wurzeln das Erdreich lockern. Sie dienen als Bodenkur. Phacelia und Buchweizen sind besonders empfehlenswert. Vor der Einsaat wird ihr Beet mit abgelagertem Mist und anderen organischen Düngern versorgt.
Im folgenden Jahr rückt jede Pflanzengruppe ein Beet weiter. Die Starkzehrer ziehen auf die ehemalige Gründüngungsfläche, die Mittelzehrer folgen den Starkzehrern und weiter.
Daraus resultiert ein rotierendes System, bei dem im fünften Jahr die Stark-, Mittel- und Schwachzehrer wieder in dem ihnen ursprünglich zugeordneten Feld bzw. Beet gedeihen.
Eine Gemüseart beansprucht den Boden selten das ganze Jahr über. In einem Gemüsebeet sollten daher möglichst zwei Kulturen pro Jahr angebaut werden.
Ab Anfang März gedeiht die Vorkultur: Das sind beispielsweise ein schnell wachsendes Gemüse, das nicht mit der Hauptkultur verwandt ist, wie Radieschen, Pflücksalate, Asia-Salate, Rucola, Spinat, Mairübchen oder Lauchzwiebeln. Die Ernte findet bis Mitte Mai statt.
Auch frühe Zwiebeln und Salate kommen als Vorkultur in Frage. Sie sind zu Anfang auf Lücke gesetzt, sie bleiben länger auf dem Beet als die typischen Vorkulturen. Obwohl die Vorkultur noch steht, kann die Hauptkultur (beispielsweise Tomaten) folgen. Wenn die Tomaten gedeihen und mehr Platz benötigen, sind die frühen Kulturen geerntet.
Es besteht kein Grund zur Besorgnis: Die Vorkultur bemächtigt sich nicht der Nährstoffe der Hauptkultur – die Pflanzen räumen viel zu schnell das Beet.
Nach dem Abernten der Hauptkultur folgt die Nachkultur, die das Beet bis zum Winter bedeckt. Dafür kommen alle als Vorkultur empfohlenen Gemüse in Frage, zusätzlich Feldsalat, Herbstrübchen, vorgezogene Rettiche, Endivien oder Radicchio.
Es lohnt sich, sich mit den Vorgängen der Fruchtfolge im Gemüsegarten auseinanderzusetzen. Dies garantiert eine langfristige hervorragende Gemüseernte. Auch die Mischkultur im Gemüsebeet ist förderlich für das Pflanzenwohl.
Kürbisgewächse:
Kürbis, Zucchini, Melone, Gurke
Nachtschattengewächse:
Tomaten, Paprika, Kartoffel, Aubergine, Andenbeere, Tomatillo
Kohlgewächse:
Kohl, Rettich und Radieschen, Salatrauke und Wilde Rauke, Senf, Raps, Kresse, Brunnenkresse, Meerrettich, Speiserübe, Löffelkraut, Goldlack, Levkojen, Nachtviole
Hülsenfrüchte:
Erbse, Bohne, Dicke Bohne, Kichererbse, Lupine, Luzerne, Klee, Linse
Gänsefußgewächse:
Spinat, Mangold, Rote Bete, Guter Heinrich, Reisspinat (Quinoa), Erdbeerspinat
Liliengewächse:
Spargel, Zwiebel, Schnittlauch, Lauch, Porree, Winterheckenzwiebel
Doldenblütler:
Möhre, Sellerie, Pastinake, Petersilie, Zuckerwurzel, Kerbel, Liebstöckel, Fenchel, Dill, Kümmel
Korbblütler:
Kopfsalat, Schnitt- und Pflücksalat, Endivie, Zuckerhut, Chicorée, Radicchio, Schwarzwurzel, Sonnenblume
Gemüsearten aus anderen Familien:
Feldsalat (Baldriangewächse), Neuseeländer Spinat (Eiskrautgewächse), Zuckermais (Süßgräser)
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