Das Vogtland ist eher bekannt für Plauener Spitze und seine idyllische Landschaft, nicht für exotische Kartoffelsorten. Doch das könnte sich ändern. Denn im sächsischen Reichenbach hat Ulrich Gündel eine beeindruckende Sammlung im Angebot.
Kommt, wir ernten gleich! Der gut 40 Jahre alte Belarus-Schlepper schüttelt sich beim Anlassen. Dann lenkt ihn Ulrich Gündel schnurgerade über seinen Kartoffelacker. Die Erntemaschine im Schlepptau. Und das Gefährt gehorcht. In den Reihen tauchen immer mehr knubbelige blauschalige und dann rot marmorierte Kartoffeln auf.
Ich helfe beim Aufsammeln, trenne auf Gündels Geheiß hin streng nach Sorten und finde vor allem kleine und mittelgroße Knollen. „Das soll auch so sein! Wir düngen unsere Kartoffeln nur mäßig mit Stickstoff, dafür phosphat- und kalium-betont. Ein Zuviel an Stickstoff lässt die Knollen zwar kräftig wachsen. Nur fehlt es denen dann etwas an Aroma.“ Mir fällt die nicht ganz ernstzunehmende Redensart von den dummen Bauern und den großen Kartoffeln ein.
Gemeinsam mit seinem Sohn Swen kultiviert Ulrich Gündel auf fünf Hektar eine bunte Sammlung von etwa 150 Kartoffelsorten aus aller Welt. So wachsen bei ihnen im Vogtland neben den modernen Züchtungen auch über hundertjährige deutsche Sorten und noch viel ältere Varietäten von den Kanaren und aus Mittelamerika, der ursprünglichen Heimat der Kartoffel.
In jedem Jahr kommen neue dazu. Die blaufleischigen, rotschaligen oder auch „ganz normal“ gelben Knollen mit ihrem typisch kartoffeligen Aroma sind inzwischen auch in der gehobenen Gastronomie sehr gefragt. Aber auch Hobbygärtner können kleine Mengen über einen Onlineshop bestellen oder im Hofladen abholen. „Wir bieten etwa 80 Sorten zum Verkauf an. Die anderen prüfen wir erst noch, oder wir haben einfach noch nicht ausreichend Knollen.“
Wer besonders früh ernten möchte, sei mit ‘La Bonnotte’, ‘Red Duke of York’ und ‘Acapella’ gut beraten. Die historischen Sorten ‘Rosa Tannenzapfen’ (fest), die würzig erdige ‘Vitelotte’ (fest) und die ertragreiche ‘Reichskanzler’ (mehlig) reifen allesamt spät und lassen sich lange lagern. Unter den Neuzüchtungen machen die rotfleischige ‘Rote Emmalie’, ‘MayanTwilight’ und ‘Laura’ von sich reden.
Appetit bekommen? Dann besuchen Sie doch mal „Gündels Kulturstall“! Wer rechtzeitig reserviert, kann im zum Partyraum ausgebauten Viehstall Gündels Kartoffelspezialitäten genießen: gedämpft als Pellkartoffel und zusammen mit gutem Wein, Musik und Kabarett serviert. Oder Kartoffelchips. Auch die sind beliebt bei Gündels Gästen und lassen sich recht einfach leicht selbst zubereiten.
Kartoffelchips selber machen
Kartoffeln mit dem Küchenhobel in dünne Scheiben schneiden, auf einem Küchentuch abtrocknen lassen und in maximal 170 °C heißem Fett frittieren, bis sie ganz leicht bräunen. Herausnehmen, abtropfen lassen und nach Geschmack mit Paprikapulver, Salz oder Zwiebelsalz würzen. Fertig. Luftdicht verpackt, bleiben die Chips etwa zwei Monate lang knusprig.
Gündels Profi-Tipp dazu: „Nicht zu kleine Knollen verwenden. Wir selbst favorisieren die blaufleischige ‘Vitelotte’, die gelbe Sorte ‘Exquisa’ und die ‘Rote Emmalie’.“