Profis aus der Landwirtschaft wenden diese Technik bei der Pflanzgutvorbereitung an. Tatsächlich ist das Vorkeimen von Kartoffeln auch für Hobbygärtner interessant. Das Wachstum wird schon vor dem Auspflanzen angeregt – und es gibt weitere Vorteile. Wir stellen Ihnen die bewährte Methode vor.
Kartoffeln vorkeimen – voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten
Für Interessierte zunächst ein wenig Botanik: Erhalten Kartoffeln, die ja pflanzliche Speicherorgane sind, die passenden Bedingungen, entwickeln sich aus den schlafenden Knospen (auch Augen genannt) aufrechte Laubsprosse. Aus diesen wächst schließlich die neue Pflanze heran. Wenn Sie Kartoffeln vorkeimen, setzen Sie diesen Prozess in Gang.
Kommen die Sprosse in die Erde, entstehen lange Ausläufer, die mit der Zeit auch Wurzeln bilden. Die Enden der Ausläufer verdicken sich nach und nach – und das Ergebnis ist bekannt: Es gibt viele neue, schmackhafte (Spross-)knollen. So hat eine vegetative Vermehrung der Kartoffelpflanze stattgefunden. Die Mutterknolle, die in den Boden gesteckt wurde, laugt dabei aus.
Wenn man genau hinschaut, hat eine Knolle zwei Enden: Ein Ende (die so genannte Endknospe) hat meist vertiefte Stellen – dort sitzen Augen, aus denen sich später besonders dicke Kartoffeln entwickeln. Diese Triebe sollten Sie also unbedingt unterstützen.
Der Keimprozess findet natürlich auch vollständig in der Erde statt, was gleich die Frage beantwortet, ob man Kartoffeln vorkeimen muss. Wer das zu aufwändig findet oder keinen Platz auf der Fensterbank hat, kann sich stattdessen auf die ideale Pflanzung und Pflege der Kartoffeln konzentrieren.
Es gibt aber gute Gründe, Kartoffeln vorkeimen zu lassen:
Lichtkeime sind erwünscht
Beim Vortreiben sollten kurze, kräftige, grüne (oder violette) Laubsprosse entstehen. Dafür darf der Ort nicht zu dunkel ausfallen. Das dabei gebildete Solanin, das beim Verzehr von gekeimten Kartoffeln eher gefürchtet ist, kommt der Knolle zugute: Es unterstützt sie bei der Krankheitsabwehr.
Nutzen Sie die Technik des Vorkeimens vor allem bei sehr frühen und frühen Kartoffelsorten – sie kommt aber auch mittelfrühen Sorten zugute. Etwa 100 Tage nach der Pflanzung ist bei Frühkartoffeln schon mit einem ersten Ertrag zu rechnen – das heißt, im Juni können Sie bereits ernten.
Grundsätzlich gilt: Beginnen Sie mit dem Vorkeimen etwa vier bis sechs Wochen vor dem geplanten Pflanztermin. Da dieser sortenabhängig ist, sollten Sie sich vorher entsprechend informieren. Frühe Sorten können bereits ab Mitte Februar zur Keimbildung angeregt werden.
Der Ort zum Vorkeimen von Kartoffeln sollte hell sein und eher kühl ausfallen. Eine Fensterbank ist ideal. Wenn das Zimmer dann noch etwa 12 bis 15 Grad aufweist, haben Sie die perfekten Bedingungen. Bei niedrigen Raumtemperaturen (um die 6 Grad) entstehen mehr Nebentriebe an den Seiten, die viele kleine Kartoffeln hervorbringen. Zu hohe Temperaturen und ein dunkler Platz lassen hingegen die unerwünschten blassen Keime sprießen. Die Luftfeuchtigkeit sollte möglichst hoch ausfallen – gegebenenfalls kann man mit einer Sprühflasche etwas nachhelfen.
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Vortreiben mit Erde: Füllen Sie den Behälter zum Vorkeimen mit Erde (Gemüseerde oder einer Mischung aus reifem Kompost und Sand) und stecken Sie die Knollen in das Substrat – die Endknospe mit den meisten Augen zeigt nach oben. Lassen Sie die Kartoffeln etwa zur Hälfte aus der Erde herausschauen. Gießen Sie danach etwas an.
Vortreiben ohne Erde: Wenn Sie Kartoffeln vorziehen möchten, ohne Erde zu verwenden, sollten Sie die Knollen aufrecht in die Mulden des Eierkartons stellen – die Endknospe befindet sich ebenfalls oben. Wenn Sie stattdessen lieber eine flache Kiste verwenden wollen, breiten Sie die Erdäpfel darin einlagig aus.
Sobald die Keime erscheinen, ist bei beiden Verfahren eine ausreichende Belichtung erforderlich, damit der Austrieb kräftig wird. In den folgenden Wochen sollten Sie die Kartoffeln (sowie die Erde) leicht feucht halten.
Sind die Keime 10 bis 15 Millimeter lang, können die Knollen ins Beet oder in das Pflanzgefäß. Profis sorgen einige Tage vor dem Auspflanzen für eine kurze Abhärtung bei 5 bis 8 Grad – dies ist aber kein Muss.
Wenn Sie Kartoffeln vorkeimen konnten, benötigen Sie eine Bodentemperatur von mindestens 7 Grad – für nicht vorgekeimte Kartoffeln werden 10 Grad empfohlen. Sie möchten Kartoffeln im Topf pflanzen?Dann sollten diese erst im April ihren endgültigen Platz auf dem Balkon beziehen.
Behandeln Sie das Pflanzgut sehr vorsichtig, denn es sollen natürlich nur wenige Keime abbrechen. Drei bis vier kräftige Triebe pro Kartoffel sind ideal. Überzählige Seitensprosse können Sie entfernen, um größere Knollen zu erhalten. Haben Sie die Kartoffeln in Behältern mit Erde keimen lassen, werden sie samt Wurzeln behutsam mit einem Messer herausgeschnitten.
Bedecken Sie die Knollen im Freiland mit einer acht bis zehn Zentimeter dicken Erdschicht. So kann ihnen Spätfrost wenig anhaben. Sobald die jungen Triebe an der Oberfläche zu sehen sind, schützen Sie diese bei drohenden Minustemperaturen mit einem Vlies.
Falls Sie zu wenige Setzkartoffeln haben oder diese besonders groß ausfallen, können Sie die Knollen der Länge nach durchschneiden. Achten Sie darauf, dass beide Hälften gleichmäßig mit Keimen besetzt sind. Lassen Sie Schnittstellen etwas abtrocken oder tragen Sie Holzkohlepulver auf. So entsteht keine Fäulnis.
SABINE FAASS
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Wir wünschen Ihnen viel Erfolg im Nutzgarten.
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